Martin Schräder hat den ältesten Stand auf dem Dortmunder Markt Es begann mit Opas Kiepe

Martin Schräder hat den ältesten Stand auf dem Dortmunder Markt: Es begann mit Opas Kiepe
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Aus Eiern wurde irgendwann Geflügel: Fast 100 Jahre verkauft Familie Schräder nun schon Lebensmittel, etliche davon auf dem Dortmunder Wochenmarkt. Laut dem Dortmunder Marktsprecher Niels Schulte ist kein Stand dort älter.

Mittlerweile führt Martin Schräder (62) das Geschäft – in der dritten Generation. Begonnen habe alles ganz klein, erzählt er. „Damals ist mein Opa noch allein losgefahren, mit der Kiepe und dem Fahrrad.“ Müllermeister sei der gewesen, in Lüdinghausen, mit gepachtetem Kotten. So habe er verkauft, was das Hof hergegeben habe: „Hauptsächlich Eier, so fing’s an.“

Martin Schräder (62) hat vor fast vierzig Jahren von seinem Vater übernommen. Der hat das Geschäft wiederum von seinem Vater.
Ob Wurst, Pasteten, Wild oder Geflügel: Statt Eiern auf der Kiepe verkauft Schräder Fleisch im Metzgerwagen. © Joscha F. Westerkamp

Auch in der Kriegszeit habe er weiter verkauft: „Da ist dann auch mal das ein oder andere Ei zu Bruch gegangen, wenn Fliegeralarm war und Opa schnell in den Graben springen musste.“ Doch das Geschäft, der kleine Betrieb, der blieb heil. Ab den Fünfzigern habe Martin Schräders Vater übernommen. Ab Mitte der Achtziger dann er selbst. Und seit zehn Jahren sei auch sein Sohn dabei – mit einem neuen Partner und einem eigenen Stand.

Viel Geflügel und Wild

In Dortmund hätten sie zuerst, ganz früher, auf dem kleinen Gänsemarkt gestanden. „Dann auf dem Rathaus, dem Alten Markt, das ist ja ständig gewandert“, sagt Schräder. „Auf dem Hansaplatz stehen wir jetzt seit 15, 20 Jahren.“ Eigene Eier verkaufen sie schon lang nicht mehr – stattdessen Fleisch.

Auch Grillhähnchen gibt es mittlerweile am Stand der Familie Schräder.
Auch Grillhähnchen gibt es mittlerweile am Stand der Familie Schräder. © Joscha F. Westerkamp

„Früher haben wir noch sehr viel selbst geschlachtet bis Mitte der Neunziger. Das können wir heute nicht mehr leisten.“ Eine große Auswahl verkaufen sie jetzt, vor allem Geflügel und Wild. Reh- und Hirschfilet zum Beispiel, außerdem verschiedene Wurstspezialitäten. Und es gibt Gegrilltes: Hähnchen vom Drehspieß bei ihnen – und unter anderem Wildschweincurrywurst und Black-Angus-Flanksteak am Stand des Sohnes.

Ob Wurst, Pasteten, Wild oder Geflügel: Statt Eiern auf der Kiepe verkauft Schräder Fleisch im Metzgerwagen.
Martin Schräder (62) hat vor fast vierzig Jahren von seinem Vater übernommen. Der hat das Geschäft wiederum von seinem Vater. © Joscha F. Westerkamp

Der Stand vom Sohn, der steht direkt gegenüber dem des Vaters, trägt nicht mehr den alten Namen „Wild & Geflügel Schräder“, sondern einen neuen: „Edles Fleisch“. Am edelsten dort von allem? Japanisches Wagyu, für mehr als 200 Euro das Kilogramm.

Direkt gegenüber steht der Stand des Sohnes: "Edles Fleisch".
Direkt gegenüber steht der Stand des Sohnes: "Edles Fleisch". © Joscha F. Westerkamp

Dreimal die Woche stehen sie mittlerweile auf dem Dortmunder Wochenmarkt, außerdem noch auf verschiedenen weiteren, etwa dem in Scharnhorst. Neben den Wochenmarktkunden belieferten sie auch Sternküchen, sagt Schräder. Welche, dürfe er nicht verraten. Aber: „Das geht bis drei Sterne.“

Die kleine Kiepe ist also längst Geschichte. Genau wie das Kaufverhalten der Kunden von damals. „Leute, die auf den Wochenmarkt gehen, suchen heute was Spezielles“, sagt Schräder. Die wollten besondere Ware, die es nicht im Discounter gebe, die, bei denen die Qualitätsunterschiede besonders groß seien. „Früher haben die Leute noch anders auf dem Markt eingekauft. Aber heute suchen sie in den Nischen, wo nicht in Massen produziert wird.“

Ob Wagyu aus Uruguay für 100 Euro pro Kilogramm oder aus Japan für mehr als das doppelte – die Auswahl an hochwertigen Fleischsorten ist groß.
Ob Wagyu aus Uruguay für 100 Euro pro Kilogramm oder aus Japan für mehr als das doppelte – die Auswahl an hochwertigen Fleischsorten ist groß. © Joscha F. Westerkamp

Was genau die Kunden kauften, sei je nach Saison unterschiedlich. „Im Winter mehr Wild, im Sommer mehr das leichte Fleisch zum Grillen.“ Besonders viel verkauft werde immer das Hähnchen in der besseren Qualität.

Und was isst Schräder selbst am liebsten? „Immer das, worauf ich gerade Hunger habe.“

In dieser Serie stellen wir in lockerer Folge verschiedene interessante Stände auf dem Dortmunder Wochenmarkt vor – und die Menschen dahinter. Bisher erschienen sind:

„20 Stunden Arbeit am Tag sind normal“: Markthändler Nikolaus Göggerle lebt seinen Kindheitstraum

Wochenmarkt in Dortmund: Was können Wein und Cocktail, die Elke Greiff-Gossens aus einem Pferdeanhän

Fisch-Familie Gimmerthal gibt Marktstand ab: Doch wie bekommen Nachfolger ihren Platz?