
© Oliver Schaper
Stadt will am ältesten Turm Dortmunds eine neue Kita bauen
Lindenhorster Kirchturm
Viele Pläne hat es rund um den altehrwürdigen, aber maroden Turm der Lindenhorster Kirche gegeben. Direkt daran soll nun eine neue Kita entstehen. Der Grundstückskauf steht kurz bevor.
In seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause (18.6.) hat der Rat der Stadt Dortmund den Ankauf der Fläche an der Alten Ellinghauser Straße beschlossen, auf der der denkmalgeschützte Turm der Lindenhorster Kirche steht. Das Areal gehört der evangelischen Kirche. Dort soll bis 2021 nun eine vier-gruppige städtische Kindertageseinrichtung gebaut werden.
Aussage vom „kontrollierten Verfall“ schlug hohe Wellen
Der romanische Turm der Lindenhorster Kirche stammt aus der Mitte des 12. Jahrhunderts und ist eines der ältesten noch erhaltenen Gebäude Dortmunds. So wie die mittelalterlichen Innenstadtkirchen Dortmunds und der Rest der Stadtmauer die einzigen verbliebenen baulichen Zeugen der freien Reichsstadt sind, handelt es sich bei dem Turm der ehemaligen Lindenhorster Kirche um das letzte erhaltene Zeugnis der Grafen von Dortmund.
Hohe Wellen schlug seinerzeit die Aussage des damaligen Planungsdezernenten und heutigen Oberbürgermeisters Ullrich Sierau, dass man den Turm „kontrolliert verfallen lassen“ sollte, nachdem dieser durch einen Sanierungsfehler in den 1980er-Jahren erheblichen Schaden genommen hatte. Der Turm ist seit vielen Jahren eingerüstet, was viel Geld kostet. Auch haben Stürme die schützende Folie weggerissen, sodass diese erneuert werden musste. Für eine Sanierung, die auf 300.000 bis 400.000 Euro geschätzt wird, fehlte bisher das Geld.
Kirche wurde 2013 entwidmet
Der Förderverein Lindenhorster Kirchturm setzt sich seit langem für den Erhalt des Turms ein und hat schon viele Spenden gesammelt, die er zu einer Renovierung beisteuern kann. Doch nicht nur der Turm bewegt die Menschen: Ein schmerzhafter und viel kritisierter Einschnitt für die Lindenhorster Christen war im November 2013 die Entwidmung der evangelischen Kirche.

Der romanische Turm der Lindenhorster Kirche stammt aus der Mitte des 12. Jahrhunderts. © Oliver Schaper
Die evangelische Segenskirchengemeinde hatte sich wegen sinkender Mitgliederzahlen zu diesem Schritt entschlossen. Pläne für den Standort hat es schon viele gegeben: ein Kolumbarium (eine Urnenbegräbnisstätte) in der alten Kirche, ein Seniorenzentrum, Mehrgenerationenwohnen. Sie sind alle gescheitert. Nun also soll ein Kindergarten entstehen.
Die aktuelle Bedarfsplanung des Jugendamtes sieht vor dem Hintergrund steigender Kinderzahlen im Bereich Lindenhorst im Stadtbezirk Eving einen entsprechenden Bedarf für eine Kindertagesstätte auf dem Gelände. Das Grundstück und die Gebäude seien im Rahmen einer Machbarkeitsstudie umfassend untersucht worden, teilt die Stadt mit.
Abriss des Gemeindehauses geplant
Für die Realisierung des Neubaus empfiehlt die Studie den Abriss des bisherigen Gemeindehauses. Denn eine wirtschaftliche Umbaulösung dieses Gebäudes in der jetzigen Form kommt laut Stadtsprecher Christian Schön unter anderem aufgrund eines fehlenden zweiten Geschosses und der Vorgaben des Raumprogramms für Tageseinrichtungen für Kinder nicht infrage.
Sinnvoll ist laut Stadt an dieser Stelle die Errichtung eines Erweiterungsneubaus und der Erhalt der denkmalgeschützten Teile von Turm, Kirche und Pfarrhaus. Der neue Eingangsbereich soll eine Verbindung zwischen dem Kita-Neubau und dem Kirchenschiff erhalten.
Kauf des Grundstücks erfolgt in Kürze
Das Kirchenschiff ist nach Einschätzung der Machbarkeitsstudie für die vorgesehene Nutzung als Mehrzweckraum gut geeignet. Die Größe der Räume biete Möglichkeiten für neue Konzepte und weitere Nutzungen.
Ganz anders als seinerzeit vom Planungsdezernenten klingt das Votum zum Turm: Der Kirchturm ist laut Stadtverwaltung für das Funktionsprogramm der Kita zwar nicht erforderlich, besitze jedoch eine herausragende denkmalpflegerische Bedeutung und sei daher zu erhalten.
Der Sanierungsumfang des Lindenhorster Kirchturms werde zu einem späteren Zeitpunkt noch gesondert vom Rat beschlossen, erläutert die Stadt in ihrer Mitteilung. Der Kaufvertrag soll in Kürze unterzeichnet werden.
Ich heiße Uwe Brodersen und berichte seit vielen Jahren aus dem Dortmunder Nordosten. Studiert habe ich Journalistik, Englisch und Geschichte. Ich interessiere mich besonders für die Menschen, die Hintergründe und die Zusammenhänge.