Hier gibt es in Dortmund „schickes“ Essen für jedermann Nicht nur die Portionsgröße überrascht

Fine dining für jedermann - „Geschmacksexplosion“ im Haus Phoenixsee
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Ein Casual-fine-dining-Restaurant, angeschlossen an die Luxus-Seniorenresidenz am Phoenixsee - mit diesem ungewöhnlich klingenden Konzept ist Anthony Sarpong, der in Meerbusch ein Sterne-Restaurant betreibt, Ende 2023 in Dortmund an den Start gegangen. „Wir kochen hier wie in einer Sterneküche, aber mit weniger Pünktchen auf dem Teller“, so beschrieb der Spitzenkoch den Anspruch im Vorfeld der Eröffnung. Hier soll man auch ohne feinen Anzug und Abendkleid willkommen sein. „Der Phoenixsee ist vom Publikum her so bunt, wir wollen uns da nicht einschränken“, sagt Domenico Massaro, einer der beiden Restaurantleiter.

Als wir uns zum Restaurant-Check auf den Weg machen, sind wir auf mehrere Dinge sehr gespannt: Bei Sterneküche denken wir an sehr übersichtliche Portionen - werden wir satt? Und was müssen wir dafür bezahlen? Wie wird die Atmosphäre sein - sehr gediegen und vornehm? Werden wir uns im gehobenen Ambiente wohlfühlen?

Der Auftakt nimmt uns gleich die erste Ungewissheit: Restaurantleiter Sebastian Buteweg empfängt uns sehr freundlich und führt uns zu einem Tisch an der großen Fensterfront mit Blick auf den See. Es läuft Musik, am Nebentisch sitzt ein junger Mann in Hoodie und mit Base-Cap - underdressed sind wir auf keinen Fall, hier geht es überhaupt nicht gestelzt zu.

Ein Blick in das Haus Phoenixsee
Ein Blick in das Haus Phoenixsee © Oliver Schaper

Speisekarte

Die Speisekarte ist eher klein, aber abwechslungsreich und wir entdecken viele Gerichte, die spannend klingen. Bei den Vorspeisen gibt es fünf Gerichte zur Auswahl, vom Tomatentatar bis zum Bürgermeisterstück. Auch zwei Suppen stehen auf der Karte: Pastinake und Ochsenschwanzessenz.

Es gibt zwei Pasta-Gerichte, vier mit Fleisch, zwei mit Fisch. Außerdem Flammkuchen, Salat und Risotto. Mit dabei sind echte Klassiker wie Rinderroulade, aber auch Kombinationen, die uns sofort neugierig machen („Zander - Erbse - Minze - Apfel - Sprossen“)

Den Abschluss bilden vier süße Desserts und eine Käseauswahl.

Ziegenkäse mit Nashi-Birne und Brunnenkresse-Esspapier: Die Vorspeise ist wunderschön angerichtet.
Ziegenkäse mit Nashi-Birne und Brunnenkresse-Esspapier: Die Vorspeise ist wunderschön angerichtet - und auch geschmacklich top. © Jessica Will

Speisen

Bei den Vorspeisen entscheiden wir uns für „Beef Tatar dekonstruiert“ und Ziegenkäse mit Nashi-Birne - und landen zwei absolute Volltreffer. Das erste Mal sind wir beeindruckt, als der Service die Teller vor uns abstellt: Der Ziegenkäse und die Birne sind beeindruckend angerichtet, erinnern mich sofort an ein Segelschiff. Das Beef Tatar könnte optisch als Kunstwerk durchgehen.

Geschmacklich sind wir gleich hin und weg: „Besser kann man es nicht machen“, lobt mein Mann das Beef Tatar. Besonders gefällt ihm die Kombination aus dem Fleisch und Sardellen, die fein gehackt mit angerichtet sind. „Eine Geschmacksexplosion.“

Die Kombination Ziegenkäse und Birne ist ebenfalls perfekt: Der Käse passend würzig, die Birne auf verschiedene Arten zubereitet - kleingehackt und saftig-süß, aber auch hauchdünn und knackig in gedörrter Form aus dem Backofen. Dazu knusprige Chips aus Brunnenkresse und Kartoffeln. Einfach umwerfend gut.

Das Beef Tatar
Das Beef Tatar dekonstruiert: "Eine Geschmacksexplosion", lobt mein Mann seine Vorspeise. © Jessica Will

Nach diesem überragenden Auftakt muss man fürchten, dass die restlichen Gänge nur verlieren können - dem ist aber nicht so, obwohl die Hauptgänge optisch deutlich schlichter angerichtet daherkommen.

Mein Mann entscheidet sich für ein Gericht von der Spargelkarte: Ein Pfund Spargel mit Sauce hollandaise und Röstkartoffeln, dazu ein Rumpsteak. Der Spargel ist „richtig aromatisch, perfekt bissfest gegart“. Bei der Sauce hollandaise schmeckt er eine leicht nussiger Note. Das Fleisch, medium rare bestellt, überzeugt ihn voll: „Garpunkt genau getroffen, sehr aromatisches Fleisch.“

Das Kalbfilet, das mit Jus, Spinat und gefüllten Kartoffeln serviert wird, ist ebenfalls großartig: Das Fleisch zergeht auf der Zunge, der nur kurz in der Pfanne geschwenkte Spinat ist überhaupt nicht matschig. Die Kartoffeln, die ausgehöhlt und dann mit Kartoffelpüree gefüllt werden, sind so zubereitet etwas Besonders.

Spargel mit Sauce hollandaise und Rumpsteak
Spargel mit Sauce hollandaise und Rumpsteak - der Hauptgang überzeugt voll. © Jessica Will

Zum Abschluss wählt mein Mann „Mandel - Milch - Honig“ - dahinter verbergen sich zwei Nocken Mandel- und Honig-Eis, dazu Milch in zwei besonderen Formen. Als Gel und als knusprige Plättchen. Toll, haben wir so noch nie gegessen.

