Messe „Jagd & Hund“
Einen Elefanten erschießen kostet 45.000 Euro – alles inklusive
Die Messe „Jagd & Hund“ in den Westfalenhallen ist eröffnet. Am Rande des ersten Tages ging es um ein wiederkehrendes Streitthema: Die Jagd auf seltene Tiere als touristisches Vergnügen.
Es ist nur einer vor vielen Aspekten der europaweit größten Jagdmesse, aber einer der umstrittensten: Auf der „Jagd & Hund“ in Dortmund gibt es auch 2022 eine Halle, in der Jagdreisen in unterschiedliche Länder angeboten werden. An mehreren Stellen war das Gegenstand der Diskussion.
Dabei fiel der große sichtbare Protest diesmal aus. Die Tierrechtsorganisation Peta hatte eine Aktion gegen Trophäenreisen vor der Messe Dortmund kurzfristig abgesagt. Dafür standen einzelne Aktivistinnen und Aktivisten anderer Gruppen auf dem Messe-Vorplatz, um auf das polarisierende Thema hinzuweisen.
„Unmoralische Angebote“ in Halle 7?
Als „unmoralische Angebote“ bezeichnet etwa die Organisation Pro Wildlife die Stände in der Halle 7. Es werde Jagd auf Eisbären, auf besonders seltene Elefanten oder andere geschützte oder seltene Tiere angeboten.
Bupe Banda (l.) aus Sambia warb auf der Messe "Jagd & Hund" in Dortmund dafür, dass die Perspektive der lokalen Gesellschaften auf Jagdreisen in afrikanischen Ländern mehr Gewicht erhalten soll. © Schaper
Zudem finde die Mehrheit der Jagdreisen auf Privatgelände statt, so dass die lokalen Communities nicht von den Tourismus-Einnahmen profitierten, wie es häufig von Befürworten argumentiert werde.
Tatsächlich zeigt sich beim Rundgang durch die Halle mit den Jagdreisen: Es gibt kaum eine Tierart, auf die man gegen Geld nicht Jagd machen kann. Dabei gibt es große Unterschiede zwischen den einzelnen Angeboten.
Unterschiede zwischen den Anbietern
In einem Katalog kann der interessierte Messebesucher in einer Preisstabelle vergleichen. Die Giraffe gibt es ab knapp 2000 Euro, für einen Büffel zahlen Trophäensammler bis zu 10.000 Euro. Zwölf Tage Tansania inklusive Abschuss eines Leoparden: circa 40.000 Euro. Teurer ist mit etwa 45.000 Euro nur die Elefantenjagd in Simbabwe.
Es gibt aber auch Anbieter mit anderen Modellen. So wie eine deutsche Familie in Namibia, die auf ihrem eigenen Farm-Grundstück die Jagd in das Urlaubsangebot integriert hat. Dort werde nur Wild geschossen, das ohnehin zur Bewirtschaftung der Farm gejagt werden muss, berichten die Eigentümer. Den Gästen gehe es um ein Gesamterlebnis und nicht um Trophäen.
Zudem gebe es gerade in Namibia eine strenge staatliche Regulation. Die Farm arbeite mit mehreren Artenschutz-Organisationen vor Ort zusammen. Sie werden weiter Jagdreisen anbieten. „Wenn es in Dortmund nicht mehr möglich ist, ist das schlecht für Dortmund. Wir werden dann auf anderen Messen wie in Dänemark sein“, sagt die Standinhaberin.
„Für uns selbst entscheiden, was wir mit unseren Ressourcen machen“
Im Foyer der Messe Dortmund gab es eine Gesprächsrunde mit einem besonderen Blick auf das Thema. Diesen repräsentierte vor allem Bupe Banda von der „Zambia Community Resources Board Association“ aus Sambia im südlichen Afrika.
Die Organisation setzt sich dafür ein, dass die lokalen Gemeinschaften mehr Gehör finden und von den natürlichen Ressourcen profitieren. „Wir sollten für uns selbst entscheiden können, was wir mit unseren Ressourcen machen“, sagte Bupe Banda in englischer Sprache.
Vor allem die Landbevölkerung profitiere bei entsprechender Steuerung vom Jagdtourismus. „Kommen Sie nach Sambia und Sie werden mit einer neuen Perspektive zurückkehren“, so Bupe Banda.
Die Jagd sei in Sambia ein populärer und elementarer Bestandteil der Kultur. Sie hält ein pauschales Verbot solcher Reisen für das ein falsches Signal.
Dr. Mona Schweizer von Pro Wildlife sagte hingegen: „Die Trophäenjagd ist mit den Werten einer modernen, nachhaltig denkenden und mitfühlenden Gesellschaft definitiv nicht vereinbar. Daher fordern wir, dass die Stadt Dortmund diesen Angeboten in den städtischen Messehallen endlich keine Plattform mehr bietet.“
Eine Ethikkommission soll das prüfen und für 2023 eine Entscheidung treffen. Ein Verbot für dieses Jahr hatte im Februar keine Mehrheit im Rat gefunden.
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