Das St. Johannes-Hospital in der Dortmunder Innenstadt gehört jetzt zu einem Mega-Krankenhausverbund in der Region. Vier Krankenhaus-Gesellschaften haben sich zusammengeschlossen.

© Johannes-Gesellschaft

Mega-Fusion der Krankenhäuser steht: „Patient soll die Vorteile genießen“

rnKartellamt stimmt zu

Mehrere Krankenhäuser in und um Dortmund gehören zu einem neuen Mega-Verbund. Der Zusammenschluss gilt in seiner Art als einzigartig in ganz Deutschland.

Dortmund, Schwerte, Castrop-Rauxel, Lünen, Werne

, 01.06.2021, 15:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Das Bundeskartellamt hat zugestimmt, der Aufsichtsrat des neuen Krankenhaus-Verbundes hat am Montag (31. Mai) bereits getagt und damit geht nun eine neue Krankenhaus-Gesellschaft an den Start, die sich weit über Dortmund hinaus erstreckt.

Es sind vier katholische Krankenhaus-Gesellschaften mit mehr als 17 Einrichtungen in sechs Städten, die den Weg in die Zukunft gemeinsam gehen: die St.-Johannes-Gesellschaft, die St. Lukas Gesellschaft, die Katholisches Klinikum Lünen-Werne GmbH und die St. Marienkrankenhaus Schwerte gGmbH.

Sie sind jeweils Träger von mehreren Krankenhäusern, die nun alle zu einer Holding gehören, die den Namen Katholische St. Paulus Gesellschaft trägt. Insgesamt gehören 12 Krankenhäuser mit 37 Fachbereichen zu dem neuen medizinischen Netzwerk. Diese sind im Einzelnen:

  • St. Johanneshospital (JoHo) in der Dortmunder Innenstadt
  • St. Josefs Hospital in Dortmund-Hörde
  • Marien Hospital in Dortmund-Hombruch
  • Katholisches Krankenhaus Dortmund-West in Dortmund-Kirchlinde
  • St. Elisabeth Krankenhaus in Dortmund-Kurl (Klinik für Geriatrie)
  • St. Rochus Hospital in Castrop-Rauxel
  • Marienkrankenhaus Schwerte an der Goethestraße
  • Marienkrankenhaus Schwerte an der Schützenstraße
  • St. Marien Hospital in Lünen
  • St. Christophorus Krankenhaus in Werne
  • St. Marien-Hospital (zwei Standorte) in Hamm

„Macht keinen Sinn, sich gegenseitig Konkurrenz zu machen“

„Als im letzten Jahr das Kartellamt einem Verbund grundsätzlich zugestimmt hat, waren wir sehr motiviert, diesen Prozess in 2021 voranzutreiben. Jetzt freuen wir uns, dass wir einen Start für die Kath. St. Paulus Gesellschaft verkünden können“, sagt der frisch gewählte Vorsitzende des Aufsichtsrates, Prof. Dr. Martin Rehborn.

Der Dortmunder Rechtsanwalt fungierte bisher als Vorsitzender des Verwaltungsrates der St.-Johannes-Gesellschaft.

Klaus Bathen ist Geschäftsführer der St. Johannes Gesellschaft in Dortmund. Er freut sich über die Gründung eines „sich ergänzenden Netzwerks im Sinne der Patienten-Versorgung."

Klaus Bathen ist Geschäftsführer der St. Johannes Gesellschaft. Er freut sich über die Gründung eines „sich ergänzenden Netzwerks im Sinne der Patienten-Versorgung." © Johannes Gesellschaft

„Es macht doch keinen Sinn, sich gegenseitig Konkurrenz zu machen und durch Doppelvorhaltungen teurer Spezialverfahren unnötige Kosten zu produzieren“, sagt Klaus Bathen, Geschäftsführer der St.-Johannes-Gesellschaft, zu der auch das JoHo gehört.

Fast 10.000 Beschäftigte im neuen Verbund - keine Kündigungen

Fast 10.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gehören zu dem neuen Verbund - und alle sollen bleiben. „Der Zusammenschluss ist nicht dazu gedacht, Personal abzubauen. Im Gegenteil: wir brauchen ja Personal, die Fachkräfte stehen nicht gerade Schlange“, sagt Clemens Galuschka, Geschäftsführer der St. Lukas-Gesellschaft.

