Razzia in Dortmunder CBD-Shop Geschäft schließt nach Polizei-Durchsuchung

CBD-Shop in Dortmund schließt nach vier Jahren
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Während die Bundespolitik noch über die Legalisierung von Cannabis diskutiert, zeigt sich in Dortmund, welche Wirrungen die aktuellen Regelungen im Betäubungsmittelgesetz auslösen können.

Es geht in diesem Fall nicht um das berauschende THC, sondern um CBD. Der psychoaktiv wirkende Stoff wird der Cannabis-Pflanze weitgehend entzogen.

CBD-Produkten wird eine medizinische Wirkung zugesprochen, etwa bei Schmerzen. CBD ist längst ein Lifestyle-Produkt mit großer Präsenz in Werbung, Medien und auch auf der Straße geworden.

Grauzone oder verboten?

Die Kombination aus verbotener Pflanze und legalem Wirkstoff eröffnet seitdem viele Grauzonen. Diese können schnell zur verbotenen Zone werden, wie die Entwicklung um das Dortmunder Geschäft „Crystal Buds“ an der Lange Straße zeigt.

2019 eröffneten zwei Dortmunder das Geschäft im Unionviertel. Der Verkauf von CBD unter anderem in Blütenform, das äußerlich von „echtem“ Gras kaum zu unterscheiden ist, lief offiziell als Handel von Aromaprodukten. Ein Modell, das sich in mehreren deutschen Städten scheinbar etwas unter dem Radar etabliert hat.

„Wir wussten, dass es immer schon eine Grauzone ist“, sagt Felix Martens aus dem Umfeld der „Crystal Buds“-Teams. Trotzdem beanstandete niemand die Eröffnung.

Die Dortmunder Polizei formuliert die Rechtslage unmissverständlich. „Der Verkauf von CBD- Produkten in Kräuter-, Blüten- oder Pollenform an Endverbraucher und Konsumenten ist generell verboten und stellt eine Straftat nach dem Betäubungsmittelgesetzt sowohl für den Verkäufer als auch für den Käufer dar“, sagt Sprecherin Özlem Demirtas auf Anfrage dieser Redaktion.

Zwei Einsätze im August

Im Falle von „Crystal Buds“ gab es vier Jahre keine Beanstandungen. Bis im August nach Angaben der Betreiber eine Person im nahegelegenen Westpark beim Konsum eines CBD-Joints erwischt wurde und damit den Laden auf den Radar brachte.

Das, was danach passierte, fasst Polizeisprecherin Özlem Demirtas so zusammen: „Mitte August 2023 kam es in dem Geschäft zu insgesamt zwei Einsätzen. Das zuständige Fachkommissariat durchsuchte das Geschäft mit dem Ziel, Betäubungsmittel aufzufinden.“

Am selben Tag sei der Shop durch Mitarbeiter des Ordnungsamtes aufgesucht worden. „Durch diese konnte ausgelegte Ware festgestellt werden, bei welcher es sich augenscheinlich um Betäubungsmittel handelte. Die Polizei wurde hinzugezogen und stellte diese sicher. Die Polizisten fertigten eine Strafanzeige“, sagt Demirtas.

Ähnlich war die Polizei Dortmund in der jüngeren Vergangenheit schon in anderen Geschäften in Dortmund vorgegangen, etwa in den Stadtteilen Aplerbeck und Kirchlinde.

Die Eingangstür eines Geschäfts für CBD-Produkte, das einige Jahre in der westlichen Innenstadt existiert hat. Seit Mitte August ist der Laden geschlossen. Zuvor gab es Ärger mit der Polizei.
Die Eingangstür eines Geschäfts für CBD-Produkte, das einige Jahre in der westlichen Innenstadt existiert hat. Seit Mitte August ist der Laden geschlossen. Zuvor gab es Ärger mit der Polizei. © Felix Guth

Strafanzeigen und Ermittlungen

Özlem Demirtas verdeutlicht: „Wird durch die Polizei Dortmund der Verkauf von CBD-Produkten festgestellt, werden diese beschlagnahmt sowie entsprechende Strafanzeigen gefertigt und Ermittlungsverfahren eingeleitet.“

Dies gelte auch, wenn bei Gewerbekontrollen durch das Ordnungsamt der Stadt Dortmund festgestellt werde, dass solche Produkte in Kiosken, Trinkhallen oder anderen Stellen zum Kauf angeboten werden.

Laut Demirtas sind zuletzt im September 300 CBD-Produkte „in einer Tankstelle im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Dortmund sichergestellt“ worden. Den genauen Ort nennt die Sprecherin nicht.

„Wirtschaftlich erzwungen“

Felix Martens spricht im Fall von „Crystal Buds“ von einer „erzwungenen wirtschaftlichen Schließung“.

Er sagt: „Dabei gibt es das Zeug weiter an jeder Tankstelle“. Hinzu komme eine leichte Verfügbarkeit über Messenger-Dienste oder Online-Shops.

Solche CBD-Blüten waren unter anderem in dem Dortmunder Geschäft erhältlich. Der Verkauf der nicht-psychoaktiven Substanz in dieser Form ist nach dem Betäubungsmittelgesetz eine Straftat.
Solche CBD-Blüten waren unter anderem in dem Dortmunder Geschäft erhältlich. Der Verkauf der nicht-psychoaktiven Substanz in dieser Form ist nach dem Betäubungsmittelgesetz eine Straftat. © picture alliance/dpa

Der Dortmunder stört sich an der Argumentation, die für das Verbot von CBD in Blütenform angeführt wird. „Das Argument lautet, dass es Marihuana ist, das du extrahieren kannst. Wenn du 1 Kilogramm kaufst, kannst du daraus theoretisch 1 Gramm THC erzeugen.“

Ein Kunde müsste dafür nach seinen Angaben für mehrere Tausend Euro einkaufen, um sich mit einer geringen Menge THC berauschen zu können. Vom Aufwand einer möglichen Extraktion ganz abgesehen.

Der Gramm-Preis für CBD-Blüten beginnt bei circa 9 Euro. Zum Vergleich: Ein Gramm THC-haltiges Marihuana kostet in Deutschland im Schnitt 12 Euro.

Unterschiedliche Kunden

Zum Kundenkreis hätten in den vergangenen Jahren sehr unterschiedliche Personen gehört. Er nennt etwa Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Multipler Sklerose, mit Angstzuständen oder Schlafproblemen, „denen nichts anderes hilft“.

„Es ist eine Aussteigerdroge, keine Einstiegsdroge“, sagt Martens. Viele Kunden seien ehemalige Kiffer gewesen, die sich den Rausch abgewöhnen wollen.

An der Rechtslage ändert das alles nichts. CBD in anderer Darreichungsform bleibt weiterhin in anderer Form erlaubt, als Blüte bleibt es eine Straftat. Selbst, wenn der Gehalt an THC auch hier unter dem erlaubten Grenzwert von 0,2 Prozent bleibt.

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