
Dr. Sonja Liebeskind nutzt für Untersuchungen der Schilddrüse vor allem Ultraschall und Szintigrafie. © Susanne Riese
Schilddrüsen-Probleme treffen jeden Dritten – am Phoenix-See gibt es Spezialisten
Nuklearmedizin
Sie hat die Form eines Schmetterlings, doch die Schilddrüse kann ganz schön Ärger machen. Jeder dritte Erwachsene hat damit zu tun. Hörder Ärzte sind auf die Diagnose spezialisiert.
Erkrankungen der Schilddrüse gehören zu den weit verbreiteten Krankheiten und betreffen jedes Lebensalter. Jeder dritte Erwachsene in Deutschland bildet laut Deutschem Schilddrüsenzentrum im Laufe seines Lebens mindestens eine krankhafte Veränderung der Schilddrüse aus.
Dr. Sonja Liebeskind (39) vom Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) Prof. Dr. Uhlenbrock und Partner hat fast täglich mit den unterschiedlichen Erkrankungen der Schilddrüse zu tun. Die Fachärztin für Nuklearmedizin hat im Januar die Leitung am Standort Phoenixseestraße übernommen, seit 2018 ist die Fachärztin aus Essen am MVZ beschäftigt. Im Ärztehaus am Phoenix-See nutzt sie umfassende Diagnosemöglichkeiten, um Auffälligkeiten der Schilddrüse abzuklären.
Häufig können Ultraschalluntersuchung, Szintigrafie oder Punktion eine Operation überflüssig machen. Im Zweifelsfall, wenn ein erhöhtes Risiko erkennbar ist, rät auch die junge Nuklearmedizinerin sicherheitshalber zu einem chirurgischen Eingriff.
Glücklicherweise sind die Veränderungen an dem kleinen Organ nur selten bösartig. Die Nuklearmediziner am Phoenix-See können das in der Regel relativ zeitnah abklären, während ein Termin beim Endokrinologen oft lange Wartezeit erfordert.
Jodmangel ist eine häufige Ursache für Probleme
Zu den häufigsten Problemen mit der Schilddrüse gehören Knoten oder Vergrößerungen – auch Struma oder umgangssprachlich Kropf genannt – sowie Über- und Unterfunktion. Auch Entzündungen und Autoimmunkrankheiten kommen vor und selten Krebserkrankungen.

Bei der Schilddrüsen-Szintigrafie sitzt der Patient frei vor dem Gerät, nur das Kinn wird aufgelegt. © Susanne Riese
Bei den Vergrößerungen spielt ernährungsbedingter Jodmangel eine wesentliche Rolle. Der Mensch müsste 200 Gramm Makrele oder Hering essen, um eine ausreichende Versorgung zu gewährleisten – und das täglich. 50 Gramm Seelachs würden reichen. Wer aber keinen Fisch mag, der müsste mehr als vier Kilogramm Kartoffeln, fünf Kilo Bananen oder 1,2 Kilo Roggenbrot zu sich nehmen.
Dank Jodzusätzen in der Nahrung ist die Versorgung in den letzten Jahrzehnten besser geworden. „Dafür haben Entzündungen der Schilddrüse zugenommen“, erklärt Sonja Liebeskind.
Bei Auffälligkeiten wie Knoten oder erhöhten Schilddrüsenwerten stehen in der Uhlenbrock’schen Nuklearmedizin alle Diagnosemöglichkeiten zur Verfügung. Rund 75 Prozent der Patienten kann so eine Operation erspart werden, schätzt die Fachärztin.
Ultraschall (Sonografie) und das eigene Labor liefern bereits aufschlussreiche Informationen. Bei größeren Knoten oder besonderen Problemen ist eine weitere Abklärung nötig.
Szintigrafie gibt Aufschluss über die Funktion der Schilddrüse
In vielen Fällen setzt Sonja Liebeskind dafür die Szintigrafie ein, mit der die Funktion des Organs überprüft werden kann. Dafür wird dem Patienten über die Vene eine schwach radioaktive Substanz verabreicht, die von der Schilddrüse aufgenommen wird. Eine Kamera nimmt dann die Strahlung auf und bildet die Aktivität der Schilddrüse in einem digitalen Bild ab, dem Szintigramm.
Die aufgenommen Strahlung ist vergleichbar mit der beim Röntgen, für die Aufnahme sitzt der Patient frei vor dem etwa handkoffergroßen Gerät. Anhand der aktiven Bereiche ist erkennbar, ob kalte (nicht arbeitende) oder heiße (überaktive) Knoten vorliegen. Alarmierend sind für die Mediziner Knoten, die wenig Jod verstoffwechseln, aber mehr Energie verbrauchen.

Bei dieser Aufnahme ist auf der rechten Seite ein sogenannter kalter Knoten erkennbar, der weniger Jod aufnimmt. © MVZ Prof. Dr. Uhlenbrock & Partner
Eine Punktion kann weitere Hinweise liefern, jedoch keine sichere Diagnose. Deshalb rät die Medizinerin in Zweifelsfällen zur Operation. So wie bei der jungen Frau Anfang 20 mit einer Unregelmäßigkeit, die sich im Ultraschall unauffällig darstellte. Die Szintigrafie bestätigte einen etwa drei Zentimeter großen Knoten, doch erst die Mutationsanalyse im Labor zeigte Auffälligkeiten, die eine Operation nahelegten. Es wurde ein bösartiger Tumor gefunden und zum Glück rechtzeitig entfernt.
Therapie wird individuell angepasst
Aber nicht immer ist eine Szintigrafie sinnvoll, beschreibt Sonja Liebeskind, jeder einzelne Fall wird für sich beurteilt. Bei einem männlichen Patient, der unter starken Schmerzen im Hals litt, die bis zu den Ohren ausstrahlten, war eine Diagnose anhand der Laborwerte möglich.
Seine Schilddrüse war dreimal so groß wie normalerweise, die Entzündungswerte waren stark erhöht. Das Blutbild zeigte aber keine Antikörper, die auf eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse wie Hashimoto oder Morbus Basedow hinweisen. Dem Patienten konnte mit Schmerzmittel und Cortison geholfen werden, die Entzündung heilte folgenlos aus.
Sonja Liebeskind spricht ausführlich mit den Patienten und entscheidet danach über das weitere Vorgehen und die Therapie. „Man muss den Patienten als Ganzes sehen. Die Behandlung hängt auch von den Beschwerden ab, deshalb ist das Gespräch so wichtig. Manche Patienten lehnen Medikamente ab, manche leiden sehr stark unter den Symptomen – all das muss man besprechen und mit einbeziehen.“
Seit 2001 in der Redaktion Dortmund, mit Interesse für Menschen und ihre Geschichten und einem Faible für Kultur und Wissenschaft. Hat einen Magister in Kunstgeschichte und Germanistik und lebt in Dortmund.
