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Nach Wildschweinangriff: Hündin und Halterin stehen unter Schock
Niederhofener Wald
Nach unserem Bericht über den Angriff eines Wildschweins auf eine Hündin im Niederhofener Wald meldeten sich jetzt die Hundebesitzerin aus Schwerte und die Retterin. Fotos zeigen die schweren Wunden.
Normalerweise geht die Hundebesitzerin aus Schwerte mit ihrer Hündin Lotte am Ebberg spazieren, eher selten verschlägt es die beiden in den Niederhofener Wald. Doch am 11. Juli (Sonntag) waren sie ausnahmsweise zur Mittagszeit im Waldgebiet zwischen dem Hotel-Restaurant L‘Arrivée und Haus Overkamp unterwegs, als es zu einer unheilvollen Begegnung kam.
„Lotte lief an der langen Leine und verschwand im Gebüsch neben dem Weg“, erzählt die Schwerterin, die lieber nicht namentlich genannt werden möchte. „Dann ging alles ganz schnell.“ Es habe ein lautes, wildes Geschrei und Grunzen gegeben, dann tauchte der sechsjährige Golden Retriever sichtlich verstört wieder auf.
„Ich bin mit ihr erst einmal ein Stück weggegangen, denn ich hatte selbst auch Angst. Ich habe dann versucht, sie zu beruhigen, aber wir standen beide unter Schock.“

Jessica Lappe und ihre Hündin Abby leisteten Erste Hilfe. Der weiße Schweizer Schäferhund hat die schlimmen Verletzungen als erstes bemerkt. © Lappe
Die schweren Verletzungen an Bauch und Brust der Hündin habe sie zunächst gar nicht wahrgenommen. Glücklicherweise kam eine andere Hundebesitzerin dazu, Jessica Lappe mit ihrer Weißen Schweizer Schäferhündin Abbygail White Pearls of Light Ennepetal, genannt Abby.
Abby machte hartnäckig auf die blutenden Wunden der sechsjährigen Lotte aufmerksam. „Ich habe immer ein Erste-Hilfe-Set dabei“, sagt Jessica Lappe. Der Tierarzt hatte ihr dazu geraten, nachdem Abby mehrmals von Bienen und Wespen gestochen wurde.

Eine etwa 20 Zentimeter lange Wunde am Hals und mehrere Löcher im Bauch- und Brustbereich mussten geklammert werden. © privat
So konnte die Dortmunderin die verletzte Hündin erstversorgen, während ihre Besitzerin den Wagen in den Wald holte, um das Tier zum Notdienst zu fahren. Ein Schwerter Tierarzt kümmerte sich um die Hündin. Glücklicherweise musste sie nicht operiert werden. Lotte trug aber klaffende Wunden in der Größe von Zwei-Euro-Stücken an Brust und Bauch davon, viele Schürfwunden und eine sehr lange Wunde am Hals, die mit Dutzenden von Klammern versorgt werden musste.
Die großen Verletzungen zeigen, wie viel Glück die sandfarbene Hündin gehabt hat. „Unserer besonderer Dank gilt Tierarzt Dr. Wolf in Schwerte und Frau Lappe für ihre Erste Hilfe und die Rettungskette“, sagt die Hundehalterin.

Die sechsjährige Hündin Lotte ist mit ihrer Halterin viel am Ebberg unterwegs. Bei einem Ausflug in den Niederhofener Wald stieß sie auf ein Wildschwein. © privat
Der Schreck sitzt ihr noch immer in den Knochen. „Ich habe schon von den Wildschweinen hier gehört. Ich hätte aber nie gedacht, dass sie direkt am Weg liegen.“ Ihre Hündin Lotte sei „eine äußerst dankbare und liebenswerte freundliche Hündin“. Vor viereinhalb Jahren habe sie Lotte von einem Tierschutzverein übernommen. „Sie ist unsere Herzmaus.“
Die Wunden heilten ganz gut, kleine Spaziergänge seien bereits wieder möglich, erzählt die Schwerterin. „Aber es dauert, und der Schock bei meiner Hündin und genauso bei mir sitzt tief. Das merke ich bei jeder Hunde-Runde, egal ob Gebüsch im Wald oder nur eine Hecke am Bürgersteig.“ Bei jedem Geräusch schreckten sie auf. „Wir hören es ständig rascheln.“ Ins Niederhofener Holz ziehe sie jedenfalls so schnell nichts wieder.
Auch Jessica Lappe geht mit erhöhter Aufmerksamkeit in den Wald, zumal sie von weiteren Wildschwein-Attacken gehört hat. „Im März habe ich mit einem Hundehalter gesprochen, dessen Hund schwer verletzt überlebt hat“, sagt sie. Das Tier sei allerdings nicht angeleint gewesen. Weitere Vorfälle seien ihr über Dritte zugetragen worden. „Da weiß ich nicht, ob sie stimmen. Aber jetzt war ich selbst dabei.“
Menschliches Verhalten kann die Tiere im Wald stressen
Dieses Erlebnis bereitet ihr Sorgen, sie denkt dabei auch an spielende Kinder und Freizeitgruppen. Viele wüssten gar nichts von der Existenz der Rotten in den heimischen Wäldern. „Der Mensch benimmt sich im Wald nicht immer adäquat“, sagt die Tierfreundin. Hunde, Familien oder Mountainbiker, die durchs Unterholz streiften, stressten die Wildschweine, könne sie sich vorstellen. „Die kommen nicht zur Ruhe. Und wenn sie gestresst sind, dann greifen sie an.“
Seit 2001 in der Redaktion Dortmund, mit Interesse für Menschen und ihre Geschichten und einem Faible für Kultur und Wissenschaft. Hat einen Magister in Kunstgeschichte und Germanistik und lebt in Dortmund.
