Mietkoch Florian Schmidt präsentiert sein Dessert: Eine Kugel Vanilleeis mit Apfel, kleinen Limonen-Baiser-Stücken, Ayran-Schaum, Cheesecake-Creme, etwas Hafercrunch, einer Apfel-Sphäre und einem weißen Schokoladencrumble. Dazu wurde Buttermilch mit Mandel- und Kerbelöl serviert.

© Oliver Schaper

Mietkoch-Test: Vegetarisches Menü überzeugt mit viel Originalität

rnGanz ohne Fisch und Fleisch

Fisch oder Fleisch sind nicht immer von Nöten: Auch vegetarisch kann ein Mehrgang-Menü delikat sein. Mietkoch Florian Schmidt zaubert dabei ganz besondere Kombinationen auf den Teller.

Dortmund

, 07.03.2021, 10:40 Uhr / Lesedauer: 3 min

Oh ja, dieser Abend hatte meine Geschmacksnerven besonders herausgefordert - und zwar im positiven Sinn. Dieser Variantenreichtum und die Fusion von zahlreichen Einzelteilen mit ganz unterschiedlichen Aromen sind auch noch Tage später in meiner Erinnerung. Aber von vorn.

Wir hatten das Glück, erneut einen Mietkoch begrüßen zu dürfen und wollten unbedingt erfahren, wie es ist, ein rein vegetarisches Menü zu erleben. Florian Schmidt stellte das vor keine Herausforderungen. Der 31-Jährige arbeitet hauptberuflich in einem Krankenhaus und ist im Schnitt einmal die Woche als Mietkoch unterwegs.

Käsewaffel mit zahlreichen Leckereien belegt

Los ging es mit einem Brot-Allerlei mit Tomaten-Limonen-Butter. Das Brot war schön knusprig und die Butter hatte etwas fruchtig-kräftiges - ein gelungener Start bereits vor dem ersten Gang.

Die Vorspeise hatte es dann in sich. Schmidt servierte eine Käsewaffel, die mit Bergkäse zubereitet wurde. Dazu war die Waffel reichlich belegt, und zwar mit halbgetrockneten Tomaten, Kräuterseitlingen, Röstschalotten- und Avocadocreme und einer Kugel Vanille-Rauchsalz-Eis.

Kräftige Trüffelsauce

Wir wussten gar nicht, welchen Geschmack wir als erstes wahrnahmen. Die Waffel an sich war sehr fluffig und der Käse kam gut durch. Die Pilze waren sehr knackig und ergänzten sich mit den anderen Toppings. Auch die süßig-salzige Mischung des Eises passte gut zum Gesamtkonstrukt. Insgesamt eine ungewöhnliche Mischung, die Hunger auf mehr machte.

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Mietkoch zelebriert vegetarisches Menu

Ein Mehrgänge-Menü muss nicht immer Fisch oder Fleisch enthalten - es geht auch vegetarisch. Mietkoch Florian Schmidt stellte mit vier originellen Gängen seine Künste unter Beweis.
07.03.2021

Als „Zwischengang“, wie Schmidt es nannte, gab es Pilz-Ravioli mit Trüffelsauce. Garniert wurde das Ganze mit zehnjährigem Gouda. Die Ravioli wurden zudem mit Estragon und Kerbel verfeinert. Schon als der Teller auf dem Tisch stand und wir noch keinen Bissen probiert hatten, stieg der intensive Geruch der Trüffelsauce und des Käses in die Nase.

Graupen mit Kartoffel-Emulsion und Blumenkohl, Radicchio und, und, und...

Die Nudeln waren al dente, die Sauce cremig und die frischen Kräuter obendrauf brachen das sehr deftige Gericht auf und gaben ihm einen speziellen Kick. „Mein Ziel ist es, alle Geschmacksnerven anzuregen. Irgendetwas klingelt immer im Kopf“, sagte der Koch.

