Daniel Helbing (l.) und Michael Grote inmitten von Sachspenden. Helfer sind momentan das, was die „Schnelle Hilfe für die Ukraine” braucht, damit die Wohnungen eingerichtet werden können.

© Schulze-Buxloh

Warum Justina, Michael und Daniel alles für die Ukraine-Flüchtlinge geben

rnHilfe für die Ukraine

Justina Kehrenberg, Michael Grote und Daniel Helbing aus Dortmund sind im Netzwerk „Schnelle Hilfe für die Ukraine" aktiv. Sie berichten, warum sie helfen – und was die Dortmunder tun können.

Hörde

, 29.03.2022, 17:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Eine Flucht in den 1980er-Jahren, enge Freunde, die nicht zu erreichen sind, und ein langjähriger Angestellter – all das hat Anteil daran, was gerade passiert „Am Remberg“ in Hörde.

Justina Kehrenberg, Michael Grote und Daniel Helbing arbeiten seit Kriegsausbruch in der Ukraine rund um die Uhr für ihre Idee: Sie planen Wohngemeinschaften für Flüchtlinge. Etwa 24 Wohnungen sind schon bezugsfertig oder bewohnt. Momentan renovieren sie in zwei Häusern sieben Wohnungen.

Gesucht: Dolmetscher, Paten, Handwerker

Doch es fehlen weitere Helfer – vor allem Dolmetscher, Paten und Handwerker. Justina Kehrenberg, Michael Grote und Daniel Helbing sitzen bei unserem Gespräch inmitten einer fast fertigen Wohnung an einem schwarz-braunen Küchentisch. Erschöpft und froh, dass sie etwas tun können.

Justina Kehrenberg (42) – 1988 mit der Familie aus Polen geflohen – zeichnet ein schnelles Organigramm, das zeigt, wie sie sich in den vergangenen vier Wochen aufgestellt haben. Sie ist für Social Media zuständig.

Seit dem 7. März sind die Ehrenamtlichen per Instagram, Internetseite, Mundpropaganda und mit Partnern aus der Dortmunder Wirtschaft unterwegs. „Wir alle haben Kinder. Da muss man doch etwas tun," sagt die 42-Jährige, an die Wand gelehnt aus dem Dachfenster blickend. Die zwei Häuser liegen in zweiter Reihe am Phönix-See.

„Ich erreiche Valentina in Kiew nicht”

Wohnungsunternehmer Daniel Helbing lehnt sich ebenfalls zurück, aber nicht lange. Er lauscht Michael Grote (59): „Ich erreiche Valentina in Kiew nicht." 1991 war diese seine Gastmutter, als der Journalist über den Tschernobyl-Jahrestag berichtete. Seither war er sieben Mal in dem Kiewer Vorort Wattuisiski zu Besuch bei der Familie.

Valentinas Tochter ist Ärztin und will nicht gehen. Ihre Kinder will sie der Großmutter nicht mitgeben für die Flucht. Mehr weiß Michael Grote nicht. Angst herrscht hier wie dort. Michael Grotes Augen röten sich.

„Ich bin allen auf den Keks gegangen”

Daniel Helbing (33) hat einen langjährigen Angestellten, der aus der Ukraine stammt. Der habe ihn das erste Mal um Hilfe gebeten. „Danach bin ich allen auf den Keks gegangen", sagt Daniel Helbing. In nur drei Tagen stand dann das Gerüst für die „Schnelle Hilfe für die Ukraine“. Homepage, Sammelboxen, Spendenkonto, Social Media und Logo sind seither entstanden.

Doch wie haben die drei sich überhaupt kennengelernt? Sie überlegen, kommen dann aber zu dem Schluss, dass es im Moment unwichtig ist, wer, wen, wann und wo getroffen hat. Wichtiger sei die Hilfe.

Am Samstag (26. März) beispielsweise waren 20 Menschen vor Ort, über soziale Medien zusammengetrommelt. Eine Whatsapp-Gruppe verlinkt in andere, je nachdem was der Einzelne anzubieten hat. „So behalten wir den Überblick. Es ist eine Art Schnellballsystem", erklärt Daniel Helbing.

Die Geflüchteten schnell einbinden

„Wir wollen jeden Flüchtling mit Paten ausstatten", so der einhellige Wunsch. Eine Patin versorgt zurzeit schon drei Familien in drei Wohnungen. Das ist das Limit. „Wir versuchen, die Flüchtlinge schnell einzubinden, auch damit sie sich etwas ablenken können von der Situation daheim", sagt der 33-Jährige.

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Insgesamt arbeiten derzeit mehr als 100 Ehrenamtliche für „Schnelle Hilfe für die Ukraine". 15 Unternehmen helfen mit und es bestehen Kooperationen mit drei gemeinnützigen Institutionen. „Und wir würden gern enger mit der Stadt zusammenarbeiten", sagt Daniel Helbing.

2015 lockten falsche Versprechungen

Zusammen sinnieren die drei noch darüber, was anders ist im Vergleich zur Flüchtlingswelle 2015. „Die Schlepper haben den Flüchtlingen aus Syrien damals falsche Versprechungen gemacht", mutmaßt der Michael Grote.

Das sei im Fall der ukrainischen Flüchtlinge anders. „Die wissen, was auf sie zukommt.“ Justina Kehrenbergs Vater war damals ein politischer Flüchtling. Sie nickt.

Das Netzwerk „Schnelle Hilfe für die Ukraine" ist via Homepage, Instagram und Facebook zu erreichen: ukraine-schnellehilfe.eu
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