So sah es auf dem Westenhellweg in Dortmund am frühen Nachmittag des dritten Adventssamstags aus. Ab Mittwoch müssen nun die Einzelhandelsgeschäfte schließen.

© Oliver Schaper

Frust über harten Lockdown in Dortmund: „Existenzkampf wird dramatischer“

rnEinzelhandel unter Schock

Der harte Lockdown, wie er ab Mittwoch gelten soll, trifft den Handel in der Dortmunder City nun mitten im Weihnachtsgeschäft. Entsprechend groß ist der Frust.

Dortmund

, 13.12.2020, 15:05 Uhr / Lesedauer: 2 min

2020 müssen viele Handelsbetriebe um das wirtschaftliche Überleben kämpfen. Die corona-bedingten Einschränkungen haben große Löcher in die Umsatz- und Gewinnpläne gerissen. Der am Sonntag verkündete erneute Lockdown ab dem 16. Dezember werde die Situation in den betroffenen Unternehmen deutlich verschärfen, ist sich Thomas Schäfer, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Westfalen-Münsterland sicher.

Der Dortmunder Handelsexperte sagt: „Schon das für viele Händler nahezu ausgefallene Weihnachtsgeschäft ließ die Hoffnungen auf ein versöhnliches Jahresendgeschäft auf den Nullpunkt sinken. Mit dem jetzt erneut eintretenden Lockdown wird der Existenzkampf für immer mehr Unternehmer, deren Liquiditätslage schon jetzt zum Teil desaströs ist, noch dramatischer.“

Man könne nur hoffen, dass zumindest die angekündigten Hilfsmittel schnell und unbürokratisch fließen. Denn anderenfalls würden die am schlimmsten von den Schließung und Umsatzrückgängen betroffenen Betriebe vom Markt verschwinden, was eine Verödung der bisher bekannten Handelslagen in nicht vorstellbarem Ausmaß nach sich ziehen werde.

Cityring-Vorsitzender hofft auf Entschädigungen

Genauso besorgt äußert sich auch Tobias Heitmann, der Vorsitzende des Cityrings. „Das ist in diesem Jahr nun wirklich noch die Kirsche auf der Torte. Im Einzelhandel wird in diesem Monat vor Weihnachten so viel Umsatz gemacht wie sonst in drei bis vier Monaten. Das trifft die Branche hart“, sagt Tobias Heitmann, der selbst das Kunsthaus Zimmermann & Heitmann am Hansaplatz betreibt.

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Es sei nun die Frage, welche politische Regelung zur Entschädigung des wegfallenden Weihnachtsgeschäfts genau getroffen werde. Und wie schnell. „Da kommt für viele Händler gerade neben dem wirtschaftlichen Schaden die Existenzangst hinzu. Ich fürchte, einige werden nach dem Lockdown nicht wieder aufmachen“, meint auch Tobias Heitmann. Für Montag und Dienstag rechnet er damit, dass es in der City „nochmal richtig voll“ wird.

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Die wirtschaftliche Not und Verzweiflung, die die Lockdown-Entscheidung für viele in der Branche bedeutet, betont IHK-Präsident Heinz-Herbert Dustmann: „Viele Mitarbeiter fürchten um ihre Arbeitsplätze, und die Geschäftsinhaber stellen sich völlig zurecht die Frage, warum sie aufwändig in wirksame Hygiene- und Abstandsmaßnahmen investiert haben, wenn sie dann doch wieder schließen müssen.“

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Dustmann hält es für richtig, dass die Gesundheit der Menschen in der Pandemie „absoluten Vorrang“ hat und fordert, dass die Auszahlung der Kompensationshilfen aber baldmöglichst startet, um das Schlimmste, also zahlreiche drohende Insolvenzen, abzuwenden. „Dennoch“, sagt er, „werden viele Einzelhändler diese existenzbedrohende Zeit wohl nicht überstehen.“

„Da wird nicht mehr viel los sein“

Nach den Äußerungen verschiedener Politiker hat Matthias Hilgering von der Weinhandlung am Westenhellweg die Verschärfung des Lockdowns bereits erwartet. Auch, wenn er selbst nicht direkt davon betroffen ist und als Lebensmittelhändler sein Geschäft öffnen darf, rechnet er nicht mehr mit vielen Kunden. „Da wird ab Mittwoch nicht mehr viel los sein“, sagt Matthias Hilgering.

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Musste er schon den November-Umsatz, für den ihm die Gastronomen als Abnehmer fehlten, durch großes Engagement im Online-Geschäft auffangen, so fällt jetzt also wohl auch das Ladengeschäft vor Weihnachten weitgehend weg. „Aber“, so Matthias Hilgering, „wir dürfen nicht so klagen wie andere. Wir geben uns alle Mühe und sind bis jetzt ganz gut durchgekommen.“

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