
Zahlreiche Polizisten und das Ordnungsamt waren bei der Festnahme im Einsatz. © März
Nach spektakulärer Festnahme in Dortmunds Innenstadt: 33-Jähriger jetzt in U-Haft
Versuchte Tötung
Wer ist verantwortlich für die Stiche, die einen 22-Jährigen fast getötet hätten? Zwei Tage nach einer spektakulären Festnahme in der Dortmunder Innenstadt gibt es einen neuen Stand.
Es besteht dringender Tatverdacht: So lässt sich zusammenfassen, was die Staatsanwaltschaft am Freitagnachmittag zum Fall der Stiche am Nordmarkt bekanntgegeben hat. Doch von Beginn an.
Am Dienstagmorgen (4.10.) wurde am Nordmarkt ein 22-Jähriger mit Stichverletzungen gefunden. Das Opfer, das zur Drogenszene gehören soll, wurde operiert und überlebte den Angriff. Die Staatsanwaltschaft wertete die Tat als versuchte Tötung.
33-Jähriger in der Nähe der Thier-Galerie festgenommen
Die Polizei, die mit einer Mordkommission ermittelte, fasste kurz nach der Tat einen ersten Verdächtigen, der allerdings wieder freikam. Am Mittwoch gab es dann in der Innenstadt eine spektakuläre Festnahme.
An der Potgasse – einer Nebenstraße des Westenhellwegs, die zur Thier-Galerie führt – schnappten etliche Beamte einen 33-Jährigen, der laut Polizeiangaben ebenfalls Teil der Nordmarkt-Drogenszene sein soll. Und der Verdacht gegen diesen Mann erhärtete sich offenbar.

Spezialisten der Kriminalpolizei sicherten am Dienstagmorgen Spuren auf dem Dortmunder Nordmarkt. Dort war ein Mann mit Stichverletzungen gefunden worden. © Wüllner / News4 Video-Line
U-Haft? Nur bei „dringendem Tatverdacht“
Am Donnerstagnachmittag habe eine Richterin am Amtsgericht einen Untersuchungshaftbefehl gegen den 33-Jährigen erlassen, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Freitag mit. Etwas, das nicht automatisch passiere, wie Sonja Frodermann auf Nachfrage erklärt.
Die Sprecherin der Staatsanwaltschaft unterstreicht, es müsse ein „dringender Tatverdacht“ bestehen, wenn es den Schritt zur U-Haft gebe. Eine einfache Sorge, dass eine Person später nicht mehr auffindbar sei, reiche dazu nicht aus.
Um in Deutschland nach Tötungsdelikten in U-Haft zu kommen, muss die Staatsanwaltschaft zum Schluss kommen, dass eine hohe Wahrscheinlichkeit zur Verurteilung besteht. Natürlich immer nur nach aktuellem Ermittlungs- und Kenntnisstand, wie Sprecherin Frodermann verdeutlicht.
Motiv für die Stiche weiter unklar
Einige weitere Details zu den Stichen vom Nordmarkt nennt die zuständige Staatsanwältin Milena Klement auf Nachfrage: Man gehe davon aus, dass die Tatwaffe ein Messer gewesen sei. Bei der Suche nach einem Motiv sei man aber noch nicht viel weitergekommen.
Zwar haben die Ermittler mit dem 22-jährigen Opfer mittlerweile sprechen können. „Es war auch möglich, daraus neue Erkenntnisse zu ziehen“, so Klement. Einen eindeutigen Grund, warum der 33-Jährige zugestochen haben soll, habe man jedoch nicht gefunden.
„Es lässt sich bisher kein Motiv erkennen“, so die Staatsanwältin. „Es scheint ein spontanes Geschehen gewesen zu sein.“ Zumindest sei das der aktuelle Stand der Ermittlungen, die ebenso weiterlaufen werden wie die Auswertungen von Spuren.
Die zweite Tat in wenigen Tagen
Sicher waren sich Polizei und Staatsanwaltschaft allerdings schon seit Tagen, dass der 22-jährige Niedergestochene und der 33-jährige Tatverdächtige „aus dem Drogenmilieu in der Nordstadt stammen“.
Staatsanwältin Klement fügt hinzu, der Tatverdächtige habe keinen festen Wohnsitz. Doch dass man ihn deshalb schwieriger wiederfinden werde, sei indes kein Grund für die Anordnung der U-Haft. In diesem Fall spiele es keine Rolle, ob Fluchtgefahr bestehe. Entscheidend sei hier bereits die Schwere der Tat.
Und vor allem der dringende Tatverdacht, den ja auch die Richterin des Amtsgericht gesehen habe. Im Zuge der weiteren Ermittlungen geht es nun auch darum, ob der Vorwurf irgendwann „versuchter Totschlag“ oder „versuchter Mord“ lautet wird. Bis dahin gelte es, einige weitere Erkenntnisse zu gewinnen, so Klement. Beispielsweise „inwieweit der Konsum von Drogen mit hineingespielt hat“.
Auf die Spur des 33-Jährigen sei die Mordkommission durch „mehrere Zeugenaussagen“ gekommen. Wenige Tage vor den Stichen auf den 22-Jährigen war in unmittelbarer Nähe des Nordmarkts die Leiche eines 47-Jährigen gefunden worden. Der Mann gehörte offenbar ebenfalls der dortigen Drogenszene an.
Jahrgang 1977 - wie Punkrock. Gebürtiger Sauerländer. Geborener Dortmunder. Unterm Strich also Westfale.
