Minibar im Krankenzimmer: So luxuriös kann man in Dortmunds Kliniken liegen

© Wilco Ruhland

Minibar im Krankenzimmer: So luxuriös kann man in Dortmunds Kliniken liegen

rnLuxus im Krankenhaus

Vom klinisch-weißen Krankenhausflur auf die Dachterrasse mit Polstermöbeln: Der Trend geht zu Luxusstationen. Wir haben uns zwei davon in Dortmunder Krankenhäusern angesehen.

Dortmund

, 23.09.2019, 05:30 Uhr / Lesedauer: 3 min

Enge weiße Krankenhausflure. Ein Krankenbett verengt den Gang, ein paar Meter weiter ein Infusionsständer. Ärzte, Pflegepersonal, Patienten. Dann: Eine undurchsichtige Glastür öffnet sich - und offenbart eine ganz andere Welt.

Immer noch im Krankenhaus, immer noch Patienten, immer noch Ärzte. Doch die Gänge sind breit, die Böden aus Holz und die Wände getönt. Neben dem Pflegepersonal ist hier Servicepersonal unterwegs, das sich auch in der Kleidung deutlich von den Pflegern unterscheidet.

Schon der Übergang vom „normalen“ Krankenhaus zur Luxusstation „Lukas Deluxe“ im St.Josefs-Hospital in Dortmund-Hörde vermittelt einen ersten Eindruck, dass es sich hier etwas anders als „normal“ liegt.

Bürodienstleistungen, Dachterrasse und Minibar

Seit 2015 gibt es die „Lukas Deluxe“-Station - eine Station für Privatpatienten mit über 40 Betten. Zum Luxus gehören eine einladende Lounge, eine Dachterrasse mit tollem Ausblick über Dortmund und einem Raum für Video-Konferenzen.

Auch anderes Essen steht auf dem Programm, beziehungsweise kommt auf den Teller. Bei Bedarf erbringt das Personal für den Patienten Bürodienstleistungen: Mal ein Ausdruck, Mal ein Fax schicken.

Auf den Krankenzimmern selbst ist die Krankenhaustechnik, so weit es geht, hinter beweglichen Wandverkleidungen versteckt. Die Patienten verfügen in ihren Ein-Bett- oder Zwei-Bett-Zimmern über abschließbare Schränke mit Tresor. Außerdem gehört eine Minibar zur Grundausstattung.

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Die "Lukas Deluxe"-Station im St. Josefs

20.09.2019

Wie passen Krankenhaus und Minibar zusammen? „Darin befindet sich keine alkoholischen Getränke“, erklärt Beate Rüffer, Leiterin des Services. Die Minibar ist gefüllt mit Säften.

Allerdings sagt sie auch: „Erwachsene Leute bevormunden wir nicht.“ Sprich: Sollte etwa der Wunsch nach einem Glas Wein bestehen und dies medizinisch unbedenklich sein, bekomme der Patient auch das.

Die gelernte Hotelfachfrau hat schon vor der Eröffnung des „Lukas Deluxe“ für das Krankenhaus gearbeitet. Davor mehrere Jahre im Hotelgewerbe.

Neben einem Rufknopf für das Pflegepersonal gibt es eben auch den Serviceknopf. In den drei Häusern der Lukas-Gesellschaft tummeln sich zehn Hotelfachleute die „aus dem Vier- bis Fünf-Sterne-Bereich kommen.“ Von 6.30 Uhr bis 20 Uhr ist das Servicepersonal für die privat versicherten Patienten zur Stelle.

Förderung von „Zwei-Klassen-Medizin“?

„Der Trend geht zu höherwertigen Krankenzimmern für Zuzahlende oder Privatpatienten“, sagt Clemens Galuschka, Geschäftsführer des Krankenhauses. „Das Ganze soll einen Hotelcharakter haben“, sagt er. Die Luxusstation sei gut genutzt.

Dass es auch kritische Stimmen gab und gibt, bestreitet Galuschka nicht. Kritische Stimmen, die Befürchtungen über ein Fördern einer Zwei-Klassen-Medizin laut werden lassen.

