
Der Dortmunder Bundestagsabgeordnete Matthias Helferich wird Teil der AfD-Bundestagsfraktion. Und damit ein Mann, der seiner eigenen Fraktion bei dem letzten Einzug in den Bundestag noch zu extrem war und die ihn deshalb nicht dabei haben wollte. Am Beispiel des 36-jährigen Dortmunders zeigt sich, wie sehr sich etwas verschoben hat in Deutschland.
Bestätigt durch die Stimmen von Millionen Wählerinnen und Wählern strotzt die AfD nur so vor Selbstvertrauen und wird immer unverfrorener. Auch im Dortmunder Rathaus war das am Wahlabend zu beobachten, wo Matthias Helferich und andere AfD-Politiker mit Provokationen auffielen.
Die in Teilen gesichert rechtsextremistische und bundesweit als rechtsextremer Verdachtsfall eingestufte AfD hat keine Angst mehr davor, ihr wahres Gesicht zu zeigen.
Kein Widerspruch
Matthias Helferich und auch Maximilian Krah, den die Partei wegen Verharmlosungen der SS sogar aus dem Europawahlkampf entfernte, obwohl er ihr Spitzenkandidat war, dürfen nun auf der größten politischen Bühne in Deutschland ganz offiziell im Namen der Partei mitmischen. Sie beide gehören dem radikalsten, völkischen Teil der AfD an.
Widerspruch gegen die Aufnahme von Krah und Helferich regte sich, so ist zu vernehmen, nicht. Kein Abgeordneter hatte eine Diskussion über die Personalien beantragt. Auf Warnungen des NRW-Landesverbands, der ein Ausschlussverfahren gegen Helferich eingeleitet hatte, sei nicht eingegangen worden.
Dass ein Mann wie Matthias Helferich sich in einem internen Chat einst als „freundliches Gesicht des NS“ bezeichnet hat, als „demokratischen Freisler“ ist einige Jahre später „Schnee von gestern“, wie die AfD-Co-Vorsitzende Alice Weidel am Wahlabend in der ARD sagte. Es klang, als habe sich Helferich halt mal einen Ausrutscher geleistet. Aber jetzt sei doch auch mal gut. Er selbst spricht bei den Aussagen von Ironie, gibt sich, als hätte er halt einen etwas anderen Humor.
Alles nur missverstanden?
Recherchen unserer Redaktion haben im Februar gezeigt: Vorwürfe wegen rechtsextremer Ausfälle gegen Helferich gab es gegen ihn schon als Jugendlichen, später vernetzte er sich mit anderen Rechtspopulisten und Radikalen wie Verleger Götz Kubitschek oder AfD-Rechtsaußen Björn Höcke. Nach der Bezeichnung als „freundliches Gesicht des NS“ wurde er nicht gemäßigter. Experten gehen davon aus, dass Äußerungen Helferichs auch eine Rolle in einem möglichen AfD-Verbotsverfahren spielen werden.
Mit der Aufnahme von Helferich und Krah in die Fraktion macht die AfD deutlich: Für sie gibt es nur eine Richtung – weiter ins Extreme. Es ist, wohin sie auch die Gesellschaft ziehen möchte. Daraus macht die Partei keinen Hehl. Und auch Helferich tut das nicht. Gegenüber unserer Redaktion sagte er, er strebe eine weitere Polarisierung an. An Versöhnung, am Zuschütten von Gräben haben Männer und Frauen wie er kein Interesse. Im Sinne von Deutschland kann das nicht sein.