Wein genießt ja, längst nicht nur unter Weingenießern, eine Sonderstellung in der Riege alkoholischer Getränke. Stellen Sie sich mal vor: Da träfe sich morgens um 11.30 Uhr mitten auf dem Wochenmarkt eine Gruppe junger Leute und tränke gemeinsamen vor aller Augen best gelaunt Bier. Das ginge doch nun wirklich nicht.
Aber mit Wein, da ist das anders. Da ist das absolut okay, ja sogar, vielleicht ein bisschen spießig, aber ansonsten: ziemlich chic. Die Sonne scheint, Brot, Ei und Salami im Korb – und auf einen Riesling bei Elke Greiff-Gossen vorbei. Denn bei der gibt’s Weine, und zwar aus einem echt stilvollen englischen Pferdeanhänger.

„Den haben wir vor Corona umgebaut“, sagt Greiff-Gossen. Die hat früher mal Informatik studiert und ist dann über den Onlinehandel lorelei.shop im Weingeschäft angekommen. Den Shop gibt’s immer noch, zusätzlich zu dem Stand auf dem Markt. „Wir haben mit einem klassischen Holzstand angefangen“, sagt sie. „Das war aber mit viel Aufwand verbunden – da wollten wir was Mobiles und hatten die Idee mit dem Pferdeanhänger.“

Ihr Weinstand auf dem Dortmunder Wochenmarkt heißt, das passt ja ganz gut zum kastenförmigen Anhänger, „Wine Box“. Und was gibt’s für Weine? „Überwiegend Riesling, Burgunderweine und Brände. Am beliebtesten ist ein Grauburgunder, dicht gefolgt vom trockenen Riesling.“
Außerdem im Angebot, es sommert ja schon sehr, verschiedene Wein-Cocktails. Etwa ein Himbeer-Holunder-Rosé, der klassische Aperol Spritz oder, der wohl ausgefallenste von allen: die „Fetzige Inge“.

Witziger Dialog zur Frage, warum der so heiße: Der sei benannt nach dem Winzer. Also Inge? Ne, erklärt Greiff-Gossen: „Wir kriegen unsere Weine vom Weingut Fetz.“ Ah. Und warum dann Inge? „Das ist angelehnt an die Ingwer, die da drin ist.“
Ingwer ist also drin. Außerdem Secco (auf Wunsch auch alkoholfrei) und Soda. Kleiner Geschmackstest: sehr erfrischend. Besonders der Ingwer kommt gut raus, ist aber nicht zu bitter. Und auch nicht ganz so spießig wie ein Burgunder.
Cocktails im Sommer, Glühwein im Winter
Wenn es weniger sommerlich wird, wechselt Greiff-Gossen ihr Angebot von Cocktails zu hausgemachtem Glühwein. Sie steht ganzjährig auf dem Markt, jeden Samstag – und zwar, anders geht’s nicht, schon von morgens früh an. Bis die ersten Kunden kämen, dauere es dann aber noch ein bisschen.
„Es gibt schon Leute, die morgens um neun Cocktails trinken, besonders wenn der BVB spielt. So richtig geht’s mit den Kunden aber ab elf, zwölf Uhr los“, sagt sie, „dann bis 15 Uhr.“

Auch wenn man die Weine zum Mitnehmen in Flaschen kaufen könne, mache sie den größten Umsatz mit Kunden, die ein Glas Wein direkt auf dem Markt tränken. „Bei schönem Wetter treffen sich Leute auch schon mal, um an meinem Stand Geburtstag zu feiern. Bei schlechtem Wetter sind dafür kaum Kunden hier.“
Was sie immer sehr begrüße: „Viele Leute bringen Essen von anderen Ständen mit und verkosten das hier mit einem Glas Wein. Das ist erlaubt und erwünscht.“ Na dann: prost!
In dieser Serie stellen wir in lockerer Folge verschiedene interessante Stände auf dem Dortmunder Wochenmarkt vor – und die Menschen dahinter. Bisher erschienen sind:
- Der Hundefleischer – Christoph Mann verkauft, was niemand mag
- Die Olivenfamilie – Tarek und Sophie betreiben einen besonders stilvollen Stand
- Die Käsehändlerin – Tanja Bährends hat einen ganz besonderen Genusstipp
- Der Exot – Bei Elmar gibt es die ungewöhnlichsten Früchte und Nüsse
- Die Wursthändlerin – Melanies Angebot ist außergewöhnlich
- Der Florentiner-Bäcker – Nikolaus Göggerle lebt seinen Kindheitstraum
- Die Kartoffelhändlerin – Gisela Engelhardt hat sogar rote und blaue
Besonderer Stand auf dem Wochenmarkt: Gisela Engelhardt bietet 15 Kartoffelsorten – sogar rote und b
„20 Stunden Arbeit am Tag sind normal“: Markthändler Nikolaus Göggerle lebt seinen Kindheitstraum
Der Hundefleischer vom Dortmunder Wochenmarkt: Christoph Mann verkauft, was kein Mensch mag