Für mich gibt es das Schoko-Dessert mit Salz-Karamell und Tonkabohne. Kunstvoll auf dem Teller angerichtet. Die Mousse schmeckt herrlich schokoladig. Zu einer Nocke Tonkabohnen-Eis gibt es etwas Crunch, das Salz-Karamell ist als Gel in Tupfen auf dem Teller arrangiert. Optisch knüpfen die Desserts an die Vorspeisen an - und auch geschmacklich sind sie ein würdiger Abschluss eines tollen Menüs.

Die Frage, ob wir satt geworden sind, lässt sich eindeutig beantworten: Ja, wir sind wirklich positiv überrascht. Besonders die Portionen bei den Hauptspeisen waren deutlich größer, als wir befürchtet hatten.

Kalbfilet mit Spinat und gefüllten Kartoffeln
Kalbfilet mit Spinat und gefüllten Kartoffeln - sehr lecker und eine größere Portion als erwartet. © Jessica Will

Preis

Für jeweils drei Gänge, zwei Aperitifs, zwei Gläser Rotwein, einen Espresso, einen Likör und eine Flasche Wasser zahlen wir 230 Euro. Für unseren normalen Anspruch bei einem Restaurant-Besuch ist das sehr viel Geld. Wir empfinden den Preis aber als gerechtfertigt. Zudem hatten wir zwei der teuersten Hauptspeisen auf der Karte.

Wer weniger Geld ausgeben möchte, hat dazu auch die Chance: Bei den Hauptgerichten gibt es mit den Nudelgerichten, Salat und Flammkuchen günstige Alternativen (16/17 Euro).

Schokolade mit Tonkabohnen-Eis und Salz-Karamell
Schokolade mit Tonkabohnen-Eis und Salz-Karamell: Würdiger Abschluss des Menüs. © Jessica Will

Atmosphäre

Die Einrichtung ist hochwertig. Dunkles Holz, grau und Gold dominieren farblich. Der Raum ist sehr hoch, große runde Lampen sind ein Design-Hingucker. Die Atmosphäre ist locker. Die Hintergrundmusik ist relativ laut, auch von den Nachbartischen bekommt man durchaus einen gewissen Geräuschpegel mit.

Die Küche ist offen, auch das prägt die Stimmung. Man muss sich hier nicht zurückhalten, es ist ein lebendiges Restaurant.

Anthony Sarpong in seinem Restaurant.
Anthony Sarpong in seinem Restaurant. Ambiente und Atmosphäre im Haus Phoenixsee überzeugen: hochwertig, aber nicht zu nobel und förmlich. © Oliver Schaper

Service

Der Service kann mit dem hervorragenden Essen mithalten. Wir fühlen uns gut umsorgt und sehr willkommen. Der Umgangston ist lockerer, als wir erwartet hatten. Wir werden sogar gedutzt, was wir als sehr angenehm empfinden.

Beim Eindecken der Gläser und des Bestecks trägt das Service-Personal schwarze Handschuhe. Nachfrage werden sehr kompetent beantwortet, es gibt zu den meisten Gängen eine kurze Info, was genau man auf dem Teller hat. Man merkt also durchaus, dass hier ein gehobener Anspruch herrscht.

Zeitlich läuft alles perfekt, wir müssen nie lange warten. Es bleibt aber immer genug Zeit, die einzelnen Gänge etwas wirken zu lassen. Insgesamt sind wir drei Stunden vor Ort - wir genießen die Atmosphäre nach dem Essen noch eine Weile, lassen uns mit dem Bezahlen Zeit.

Kinderfreundlichkeit

Es gibt eine Extra-Kinderkarte mit drei Gerichten: „Zwei Nudelgerichte, mit Tomatensauce oder Bolognese und selbstgemachten Bandnudeln, und ein Steak mit Pommes, Mayo und Ketchup“, erklärt Domenico Massaro. „Und wir haben auch etwas zum Malen da“, ist für Beschäftigung gesorgt.

Anfahrt

Wir kommen mit dem Auto und finden an diesem Freitagabend direkt einen Parkplatz an der Hörder Hafenstraße. Die nächsten U-Bahn-Haltestellen sind Willem-van-Vloten-Straße und Hörde Bahnhof.

Netzstimmen

22 Rezensionen mit im Schnitt 5,0 Sternen gibt es für das noch recht neue Restaurant bei Google. „Wirklich ein Genuss“, „hervorragendes Essen“ - die Gäste sind sich einig, empfehlen den Besuch des Restaurants vorbehaltlos weiter.

Dem können wir uns nur anschließen: Wir haben einen tollen Abend verbracht - das Essen war grandios, Service und Ambiente haben den Aufenthalt zu etwas Besonderem gemacht. Beim Blick auf den See kommt fast Urlaubsstimmung auf. Eine Auszeit vom Alltag, die wir auf jeden Fall wiederholen werden.

Hinweis: Dieser Text erschien zum ersten Mal am 11. Mai 2024.

Zum Thema

Haus Phoenixsee - alle Infos

  • Haus Phoenixsee, Hafenpromende 5, 44263 Dortmund
  • Öffnungszeiten: Mittwoch bis Sonntag, Essen ab 17 Uhr, bereits ab 16 Uhr gibt es Kaffee und Kuchen. Auch, wer nur etwas trinken möchte, ist willkommen.
  • Die Karte wechselt etwa vier Mal im Jahr, der nächste Wechsel ist für Ende Mai/Anfang Juni geplant.
  • Telefon: 0231/18998445
  • Reservierung: online möglich auf www.hausphoenixsee.de

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