
© Susanne Riese
Johannes-Hospital Dortmund baut neuen Trakt komplett unterirdisch
Klinik-Umbau
Das Johannes-Hospital wächst. Dortmunds zweitgrößte Klinik kommt mit den Baumaßnahmen kaum hinterher. Wegen dringenderer Erweiterungen muss das neue Eingangsgebäude noch warten.
Baugerüste gehören am St.-Johannes-Hospital in der Dortmunder Innenstadt seit Jahren zum gewohnten Anblick. Ein 2017 gestarteter weitreichender Umbau plus Erweiterung führt zu immer neuen Baustellen auf dem großen Gelände.
Trotz schlüssiger Planung kommt es in der Umsetzung immer wieder zu Änderungen und Verzögerungen. So kann auch der Neubau der repräsentativen Empfangshalle am Hohen Wall nicht wie geplant starten. „Es kam eine andere Sache dazwischen“, sagt Joho-Geschäftsführer Klaus Bathen. Krankenhausplanung sei eben ein dynamischer Prozess.
Zunächst musste die onkologische Abteilung für die Stammzellentransplantation erweitert werden. „Der Bereich ist extrem gewachsen, das war nicht abzusehen“, sagt Bathen.
Neuer Übergangstrakt ist in Betrieb
Zuvor war in der ersten Bauphase ein Übergangsbereich mit 30 zusätzlichen Betten zwischen dem „Gartentrakt“ genannten Altbau und dem „Westflügel“ von 2013 entstanden. Gelagert auf zwei Stützen schwebt er fast über einer Zufahrt und verbindet so zwei Bestandsgebäude, ohne Grundfläche zu belegen. Dieser Neubau zeigt, wie kreativ die Planer auf dem beengten Geländer vorgehen müssen. Im Juni ging der Verbindungstrakt in Betrieb.

Der neue Übergangsbereich zwischen dem Gartentrakt und Westflügel. © Susanne Riese
Um die Hämatologie/Onkologie quasi zu verdoppeln von 11 auf 21 Plätze, müssen die Gewerke noch größeren Aufwand betreiben. Ein monumentaler Treppenturm mit eigenem Baustellenaufzug wuchs auf der Rückseite des Gartengebäudes heran. Denn für die Arbeiten dürfen nicht die Patienten-Zugänge genutzt werden. „Das muss klar getrennt sein“, erklärt Michael Afhüppe, der Technische Leiter der Klinik.

Klaus Bathen und Michael Afhüppe im Bau-Flur zur Erweiterung der Onkologie/Hämatologie. © Susanne Riese
Deshalb führt ein ganz neuer Übergang zur Station G5, die für die Erweiterung umgewandelt wird. Der Flur auf Zeit führt über Eck und ist komplett mit Wänden, Fußboden und Beleuchtung ausgestattet. Der provisorische Gang mündet in die Station, die mit einer Überdruckschleuse den lebenswichtigen Anforderungen der immungeschwächten Patienten genügt. Der Überdruck verhindert das Eindringen von Keimen.
Die zugehörige Technik wie Lüftungskanäle und Klimaanlage wird auf das Dach ausgelagert. Voraussichtlich Ende Januar 2020 verschwindet der Übergangsteil wieder.
Stationen werden nach und nach saniert
Danach sollen einige ältere Stationen modernisiert werden. Der Gartentrakt ist schon auf dem neuesten Stand, im sogenannten Südflügel aber sind noch drei von sechs Stationen im alten Zustand. Sie bekommen nach und nach neue Bäder und Beleuchtung, Elektroinstallationen und Rufanlagen.
Die Bauabteilung hat aber noch ein wesentlich größeres Projekt vor der Brust, den Neubau für die Kardiologie. Viel Platz gibt es dafür nicht mehr auf dem beengten Klinikgelände.
Der neue Trakt wird deshalb in die Tiefe gebaut und verschwindet zwei Stockwerke unter dem Klinik-Park. Die unterirdischen Geschosse mit 900 Quadratmetern werden für die interventionelle Kardiologie geschaffen, mit zwei Herzkatheterlaboren, einem Hybrid-OP für minimalinvasive Eingriffe und einem Herz-Schrittmacher-OP. Hinzu kommt eine riesige Technikfläche. Die Arbeiten sollen im März 2020 starten, im Februar 2022 soll der unterirdische Bau fertig sein. Dazu gehört auch eine eigene Zufahrt von der Amalienstraße aus.
Park muss vorübergehend verschwinden
Für die kardiologische Klinik muss eine alte aber laut Klinikchef kranke Platane im Hof gefällt werden. Auch der beschauliche kleine Teich muss weichen. Patienten und Mitarbeiter können sich aber auf die weitgehende Wiederherstellung ihres grünen Lieblingsbereichs freuen.
Im Anschluss wird die bestehende Kardiologie saniert, planmäßig bis Mai 2023.

Innenansicht der neuen Empfangshalle. © Weicken Architekten
Erst nach dieser Bauphase können die Bagger und Kräne Richtung Hoher Wall ziehen. „Wir können nicht zwei große Baumaßnahmen gleichzeitig stemmen“, sagt Technikleiter Afhüppe. Das Joho plant derzeit mit einem Baubeginn Ende 2023. Die Bauvoranfrage sei gestellt.
Der schmucke Neubau am Hohen Wall vis-à-vis der Thier-Galerie soll endlich ein repräsentatives und barrierefreies Portal für die zweitgrößte Klinik Dortmunds schaffen. Auf rund 6500 Quadratmetern sollen neben Empfangsbereich und Cafeteria auch einige Funktionsabteilungen aufnehmen. Einziehen sollen eine Augenklinik mit sechs OPs und eine onkologische Ambulanz.
Eine Vorfahrt mit zwei Kurzzeitstellplätzen ist geplant. Der Taxistand bleibt seitlich in der Johannesstraße. Von dort wird es einen kleinen Zugang zum Empfangsgebäude geben.
Bis dahin wollen sich die Verantwortlichen etwas einfallen lassen, um die abgewrackte Fassade des seit Jahren leerstehenden Gebäuderiegels am Hohen Wall optisch aufzuwerten.
Möglich wäre eine Verkleidung mit einer Plane oder Folie, die künstlerisch gestaltet oder mit einer Visualisierung des Neubaus aufgepeppt sein könnte. Der besonders heruntergekommene Erdgeschossbereich soll eventuell mit einer Verkleidung umbaut werden.
Ursprünglich bezifferte die St.-Johannes-Gesellschaft die Investitionskosten auf 53 Millionen Euro. Das seien Schätzkosten, teilt die Gesellschaft jetzt auf Anfrage mit. Eine Aktualisierung würde „zu gegebenem Zeitpunkt“ vorgenommen.
Seit 2001 in der Redaktion Dortmund, mit Interesse für Menschen und ihre Geschichten und einem Faible für Kultur und Wissenschaft. Hat einen Magister in Kunstgeschichte und Germanistik und lebt in Dortmund.