Zum Hauptgang durfte ich zum ersten Mal Graupen essen. Die Graupen wurden mit einer Kartoffel-Emulsion zubereitet. Dazu gab es Radicchio, das mit Kirschsud abgelöscht wurde, Blumenkohl, in pürierter und angebratener Form, Chimichurri, ein Petersilien-Pesto, das normalerweise zu Rindfleisch serviert wird, Limonensauce, Erbsen und gebeiztes Eigelb.

Ganz viel Apfel im Dessert

Allein die Aufzählung der einzelnen Komponenten gibt bereits ein wenig die Geschmacksexplosion wieder. Die Konsistenzen passten super zueinander: Die Erbsen und der Blumenkohl waren sehr knackig, die Graupen sehr cremig - und der durch die Kirsche nicht ganz so bittere Radicchio passte super ins Konzept. Insgesamt eine zarte, cremige Gesamtnote und ein guter Kontrast zu den deftigen Pilz-Ravioli.

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Auch beim Nachtisch wusste man gar nicht, wo man zuerst hinschauen sollte. Es gab eine Kugel Vanilleeis mit Apfel, kleine Limonen-Baiser-Stücke, Ayran-Schaum, Cheesecake-Creme, etwas Hafercrunch, Apfel- und Vanilleessig eine Apfel-Sphäre und ein weißes Schokoladencrumble. Dazu wurde Buttermilch mit Mandel- und Kerbelöl serviert.

Ein kleines Eis zum Abschluss

Die Baiser-Stücken waren schön knusprig und ergänzten sich super mit den verschiedenen Apfel-Kreationen, von denen mir als erstes die gefüllte Apfelsphäre in Erinnerung blieb. Auch überzeugten die verschiedenen Aromen und Konsistenzen. Der Ayran-Schaum war mir etwas zu salzig - aber das Salz-Empfinden ist bei jedem individuell.

KONTAKT

  • Florian Schmidt kann man entweder per Handy über 0151 271 58 147 erreichen.
  • Alternativ kann man ihn bei Instagram kontaktieren.

Wer jetzt gedacht hätte, dass es das gewesen war, der täuschte sich: Florian Schmidt servierte noch ein Petite Four: ein selbstgemachtes kleines Eis mit Tonkabohne und Karamell. Ein sehr gelungener, süßer Abschluss - wobei ich persönlich von den vier Gängen und dem Brot schon satt genug war.

Gesamtfazit

Wir fielen mit einem strahlenden Gesicht und einem gut gefüllten Magen ins Bett. Besonders mochten wir die Vielfalt und die ungewöhnlichen Kombinationen. Auch zwischenmenschlich war es sehr angenehm. Schmidt erkundigte sich immer wieder, ob alles gut sei und wir kamen über die Zutaten und die einzelnen Speisen ins Gespräch.

Auch für das eigene Kochen lässt sich vielleicht die eine oder andere Idee abschauen. Daher freuten wir uns gleich auf mehreren Ebenen über den Abend.

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Preis

Dieses Vier-Gänge-Menü mit allem drum und dran und ohne Getränke kostet 200 Euro für zwei Personen. Je nachdem, was er kocht und welche Zutaten er für die jeweiligen Gerichte braucht und wie viele Gänge es gibt, kosten die Menüs von Mietkoch Florian Schmidt etwa 100 bis 135 Euro pro Person.

Menü-Vielfalt

Gerade ist der Koch dabei, ein Spargel-Menü zu erarbeiten. Die Gänge stehen noch nicht ganz fest. Zur Vorspeise könnte es etwas mit Hummer geben, zum Nachtisch ein Dessert mit Erdbeeren und Ras el-Hanout, einer nordafrikanischen Gewürzmischung.

Als Hauptgang überlegt Schmidt, Kartoffeln und Spargel zusammen mit Kalbstafelspitz, Kräutern und Kaviar zu kombinieren. Grundsätzlich sagt er: „Ich frage die Leute nach ihren Lieblingsgerichten und mache dann einen Vorschlag. Meine Gäste sollen sich auch etwas überraschen lassen.“

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