Hunderte Nazi-Gegner haben sich in der Nähe des Hauptbahnhofs getroffen. © Oliver Schaper
Demonstrationen
„Man soll keine Angst zeigen“ – Hunderte Dortmunder übertönen Nazi-Demo in der Nordstadt
Zehnmal mehr Nazi-Gegner als Rechtsextreme waren am Montagabend in der Nordstadt unterwegs. Ein Politiker sagte: „Dortmund ist keine Hochburg der Nazis, sondern eine des Widerstands.“
Ich wollt‘ doch da vorne nur wat essen. Und da soll man kein‘ Hass kriegen!“ Mit diesen Worten drehte ein Nordstadt-Bewohner vor einer Polizeisperre ab, an vielen Ecken zeigte das Viertel am Montagabend, was es von der Neonazi-Demo hielt, die mal wieder durch ihre Nachbarschaft zog.
Rund 50 Rechtsextreme rund um die Partei „Die Rechte“ hatten sich vor dem Arbeitsamt nahe des Hauptbahnhofs getroffen, um von Hunderten Polizisten geschützt zum Hafen zu ziehen.
In Rufweite trafen sich an der Steinwache mehr als 250 Bürger, um zu zeigen: „Dortmund ist keine Hochburg der Nazis, sondern eine Hochburg des Widerstands der Demokraten“, wie der Landtagsabgeordnete Volkan Baran (SPD) sagte.
Obwohl Baran die Teilnehmer immer wieder bat, zusammenzubleiben, liefen viele von ihnen zur Kreuzung des Nazi-Treffpunkts rüber, um die Redner dort zu übertönen. Was ihnen mithilfe zahlreicher Trillerpfeifen spielend gelang. „Wir sind erfolgreich, wenn man die Parolen nicht hören kann“, sagte Julian Jansen, Sprecher der Dortmunder Grünen, zuvor.
„Nicht zu handeln, spielt denen in die Hände“
Die Politiker zeigten sich erschüttert vom Wahlergebnis der AfD in Thüringen: „Wenn eine Partei 23 Prozent bekommt, mit einem Spitzenkandidaten, den man nach einem Gerichtsurteil Faschist nennen kann“, so Volkan Baran: „Dann hat das mit Demokratie nichts zu tun.“
„Da muss sich jeder fragen, auf welcher Seite er steht“, meinte Julian Jansen: „Nicht zu handeln, spielt denen in die Hände“, sagte er und deutete in Richtung der Nazi-Demo. Deshalb sei es gut, dass Hunderte Dortmunder auf die Straßen gehen und ihre Meinung kundtun.
Dortmunds Rabbiner Baruch Babaev sagte für die Juden der Stadt: „Wir sind müde zu reden, weil uns keiner zuhört.“ Doch auch wenn keiner zuhöre, müsse man weiterhin den Mund aufmachen. „Man soll keine Angst zeigen“, sagte der Geistliche. An die Neonazis richtete er: „Anatomisch betrachtet sind das Menschen. Aber Herzen haben sie keine.“
Am Abend zählte die Polizei insgesamt rund 550 Gegendemonstranten. Zehnmal mehr Gegenprotest als Rechtsextreme also. „Keine herausragenden Störungen“, hieß es von der Pressestelle nach Abschluss des Geschehens gegen 21 Uhr.
Kleinere Handgemenge gab es nach bisherigem Kenntnisstand nur, als Polizisten Nazi-Gegner von der Straße auf den Bürgersteig geschoben haben. Rund um Schützen- und Mallinckrodtstraße waren viele Straßen zeitweise gesperrt, Anwohner mussten ihre Ausweise zeigen, um durchgelassen zu werden.
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