Der Kaufhof in Dortmund schloss an seinem letzten Verkaufstag am Samstag bereits am Mittag seine Türen für immer - früher als mancher Kunde gedacht hatte. © Thomas Thiel
Tod eines Kaufhauses
Nach 53 Jahren am Westenhellweg: Kaufhof in Dortmund ist Geschichte
Früher als von manchen Kunden erwartet hat der Kaufhof in Dortmund am Samstag seine Türen für immer geschlossen. Der einstige Eckpfeiler des Westenhellwegs starb einen stillen Tod.
Es war ein großer Tag für Dortmunds Handel: Hunderte Menschen drängten sich vor den noch geschlossenen Eingangstüren des Kaufhofs, auf dem Vordach des Kaufhauses standen die Kölner Ratsbläser in ihren schmucken roten Uniformen und vertrieben den Wartenden musikalisch die Zeit. An diesem 28. September 1967 begann eine neue Kaufhaus-Ära am Westenhellweg.
An ihrem Ende, gut 53 Jahre später, spielt keine Kapelle. Der Kaufhof, einst eines der stolzen Aushängeschilder des Westenhellwegs und wichtiger Publikumsmagnet, stirbt einen fast unbemerkten Tod an diesem 17. Oktober 2020.
Bei der Eröffnung des Kaufhofs am Westenhellweg 1967 spielten die Kölner Ratsbläser auf dem Vordach gegenüber der Petrikirche vor Hunderten wartenden Menschen. © Thielbeer (Archivbild)
Der Haupteingang an der Ecke Westenhellweg/Kolpingstraße ist bereits am Nachmittag dicht. An den Glastüren verkünden lediglich ein paar Aushänge, dass das Kaufhaus Geschichte ist: „Unsere Filiale ist geschlossen“, steht dort zu lesen. „Das Galeria Kaufhof Team möchte sich bei Ihnen für Ihre langjährige Treue bedanken! DANKE!“ Nur einige Passanten aus dem dichten Menschenstrom auf dem Westenhellweg nehmen davon Notiz.
Schon gegen Mittag habe der Kaufhof dicht gemacht, erzählt ein Sicherheitsmann am Nebeneingang einem verdutzten Passanten: „Die hatten keine Ware mehr zu verkaufen.“ Schon als das Kaufhaus am Vormittag um 9.30 Uhr ein letztes Mal seine Türen öffnete, habe es nur ein paar Restposten Büromaterial gegeben.
Dass wenigstens der Sicherheitsdienst noch da ist, liegt an dem Asia-Supermarkt im Untergeschoss des Kaufhofs. Der Lebensmittelmarkt hat weiterhin geöffnet. Um zu ihm zu kommen, muss man den Nebeneingang an der Kolpingstraße nehmen.
Von dort geht es - vorbei an den Sicherheitsleuten - durch einen mit Flatterband abgesperrten Korridor durch die leeren Verkaufsflächen des einstigen Handelsriesen ins Untergeschoss. Ein surrealer Gang, fast wie durch eine archäologische Ausgrabung, bei der ein Zentrum des Einzelhandels des späten 20. Jahrhunderts freigelegt wurde.
Das letzte geöffnete Geschäft im Kaufhof ist der Asia-Markt im Untergeschoss. © Thomas Thiel
Noch bis Ende Oktober können Kunden ihn gehen. Dann wird die Immobilie vom Dienstleister Gordon Brothers, der sich die letzten Reste der Einrichtung zum Verkaufen gesichert hat, besenrein übergeben. „Dann ist hier alles dicht“, sagt der Sicherheitsmann einem fragenden Kunden.
Was danach mit dem Kaufhof-Gebäude passiert, ist noch unklar. Stadt und Haupteigentümer Signa basteln bereits an Plänen für die Zukunft. Es gibt Überlegungen für eine Zwischennutzung durch Kunst und Kultur, aber noch nichts Konkretes.
Mittel- und langfristig soll das Gebäude ein Handelsstandort bleiben. Falls das klappt, wird es womöglich erneut eine große Eröffnungsfeier geben. Die Kölner Ratsbläser hätten bestimmt Zeit.
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