Die bessere Unterbringung habe „keine Auswirkungen auf die Medizin“, sagt Galuschka. Das sei wie beim Fliegen: Ob man nun in der ersten Klasse oder der im Volksmund sogenannten Holzklasse fliege – „der Pilot ist derselbe.“

Luxusstation auch im St.-Johannes-Hospital

So ähnlich sieht es auch Edmund Kugler, Leiter der Leistungsabteilung des St.-Johannes-Hospitals (JoHo) in der Dortmunder Innenstadt. Auch das Krankenhaus an der Johannesstraße verfügt über eine Luxusstation.

Hier heißt sie „Komfortstation“. Kugler sagt: „Die Hauptleistung wird für jeden Patienten erbracht: Die medizinische Versorgung bleibt dieselbe.“ Es gehe bei dem Mehrwert der Station „nur um das Drumherum“.

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Auch im JoHo ist zwischen Normal- und Komfortstation ein deutlicher Übergang vom klinisch-weißen in einen Brombeerton zu sehen. Die Zimmer-Türrahmen sind aus Holz, und auch hier gibt es einen Loungebereich. Eine Minibar sucht man aber vergebens.

15 Zimmer plus eine Suite finden sich hier auf der als Wahlleistung geltenden Komfortstation, die insgesamt doch noch etwas bescheidener daherkommt als der Luxusbereich im Hörder Krankenhaus.

Die Komfortstation im St. Johannes-Hospital in der Dortmunder Innenstadt.

Die Komfortstation im St. Johannes-Hospital in der Dortmunder Innenstadt. © Wilco Ruhland

Die Suite bietet zusätzlichen Wohnraum, einen zweiten Fernseher mit Spielekonsole und Stereoanlage.

„Der Bedarf der Patienten nach so etwas wird noch weiter steigen“, ist Kugler sich sicher, der auch einen Trend zum Luxus im Krankenhausaufenthalt sieht. Das gebe die gesellschaftliche Entwicklung her.

Gesundheitstourismus auf Luxusstationen

Beide Krankenhäuser sehen das Zusatzangebot weniger als Extravaganz denn als normale Entwicklung an. Auch mit dem sogenannten Gesundheitstourismus habe das wenig zu tun, den jüngst Ulf Wollrath von der Industrie- und Handelskammer zu Dortmund als Herausgeber einer Studie zur Gesundheitswirtschaft als im Kommen beschrieben hat.

Zur Info

Das kosten die Luxuszimmer

  • Auf der „Lukas Deluxe“-Station kostet ein Ein-Bett-Zimmer pro Nacht 160 Euro, ein Zwei-Bett-Zimmer 85 Euro pro Person. Die Bürodienstleistungen sind je nach Aufwand extra zu zahlen.
  • Auf der Komforstation des St.-Johannes-Hospitals kostet das Ein-Bett-zimemr von 98-160 Euro, das Zwei-Bett-Zimmer von 57-68 Euro.
  • Bei entsprechender Versicherung übernehmen die Krankenkassen, die zum PKV-Verband gehören, die Kosten.

Die Idee hinter diesem Begriff: Wohlhabende Familien oder Geschäftsleute aus fremden Ländern kommen in deutsche Krankenhäuser und lassen sich neben der medizinischen Behandlung einen gewissen Hotelkomfort einiges kosten.

„Finanziell lohnt sich das nicht für uns“

„Das gibt es hier nur sehr vereinzelt“, sagt Edmund Kugler vom St.-Johannes-Hospital. „Finanziell lohnt sich das nicht für uns“, sagt er. Das sei eher in anderen Städten wie München, Hamburg oder Berlin zu finden, meint auch Gudula Stroetzel, die Leiterin der Unternehmenskommunikation des St.-Johannes-Hospitals.

Auch Clemens Galuschka vom St. Josefs meint, mit Gesundheitstourismus habe die „Lukas Deluxe“-Station wenig zu tun. Solche Medizintouristen seien über die Jahre sogar eher „weniger geworden“.

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