Klaus Bathen erklärt: „Eventuell muss mal eine Fachabteilung irgendwo geschlossen werden, aber eine Kündigung wird es auch dann nicht geben. Jeder wird weiter im Verbund arbeiten können.“

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Entstanden ist ein Gesundheitsverbund, der mit seiner Vielzahl an Kompetenzzentren und den ebenfalls dazu gehörenden Jugendhilfe- und Alteneinrichtungen (4 Seniorenheime) nach Ansicht aller Beteiligten zu den größten Gesundheits- und Sozialversorgern in Nordrhein-Westfalen gehört. Stationär werden rund 135.000 Patienten im Jahr versorgt.

Politik wünscht sich so „schlagkräftige Verbünde“

Es gehe darum, die medizinische Versorgung besser und wirtschaftlicher zu machen. „Zusammenschlüsse von Krankenhäusern zu großen, schlagkräftigen Verbünden werden aktuell bundesweit vom Gesetzgeber gewünscht und gefördert“, so Klaus Bathen.

Clemens Galuschka ist Geschäftsführer der Lukas Gesellschaft und führt die Krankenhäuser in Dortmund-Kirchlinde und Castrop. „Der Patient soll die Vorteile genießen“, sagt er.

Clemens Galuschka ist Geschäftsführer der Lukas Gesellschaft und führt die Krankenhäuser in Kirchlinde und Castrop. „Der Patient soll die Vorteile genießen“, sagt er. © Lukas Gesellschaft

„Wir agieren jetzt in einer großen Gruppe und der Patient soll die Vorteile genießen“, sagt Clemens Galuschka und betont, dass eine Basisversorgung an allen Standorten erhalten bleibe: „Unter dem Dach der Paulus-Gesellschaft wird aber eine exzellente Ergebnisqualität mit modernster Medizintechnik entstehen.“

Es könne dann sein, dass ein hochspezielles Gerät für eine ganz besondere Diagnostik nur in Castrop oder nur in Lünen zur Verfügung stehe.

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„Der Zusammenschluss ist keine Folge wirtschaftlicher Notwendigkeit. Alle vier Gesellschaften schreiben gute Zahlen. Veränderung gibt es aber immer. Jetzt haben wir den Vorteil, dass wir sie steuern können. Der medizinische Austausch wird intensiver, die Standorte ergänzen sich. Und, wenn der Patient es will, kann man ihn innerhalb der Paulus-Gesellschaft für eine Spezialversorgung verlegen. Eine Grundversorgung gibt es überall“, sagt Axel Weinand, Geschäftsführer der Katholisches Klinikum Lünen-Werne GmbH.

Komplettanbieter für fast alle medizinischen Leistungen

„Zusammenwachsen und zusammen arbeiten“, lautet das Motto. Man habe, ohne von wirtschaftlichen Zwängen getrieben zu sein, jetzt die Weichen für die medizinische und ökonomische Weiterentwicklung aller Einrichtungen gestellt.

„Modernste Möglichkeiten und hohe Kompetenz so gebündelt in einem Umkreis von 30 Kilometern um Dortmund anbieten zu können, das ist das Unschlagbare“, sagt Klaus Bathen.

„Auch lokale Besonderheiten bleiben bestehen. Also, wir bleiben in Schwerte das Marienkrankenhaus, werden uns unter Beibehaltung unserer Identität weiterentwickeln“, sagt Geschäftsführer Jürgen Beyer. Innerhalb der Paulus-Gesellschaft werde es allerdings künftig mehr Spezialisten und weniger Generalisten geben.

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Wie Clemens Galuschka sagt, wird der regionale Verbund im Osten des Ruhrgebiets nun ein Komplettanbieter für fast alle medizinischen Leistungen sein. „Wir haben nur keine Kinderklinik und keine Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie.“

Paulus-Gesellschaft erwartet Jahresumsatz von 800 Millionen Euro

Für die neue Paulus-Gesellschaft wird ein Jahresumsatz von rund 800 Millionen Euro erwartet. Dafür verfügt man beispielsweise über 3550 Betten, 1100 Ärzte und über 4000 Pflegekräfte. „Das klingt groß, aber der Verbund wird aus vielen kleinen Einrichtungen gespeist“, sagt Klaus Bathen.

Der Unternehmensberater Matthias Borchers, der die Gründung der neuen Holding begleitet hat, spricht von einer „großen Vernunftveranstaltung“, die richtungsweisend für Deutschland sei.