Ein 33-Jähriger aus Holzwickede steht im dringenden Verdacht, die 32-jährige Dortmunderin Sarah U. erstochen zu haben. Der ermittelnde Oberstaatsanwalt Carsten Dombert sieht hinreichende Verdachtsmomente dafür, dass der 33-Jährige aus niederen Beweggründen gehandelt habe. Damit wären ein Merkmal für den Tatbestand Mord erfüllt.
Am Montag war der Beschuldigte auf der Flucht in Bremerhaven festgenommen worden. Einen Tag später ordnete ein Haftrichter in der norddeutschen Hafenstadt Untersuchungshaft an.
Beschuldigter nicht in Dortmund
Diese muss der Mann dem Gesetz nach in Dortmund verbüßen. Aktuell befindet er sich aber noch in Bremerhaven. Laut Carsten Dombert funktioniert der Transfer eines Untersuchungsgefangenen „nicht auf dem direkten Weg“.
Dies funktioniere nur zwischen zwei Gefängnissen. Der Beschuldigte müsse also erst in Bremerhaven inhaftiert werden und könne dann nach Dortmund gebracht werden. „Das dauert eine längere Zeit“, sagt Dombert.

Wie lange es bis zu einer möglichen Anklage dauern könnte, kann der Dortmunder Oberstaatsanwalt aktuell nicht abschätzen. Bisher habe sich der Tatverdächtige noch nicht zu den Vorwürfen geäußert. Er hat das Recht darauf, sich anwaltlich vertreten zu lassen. Ein Strafverteidiger könnte dann unter anderem Einsicht in die Ermittlungsakten bekommen.
Offene Ermittlungsfragen
Zuletzt hatte die Obduktion ergeben, dass Sarah U. vermutlich schon am 15. oder 16. Januar starb. Es waren außerdem verschiedene Aussagen öffentlich geworden, die Fragen aufkommen ließen.
So soll es am Tatort einen Brief mit einem Geständnis gegeben haben. Der mutmaßliche Täter soll noch am Sonntagmorgen beim Verlassen der Wohnung gesehen worden sein, kurz bevor die Polizei die Leiche entdeckte. Er war auf seiner Flucht mit dem Auto der Getöteten unterwegs.
Details der Ermittlungen kommentiert Carsten Dombert aktuell ausdrücklich nicht.
Nachbarn des Mordverdächtigen
Der Verdächtige lebt in Holzwickede, hatte aber unter anderem über die Partnerschaft mit der Getöteten viele Bezüge nach Dortmund. An seiner Wohnanschrift hatte es vor der Festnahme einen SEK-Einsatz gegeben. Auch Tage später bewegt es hier noch viele, dass der weitgehend unauffällige und eher freundliche Nachbar unter Mordverdacht steht.
Gedenken am Tatort
Während die Ermittlungen laufen, bleibt die Anteilnahme am Tod von Sarah U. weiterhin groß. Als Krankenschwester und als ehrenamtliche Rettungsdienstmitarbeiterin hatte sie Kontakt mit vielen Menschen.
Am Mittwoch gedachten rund 40 Menschen der Getöteten vor deren Wohnung in Huckarde, darunter auch Nachbarn und Ex-Arbeitskolleginnen und -kollegen des Opfers. Es war ein stilles und würdevolles Gedenken ohne Reden oder politische Forderungen. Viele Menschen legten Blumen vor der Wohnung ab und stellten Kerzen auf.
Die Umstände ihres Todes erfüllen aus Sicht einiger Menschen Merkmale eines Femizids. Dies ist kein juristischer, sondern ein soziologischer Begriff, der die Tatsache beschreibt, dass eine Frau getötet worden ist, weil sie eine Frau ist. Hintergründe könnten etwa Besitzdenken und traditionelle Geschlechterrollen sein.