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LWL-Klinik: Mehr Behandlungsplätze für psychisch kranke Straftäter
Integrierter Maßregelvollzug
Wenn es um psychisch kranke Straftäter geht, schrillen in Aplerbeck die Alarmglocken. Der Grund: Das Gelände der LWL-Klinik grenzt an die Wohnbebauung. Dennoch werden nun Plätze aufgestockt.
Zum Ausbau des integrierten Maßregelvollzuges auf dem Gelände der LWL-Klink in Aplerbeck steht Chefarzt Dr. Christoph Neumann Rede und Antwort:
? Herr Neumann, welche Stationen innerhalb der Klinik in Aplerbeck beherbergen psychisch kranke Straftäter?
Die Station B2 im Backenköhler-Haus.
? Um welche Patienten und welchen Schweregrad der Krankheit geht es hier?
Bei den Patienten, die im integrierten Maßregelvollzug der LWL-Klinik Dortmund behandelt werden, handelt es sich in der Regel um nach § 63 StGB untergebrachte Männer, überwiegend mit schizophrenen Psychosen und meist ohne lange kriminelle Vorgeschichte.
Eine Aufnahme findet ausschließlich nach entsprechender Vorauswahl als Verlegung aus einer Maßregelvollzugsklinik statt. Die sachgerechte Auswahl von Patienten für den integrierten Maßregelvollzug erfolgt im Konsens des therapeutischen Teams.
? Aus welchen Regionen in Deutschland oder NRW kommen die Patienten?
Bei der Vorauswahl geeigneter Patienten wird grundsätzlich die Herkunftsregion als geplante Entlassregion berücksichtigt. Es werden bevorzugt Patienten aus dem regionalen Sektor aufgenommen.

Dr. Christoph Neumann ist Chefarzt der Abteilung Allgemeine Psychiatrie 2 (AP2) und damit auch der Station B2. © Thimm
Ein großer Vorteil der geplanten zusätzlichen Plätze ist es somit, dass die Patienten zielgenauer und engmaschiger begleitet an die sozialpsychiatrischen Versorgungsstrukturen vor Ort angebunden werden können.
Es können Anknüpfungspunkte durch Vorbehandlungen in der Klinik genutzt werden, im Einzelfall auch die Unterstützung durch Familie und Freunde. Zudem ist die frühzeitige Einbeziehung der später zuständigen forensischen Nachsorgeambulanz möglich.
? Ist es eine Aufstockung an Plätzen oder gibt es einen Umbau?
Zunächst erfolgt eine Aufstockung um 15 Plätze in einem leerstehenden Stationsteil. Nach Abschluss eines laufenden Bauprojektes circa Ende 2022 erfolgt ein Umzug in das dann freiwerdende Haus 30.
? Wie viele Behandlungsplätze gibt es bisher, wie viele werden neu geschaffen?
Aktuell gibt es 24 Behandlungsplätze, zunächst erfolgt eine Erweiterung um 15, später gegebenenfalls um weitere 6 Plätze.
Haben die Pläne auch Einfluss auf die Wilfried-Rasch-Klinik (Forensik)?
Nein, die Pläne haben keinen Einfluss auf die Wilfried-Rasch-Klinik. Diese wird weiterhin im Rahmen ihrer Belegungsgrenzen Patienten aufnehmen und behandeln.
Allerdings wird der Belegungsdruck auf die Maßregelvollzugskliniken insgesamt durch eine moderate Erweiterung der Plätze zur integrierten Behandlung ausgewählter forensischer Patienten abgemildert.
? Warum ist eine Erweiterung des integrierten Maßregelvollzuges notwendig?
Wenn Menschen aufgrund ihrer psychischen Erkrankung rechtswidrige Taten begehen und aufgrund der Erkrankung die Gefahr für weitere Taten besteht, erfolgt statt einer Inhaftierung eine Unterbringung in einem besonders gesicherten psychiatrischen Krankenhaus des Maßregelvollzugs, wie zum Beispiel in der Wilfried-Rasch-Klinik in Dortmund.
Nach erfolgreicher Behandlung und wenn keine schweren rechtswidrigen Taten mehr zu erwarten sind, erfolgt häufig die Weiterbehandlung im Rahmen des integrierten Maßregelvollzuges in einer allgemeinpsychiatrischen Klinik in der Herkunftsregion, um dort die Entlassung optimal zu planen und vorzubereiten.
Die zusätzlichen Plätze im integrierten Maßregelvollzug führen somit zu einer Entlastung der hochgesicherten Einrichtungen, um dort die erforderlichen Plätze für die Behandlung von Personen vorzuhalten, von denen weiterhin die Gefahr der Begehung schwerwiegender Taten besteht.
? Müssen sich die Aplerbecker Bürger Sorgen um ihre Sicherheit machen?
Nein, bei den Patienten des integrierten Maßregelvollzugs handelt es sich um Menschen, die in ihrer Therapie bereits sehr weit gekommen sind und deren Gewaltpotenzial im Auswahlprozess von mehreren Experten und Expertinnen als sehr gering eingeschätzt wurde.
Die sorgfältige Auswahl der Patienten, die jahrzehntelange Erfahrung der Klinik und die spezialisierte Ausbildung der Mitarbeitenden mit dieser Klientel sorgen dafür, dass sich die Nachbarn der Klinik weiterhin nicht um ihre Sicherheit sorgen müssen. Die Ausweitung der Behandlungsplätze in der LWL-Klinik Dortmund entlastet daher einerseits die Maßregelvollzugseinrichtungen, verbessert so die Therapie für die dort verbleibenden Patienten und letztlich die Sicherheit der Gesellschaft.
Jörg Bauerfeld, Redakteur, berichtet hauptsächlich in Wort, Bild und Ton aus dem Dortmunder Süden.
