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LWL-Finanzen in Schieflage: Hat das Auswirkungen auf die Dortmunder Klinik?
Krankenhäuser in Corona-Zeiten
Die Corona-Pandemie trifft auch den Landschaftsverband Westfalen-Lippe in finanzieller Hinsicht hart. Welche Folgen hat das aber für die LWL-Klinik in Dortmund? Ein Klinik-Leiter klärt auf.
Eine Pressemitteilung kurz vor Weihnachten sorgte auch in Dortmund für Unruhe. Der Landwirtschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) sieht ab 2022 eine dramatische Entwicklung in seinem Haushalt und fordert Hilfe von Bund und Land. Hört man in Dortmund das Kürzel LWL, kommt man gleich auf die Klinik im Dortmunder Süden, deren Träger eben der Landschaftsverband Westfalen-Lippe ist.
Wie sieht es hier finanziell aus an der Marsbruchstraße in Aplerbeck? Müssen sich die mehr als 1400 Mitarbeiter Sorgen um ihren Job machen? Wir fragen den kaufmännischen Direktor, Prof. Dr. Jens Bothe.

Der kaufmännische Direktor der LWL-Klinik in Aplerbeck, Prof. Dr. Jens Bothe, gibt Antworten auf die Fragen zu den Pandemie-Auswirkungen. © Thimm
? Wie machen sich die finanziellen Einbußen des LWL in der Corona-Pandemie im Betrieb der Klinik in Aplerbeck bemerkbar?
Die Erlöse der Klinik sind unabhängig von der Finanzierung des restlichen LWL. Möglicherweise notwendige Erhöhungen der Kommunalumlage für die Aufgaben des LWL für Schulen, Inklusion, Museen/Kunst, etc., stehen nicht in einem Zusammenhang mit der Klinik.
? Wie finanziert sich dann der Klinik-Betrieb?
Die LWL-Klinik Dortmund besteht aus verschiedenen Leistungsteilen: Krankenhaus, Wohnverbund/Eingliederungshilfe, Pflegezentrum und Reha-Zentrum.
- Die Betriebsmittel des Krankenhauses werden über die Krankenversicherungen für die Aufenthalte der Patienten finanziert und in jährlichen Budgetvereinbarungen geplant. Die Investitionen werden durch Fördermittel des Landes und gegebenenfalls Eigenmittel der Klinik getätigt.
- Das Pflegezentrum wird über Pflegeversicherungen und Sozialämter sowie Eigenbeteiligungen der Bewohner eigenständig finanziert.
- Der Wohnverbund hat den LWL als Kostenträger, ist aber erlösseitig über feste Vergütungsvereinbarungen ebenfalls unabhängig von der Erlössituation des Gesamt-LWL.
- Das Reha-Zentrum erhält belegungsabhängige Erlöse durch Renten- und Krankenversicherung.
? Trifft die Pandemie auch die LWL-Klinik (finanziell) und wie geht sie damit um?
Die LWL-Klinik ist finanziell kerngesund. Es gab zudem im 2. und 3. Quartal Ausgleichszahlungen für alle Krankenhäuser.
? Können aufgrund der Corona-Pandemie weniger Patienten in der Klinik aufgenommen werden?
Die hygienischen Voraussetzungen zur Infektionsvermeidung werden in der Klinik sehr ernst genommen. Es wird konsequent getestet und Abstandsregelungen werden eingehalten. Dadurch kommt es zu geringfügigen Einschränkungen der maximalen Belegungskapazität zum Schutz aller Patienten und Mitarbeiter, die wir aber wirtschaftlich für den verbleibenden Zeitraum der Pandemie tragen können.
? Entstehen dadurch zusätzliche Kosten und wenn ja, wie können diese aufgefangen werden?
Neben den Ausgleichszahlungen im Jahr 2020 gibt es auch Zuschüsse für Aufwendungen für Schutzkleidung und pandemiebedingten Sonderaufwand durch die Kostenträger.
? Wie viele Angestellte hat die Klinik in Aplerbeck und müssen diese um ihren Arbeitsplatz fürchten?
Die psychiatrischen Einrichtungen beschäftigen circa 1400 Mitarbeiter. Die Beschäftigtenzahl wird sich tendenziell eher erhöhen, keiner muss um seinen Arbeitsplatz fürchten.
? Ist die Klinik auch für die kommenden Jahre finanziell gut aufgestellt, um Krisen wie Corona bewältigen zu können?
Ja. Wir haben verschiedene gesetzgeberische Veränderungen, auf die wir uns einstellen. Die finanziellen Auswirkungen sind aber neutral zu bewerten.
Ein wichtiger Arbeitgeber in der Region
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit mehr als 18.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen, zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung.Jörg Bauerfeld, Redakteur, berichtet hauptsächlich in Wort, Bild und Ton aus dem Dortmunder Süden.
