Nach nur etwas mehr als einem Jahr schließt das Edel-Restaurant Haus Phönixsee überraschend zum 29. März. Bis dahin geht das Geschäft aber weiter, inklusive der Teilnahme am aktuellen Menükarussell. 85 Euro kosten die vier Gänge im Haus Phönixsee. Günstig für ein Fine-Dining-Restaurant. Bedeutet das, man schmeckt den günstigen Preis? Und wirkt sich die baldige Geschäftsschließung auf das Essen aus?
Bevor wir uns an den eigentlich Test des Menükarussells gemacht haben, haben wir einen Blick in Speise- und Weinkarte gewagt. Das Haus Phönixsee war uns bereits als Casual-Fine-Dining-Restaurant bekannt, deshalb überraschten uns die Preise der Speisen nicht. Würden wir drei Gänge bestellen, kämen wir locker auf 100 Euro mit Getränken pro Person. Umso beeindruckender erschien es uns, dass das Menükarussell inklusive Weine und Wasserflatrate nur 85 Euro, als vegetarische Variante nur 75 Euro kosten sollte. Das weckte Vorfreude auf die begleitenden Weine beim Menükarussell. Wir wurden nicht enttäuscht.
Das Menü
- Vorspeise - Episode I: Rote Beete | Eigelb | Ziegenkäse
- Zwischengang - Episode II: Tortellini vom Pilz | Miso Dashi | getrocknete Noriblätter
- Hauptgang - Episode III: Rind | Kartoffel | Sellerie | Perlzwiebel | Jus
- Nachspeise - Episode IV: Dekonstruiertes Tiramisu
vegetarisches Menü:
- Vorspeise - Episode I: Rote Beete | Eigelb | Ziegenkäse
- Zwischengang - Episode II: Tortellini vom Pilz | Miso Dashi | Getrocknete Noriblätter
- Hauptgang - Episode III: Karotte | Kartoffel | Sellerie | Perlzwiebel | Vegetarische Jus
- Nachspeise - Episode IV: Dekonstruiertes Tiramisù
Das Menükarussell begann mit einem Gruß aus der Küche. Selbstgebackenes und noch warmes Brot war garniert mit kreativen Cremes wie einer Tomaten-Macadamia-Creme. Wir hatten das Brot noch gar nicht aufgegessen, da kamen auch schon der erste Gang und der dazu passende Weißwein.

Der erste Gang wurde kalt serviert: gewürfelte Rote Beete, dazu Tropfen aus Eigelbcreme und am Rand Ziegenkäsecreme. Garniert wurde das mit einer Menge Kresse – die sollte uns noch häufiger begegnen. Ich selbst bin mutig an diesen Gang herangegangen, denn ich mag für gewöhnlich Rote Beete nicht so gern. Die Kombination mit den Cremes war jedoch so schön ausgewogen, dass es mir wirklich gut geschmeckt hat.
Meine Begleitung war nicht ganz meiner Meinung. Sie bezeichnete den ersten Gang als wenig aufregend. Die Creme hat neben der Roten Beete für sie eine zu nebensächliche Rolle gespielt. Die Kresse fand sie allerdings sehr passend und angenehm. Für mich hätte es etwas weniger sein dürfen.

Besonderes Highlight war ein sehr zitruslastiger Weißwein aus Südfrankreich. Die Mischung aus süßer Note und der damit einhergehende Frische gepaart mit einer eher herzhaften Mahlzeit wiederholte sich noch einige Male. Wir fanden es gewagt, die Weine doch so kontrastreich zu reichen, es war jedoch ein gelungenes Experiment. Wir waren begeistert.
Italien trifft Japan am Phoenixsee
Das Experiment setzte sich im zweiten Gang fort. Die mit intensiv schmeckenden Pilzen gefüllten Tortellini wurden in würziger Misosuppe serviert. Darüber finden wir wieder Kresse. Der Mix aus Pilzen und Miso, den man sonst eher aus der japanischen Küche kennt, zusammen mit den italienischen Maultauschen, war ungewohnt, aber sehr lecker.
Der Wein dazu war ein weiteres Mal sehr süß und glänzte mit einem tollen Pfirsichgeschmack. Auch die Farbe ähnelte einem Pfirsich, doch uns wurde in der Erklärung zum Wein gesagt, er gelte immer noch als Weißwein. Die Erklärung zu Wein und Speisen gab es unaufgefordert zu jedem Gang. Wir fanden den Kontext sehr spannend und fühlten uns, als hätte man uns auf eine Reise durch die Gänge mitgenommen.
Aus Rind wird Karotte
Bei der Hauptspeise konnte die Weinbegleitung das bisher hohe Niveau leider nicht erreichen. Zugegeben war das beim köstlichen Hauptgang aber auch sehr schwer. Die Portion war mit einem Stück Rinderfilet, Kartoffelpüree, süßen Perlzwiebelchen und Sellerie hervorragend abgestimmt. Da hatte es der sehr simple Rotwein auch einfach schwer. Jedoch wurde er uns auch als sehr unkompliziert angekündigt.

