
© Dieter Menne (Archivbild)
Toter nach Klinik-Brand: Warum es in Dortmunds Klinik-Zimmern keine Sprinkleranlagen gibt
Drama
Nach einem Klinik-Brand mit einem Toten in Düsseldorf fordern Patientenschützer Sprinkler in jedem Patientenzimmer Deutschlands. In Dortmunds Krankenhäusern sucht man sie vergebens – warum?
Montagabend, 23.12 Uhr: In einem Patientenzimmer des Marienhospitals in Düsseldorf bricht ein Brand aus. Ein Patient stirbt, vier Menschen schweben noch in Lebensgefahr, es gibt viele Verletzte.
Es war das dritte schwere Feuer: Erst Mitte August war bei einem Brand in einem Krankenhaus in Mönchengladbach ein Patient ums Leben gekommen. Ende Juli starb ein Patient bei einem Brand in einer Lungenklinik in Köln. Wie steht es also um den Brandschutz in Dortmunds Kliniken?
Automatische Lautsprecherdurchsagen
Für Dirk Guttzeit ist die Sache klar: „So etwas wie in Düsseldorf ist am Klinikum Dortmund erst einmal ausgeschlossen“, sagt der Brandschutzbeauftragte von Dortmunds größtem Krankenhaus. Auch beim Johannes-Hospital und der Lukas-Gesellschaft, die das St.-Josefs-Hospital in Hörde und das Katholische Krankenhaus Dortmund-West in Lütgendortmund betreibt, ist man vom eigenen Brandschutzkonzept überzeugt.
Sie alle haben Brandmeldeanlagen, die mit der Leitstelle der Feuerwehr verbunden sind. In jedem Patientenzimmer des Klinikums hängen Rauchmelder, im St.-Josefs und im Knappschaftskrankenhaus in Brackel werden gerade die letzten Zimmer damit ausgerüstet.
Bricht ein Feuer im Klinikum aus, wird nicht nur die Feuerwehr umgehend benachrichtigt, es ertönt auch eine automatische Lautsprecherdurchsage in der Station, dazu druckt das Faxgerät im Stationsbüro sofort einen Lageplan aus, auf dem der Alarmort verzeichnet ist. „Die Brandfrüherkennung ist das A und O“, sagt Berthold Hane, technischer Leiter der Lukas-Gesellschaft.
Patientenschützer: „Brandschutz ist nicht ausreichend“
Doch der in Dortmund sitzenden Deutschen Stiftung Patientenschutz reicht das nicht: „Der Brandschutz in deutschen Kliniken ist nicht ausreichend“, sagt Stiftungsvorstand Eugen Brysch. Ihm reichen die Brandmeldeanlagen nicht. „Es gilt, endlich zusätzliche Sprinkleranlagen in jedem Patientenzimmer gesetzlich vorzuschreiben.“ Sprinkler gibt es in Dortmunds Krankenhäusern zwar in einigen Bereichen, aber nicht in den Zimmern.
Der technische Klinikleiter Hane hat zu Bryschs Forderung eine eindeutige Meinung: „Das ist Quatsch!“ Die Nachrüstung aller Zimmer mit ihren knapp 600 Betten, die die Lukas-Gesellschaft in ihren Dortmunder Krankenhäusern hat, würde Millionen verschlingen – Geld, das der Klinik-Betreiber nicht habe und auch nicht von Land oder Bund bekomme.
Klinikum: Lieber keine Sprinkler auf Frühchen-Station
Der Klinikum-Brandschutzbeauftragte Guttzeit steht dem Einbau von Sprinklern in Patientenzimmern ebenfalls zurückhaltend gegenüber: „Das ist Wahnsinn, wenn Sie so etwas nachrüsten müssen.“ Schließlich müsste auch der Krankenhaus-Betrieb weiterlaufen.
Außerdem gibt es Bereiche, wo Guttzeit sich lieber keine Sprinkleranlage in Aktion vorstellen will, etwa die Intensivstation, wo Patienten mit vielen elektrischen Geräten verkabelt sind, oder die Frühchen-Station. „So eine Sprinkleranlage ist schließlich keine Gießkanne, da ist gehörig Druck drauf.“
Sprinkler sollen Feuer klein halten, nicht löschen
Die Feuerwehr würde sich über den Einbau von Sprinkleranlagen freuen. Es gibt eine Richtlinie der Berufsfeuerwehren, die Sprinkleranlagen in Krankenhäusern empfiehlt. Doch ob Sprinkler abseits von Fluchtwegen und Fluren auch in Patientenzimmern Sinn machen, ist sich André Lüddecke, Sprecher der Dortmunder Feuerwehr, nicht sicher.
Grundsätzlich seien Sprinkler da, um Feuer klein zu halten - nicht, um sie zu löschen. Zu glauben, man installiert eine Sprinkleranlage und alles ist gut, sei ein Trugschluss. „Das ist eine Scheinsicherheit“, meint Lüddecke. Sprinkler werden erst ab einer Raumtemperatur von 70 Grad aktiviert. Es könne aber sein, dass bei einem Schwelbrand viel Rauch entstehe, aber wenig Hitze. „Da schlägt ein Rauchmelder schneller Alarm.“
1984 geboren, schreibe ich mich seit 2009 durch die verschiedenen Redaktionen von Lensing Media. Seit 2013 bin ich in der Lokalredaktion Dortmund, was meiner Vorliebe zu Schwarzgelb entgegenkommt. Daneben pflege ich meine Schwächen für Stadtgeschichte (einmal Historiker, immer Historiker), schöne Texte und Tresengespräche.
