
© Susanne Riese
Golfplatz Syburg: Trotz Wegerecht stranden Spaziergänger am Elektrozaun
„Sonnenweg des Südens“
Ein historischer Weg, Wildschweine und ein Elektrozaun – das sind die Eckpunkte eines Streits rund um den Golfplatz in Dortmund-Syburg. Es kam bereits zu drastischen Vorfällen.
Jahrzehntelang gab es am Golfplatz im Dortmunder Süden ein mehr oder weniger einvernehmliches Miteinander von Golfern, Spaziergängern und Hundebesitzern. Bis die Wildschweine hinzukamen. Seitdem läuft es nicht mehr ganz so harmonisch rund um das idyllische Grün am Wannebachtal.
Zur Wildabwehr ließ der Dortmunder Golfclub einen Elektrozaun um einen Großteil des Geländes installieren. Spaziergänger müssen daher weitläufig um den Platz herumgehen. Sie fühlen sich damit nicht nur von ihren gewohnten Pfaden verdrängt, sondern auch um ein historisches Recht betrogen.

Der eingetragene Weg ist zum großen Teil kaum noch erkennbar. Außerhalb des Platzes ist er an manchen Stellen schwer passierbar. © Susanne Riese
Denn es gibt ein altes Wegerecht, das den Bürgern aus der Wanne eine Verbindung hoch zur Reichsmark und zur Wittbräucker Straße und den dortigen Buslinien garantiert. Es stammt aus einer Zeit, als die meisten Menschen nicht motorisiert waren. Doch auch später wurde der öffentliche Weg gern genutzt, der einst als „Sonnenweg des Südens“ bezeichnet wurde. Seit Ende vergangenen Jahres aber ist diese Verbindung nun durch den spannungsgeladenen Zaun abgeschnitten.
Wütende Bürger zerstören und manipulieren den Zaun
Das ärgert manche so sehr, dass sie zu drastischen Mitteln greifen. Mindestens ein Mal wurde der Zaun schon durchtrennt. Mehrere Golfspieler erzählen zudem, Unbekannte hätten eine Blitzschutzhütte auf dem Gelände mit einer Verbindung zum E-Zaun unter Spannung gesetzt, sodass die rastenden Golfer anstelle der Schweine „einen gewischt“ bekamen. Der Club hat diesen Vorfall allerdings bislang nicht bestätigt.

An einigen Stellen enden Wege am Golfplatz abrupt vor dem Elektro-Zaun. Uli Beckmann sähe hier gern ein einen Durchgang. © Susanne Riese
Uli Beckmann (75) gehört zu den regelmäßigen Besuchern des Naherholungsgebiets zwischen Reichsmark und Hohensyburg. Er ist dort aufgewachsen und kann sich sehr gut an den alten Weg aus dem Wannebachtal erinnern. Mittlerweile ist die Verbindung derart zugewuchert und durch umgestürzte Bäume unterbrochen, dass sie kaum noch zu erkennen ist.
Dem Dortmunder Golfclub, der das riesige Gelände von der Stadt gepachtet hat, dürfte das nicht ungelegen kommen, stehen doch an den Grenzen des Platzes zahlreiche „Betreten verboten“-Schilder. Bis zur Errichtung des Zauns haben sich daran allerdings nur wenige gehalten. Diese Nutzer vermuten jetzt, die Golfer hätten dank E-Zaun zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen und mit den Schweinen auch gleich die Spaziergänger und Hunde ausgesperrt.
Platz sollte für alle offen bleiben
Uli Beckmann meint, es sollte den Menschen wieder die Möglichkeiten gegeben werden, den Platz zu überqueren. Er hat deshalb bereits den Kontakt zum Liegenschaftsamt und schließlich auch zur Bezirksvertretung Hörde aufgenommen. „Der Zaun müsste an mehreren Stellen geöffnet werden.“ Tore oder Wildschutzgitter, so wie sie für die Wirtschaftswege des Platzes geplant sind, könnten an diesen Stellen ungebetene Gäste wie Wildschweine abhalten.

An dieser Stelle führt ein Spazierweg auf den Golfplatz. © Susanne Riese
Und die „tödliche Gefahr“, die von fliegenden Golfbällen ausgeht? Mit diesem Risiko könne man umgehen. „Mit etwas gegenseitiger Rücksichtnahme ist das machbar“, meint Beckmann. Wenn Golfspieler und Fußgänger aufeinander achten und im Zweifelsfall kurz warten, dürfte das gut funktionieren. Zumal in vielen anderen Ländern, unter anderem im als Wiege des Golfs geltenden Schottland, die Plätze öffentlich zugänglich sind.
Zumindest sollte der Zaun auf der südwestlichen Seite zum Wannebachtal hin ein Stück versetzt werden, sagt Uli Beckmann. So könnten Fußgänger wenigstens an der Außenseite entlang gehen, ohne in dem parallel verlaufenden Wassergraben zu landen, was ihm schon passiert sei.
Die Debatte um das historische Wegerecht, das im Pachtvertrag der Stadt mit dem Golfclub vermerkt sein soll, erweist sich als schwierig. Inzwischen haben sich die Mitglieder der Hörder Bezirksvertretung mit Vertretern des Clubs und des Liegenschafts- und Umweltamtes besprochen. Dabei ging es unter anderem um Fragen der Wegeführung und Verkehrssicherheit.
Verwaltung soll das Wegerecht prüfen
„Wie wohl nicht anders zu erwarten war, gab es zu den Wegerechten unterschiedliche Meinungen“, teilt dazu Werner Sauerländer, zweiter stellvertretender Bezirksbürgermeister und SPD-Fraktionsvorsitzender, mit. „Letztlich hat man sich aber darauf verständigt, dass die Verwaltung eine Prüfung der rechtlichen und vertraglichen Grundlagen vornimmt und man dann noch einmal über das Ergebnis sprechen will.“
Der Golfclub sei offensichtlich an einer einvernehmlichen Lösung interessiert, merkt Werner Sauerländer an. Darauf hofft nun auch Uli Beckmann. „Wenn alle etwas Rücksicht aufeinander nehmen, müsste wohl ein Kompromiss gefunden werden.“
Dann könnten wieder auch ganz normale Fußgänger den „Sonnenweg des Südens“ genießen.
Seit 2001 in der Redaktion Dortmund, mit Interesse für Menschen und ihre Geschichten und einem Faible für Kultur und Wissenschaft. Hat einen Magister in Kunstgeschichte und Germanistik und lebt in Dortmund.