Die vegetarische Variante des Hauptganges ersetzte das Rindfleisch durch eine große und ein paar kleine Karotten. Dadurch wurde dieser Gang viel süßer als das fleischlastige Gegenüber. Wer aber beim Bild der simplen Möhre nicht allzu begeistert sein sollte, dem sei die Einschätzung meiner Begleitung ans Herz gelegt: „Ich hätte nicht gedacht, dass eine einzelne Möhre so toll zubereitet werden kann.“ Sie fand, das Wurzelgemüse sei ein ebenbürtiger Ersatz für das Rind, „aber eben doch nur eine Möhre“.

Aus Fleischesser-Sicht muss ich sagen, ich war etwas neidisch auf die Süße der Möhre. Den Sellerie hätte es neben Zwiebeln und Kartoffeln nicht gebraucht. Ich hätte mir stattdessen auch für die Rind-Variante die Karotte gewünscht, ihr artverwandtes Wurzelgemüse ging leider ein bisschen zu sehr unter, brachte aber immerhin den fehlenden Biss.
Tiramisu mit... Kresse?
Die wohl größte Überraschung am nun folgenden Dessert war wohl, dass auch auf der Nachspeise Kresse verteilt war. Es handelte sich um ein dekonstruiertes Tiramisu. Sehr fluffige Mascarponecreme war mit Kaffeepulver bestreut und innen drin befand sich ein wenig Eis. Meiner Begleitung war das Dessert deutlich zu fluffig. Sie bezeichnete das Tiramisu als leichten Abgang, „vielleicht etwas zu leicht“.
Mir persönlich war das Eis im Inneren etwas zu viel. Da der Rest des vierten Ganges zimmerwarm war, fand ich es etwas unangenehm zu essen. Geschmacklich war es aber solide. Dennoch würde ich das Tiramisu als schlechtesten Gang des Menükarussells bezeichnen.

Großes Highlight zum Abschluss war aber wieder die Weinbegleitung. Hierzu gab es einen wirklich sehr süßen Dattelwein. Das fast sirupartige Getränk hatte einen so starken Geschmack, er verblieb über viele Minuten im Mund – köstlich. Allerdings, nur wenn man Datteln mag, weshalb der Geschmack meiner Begleitung zu viel war. Doch hat sie sich glücklicherweise für diesen Gang für die alkoholfreien Weine entschieden.
Es hat uns sehr gefreut, dass es eine alkoholfreie Weinbegleitung gab, und dass man sogar einfach zwischen den Gängen wechseln konnte. Leider gibt es nicht allzu viele dieser Weine, sodass eine Feinabstimmung zu den Gerichten nur schwerlich möglich war, wie man uns vor Ort auch ankündigte. Trotzdem hat man im Haus Phoenixsee das Beste herausgeholt. Meine Begleitung fand die alkoholfreien Weine, die sie probiert hatte, lecker und zum Gang passend.
Ambiente und Service im Haus Phönixsee
Bereits die Lage vom Haus Phönixsee konnte überzeugen. Der Weg zum Restaurant führte direkt am See vorbei, besser geht es kaum. Drinnen war es sehr gemütlich, es gab wenig spezielle Deko, was mir sehr gut gefallen hat. Das Restaurant wirkt authentisch und will nicht etwas sein, was es nicht ist.
So funktioniert der Restaurant-Check
Wir gehen ohne Ankündigung in die jeweiligen Restaurants – als ganz normale, zahlende Gäste. Wir sind keine Gastro-Experten, sondern einfach Menschen, die gerne an schönen Orten essen. Wir beschreiben die Lokale so, wie wir über sie mit Freunden und Bekannten sprechen würden – mit ihren Schwächen und Stärken.
Die Bewirtung war sehr gut, zu jedem Gericht gab es eine ausführliche Erklärung, sowohl zum Essen als auch zu jedem Wein. Gleichzeitig wurde immer gefragt, ob alles in Ordnung wäre, ob wir vom Wein auf andere Getränke wollen oder ob irgendetwas stört. Wir empfanden das als sehr zuvorkommend.
Daten zum Haus Phönixsee
Öffnungszeiten: Mittwoch bis Sonntag 17 bis 23 Uhr (Sonntag bis 22 Uhr)
Kontakt: 0231 189 98 445 / info@hausphoenixsee.de
Adresse: Hafenpromenade 5, 44263 Dortmund
Zahlung: Bar und Bankkarte
Überraschend: Diverse Gäste wollten wissen, wie es ab 29. März weitergeht. Als beliebtes Restaurant gab es Gesprächsbedarf, auf den die Belegschaft freundlich eingegangen ist, ohne zu viel zu sagen. Es ergab sich gleich an vielen Tischen dazu ein freundlicher Austausch.
Das war aber auch schon alles, was man vom baldigen Aus des Restaurants gemerkt hat. Das Essen war so gut, wie ich es mir nach dem Test meiner Kollegin im vergangenen Frühling vorgestellt habe. Die zwischenmenschliche Stimmung war nie komisch, auch wenn dies in einer solchen Situation verständlich gewesen wäre. Wir haben uns alles in allem wirklich sehr wohlgefühlt, waren am Ende gut gesättigt und werden wohl noch länger auf diesen Abend zurückblicken – wenn wir ihn nicht sogar bis zum 29. März wiederholen.
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