Lebensretter aus Dortmund: Besondere Helden aus 2021 und ihre Geschichten

© Montage: März, Fotos: Knappschaftskrankenhaus Dortmund, Klinikum Dortmund, Westerkamp

Lebensretter aus Dortmund: Besondere Helden aus 2021 und ihre Geschichten

rnJahresrückblick

Dortmund hat im Jahr 2021 viele Helden hervorgebracht. Stellvertretend für sie blicken wir hier auf vier ganz besondere Geschichten von Menschen, die in der Not reagierten und so Leben retteten.

Dortmund

, 02.01.2022, 10:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Menschen, die sich tagtäglich für andere einsetzen. Menschen, die im Kampf gegen die Pandemie alles geben. Helden, gab und gibt es in vielen Lebensbereichen.

Wir haben hier vier besondere Geschichten des Jahres 2021 zusammengetragen, von Menschen, die in der Not schnell reagierten und so Leben retteten. Beispielhaft für alle Helden 2021 aus Dortmund schauen wir auf sie und ihre Geschichten.

Vier Menschen retten ein Leben am Impfzentrum

Der 81-jährige Henner Aff erleidet am 27. März einen Herzstillstand am Dortmunder Impfzentrum auf Phoenix-West. Er muss reanimiert werden. Vier Menschen retten ihm das Leben.

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Die Zahnärztinnen Dr. Monika (40) und Dr. Magdalena (45) Kolski sind an diesem Tag ebenfalls am Impfzentrum. Sie und ihr Praxisteam haben einen Impftermin. Auf dem Weg zurück fällt ihnen ein Auto auf, das mit offener Beifahrertür an der Straße am Impfzentrum steht.

Ursula Aff (73) ruft dort um Hilfe. Monika Kolski erzählt, sie habe sofort Erste Hilfe geleistet, während ihre Schwester Magdalena sich um die dringend benötigte notfallmedizinische Hilfe bemüht habe.

Uwe Grote, Dr. Monika Kolski, Dr. Magdalena Kolski und Dennis Kirschbaum (v.l.) haben am 27. März dem 81-jährigen Henner Aff das Leben gerettet.

Uwe Grote, Dr. Monika Kolski, Dr. Magdalena Kolski und Dennis Kirschbaum (v.l.) haben am 27. März dem 81-jährigen Henner Aff das Leben gerettet. © Montage: Klose, Fotos: privat, Schütze

Über Funk erfahren Rettungssanitäter Uwe Grote (56) und Rettungsassistent Dennis Kirschbaum (39) von der Notlage an der Straße. Sie sind ebenfalls am Impfzentrum - sie haben Dienst in der Nachbetreuung des Impfzentrums.

Dennis Kirschbaum schließt bei Henner Aff ein EKG an. Schnell wird klar: Henner Aff muss reanimiert werden. Mit vereinten Kräften bugsieren sie ihn aus dem Auto. Monika Kolski nimmt, unterstützt von Uwe Grote, die Beatmung auf, während Dennis Kirschbaum mit der Herzdruckmassage startet.

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Zeitweise sieht es nicht gut für Henner Aff aus. Ihm muss mit einem Defibrillator ein Stromschlag verpasst werden, um das Herz wieder in den richtigen Rhythmus zu bringen.

Elena Huber, Mitarbeiterin der Zahnarztpraxis, kümmert sich währenddessen um die geschockte Ursula Aff. „Mir kommen immer noch die Tränen, wenn ich daran denke, wie liebevoll sie mir zugesprochen hat“, sagt Ursula Aff später.

Dann trifft der Notarzt ein. Henner Aff wird vom Rettungsdienst und dem Notarzt weiter versorgt und in ein Krankenhaus gebracht. Fünf Wochen wurde er dort behandelt, ehe er wieder nach Hause gehen konnte.

Pilot verweigert den Flug – und rettet damit ein Leben

Die 32-jährige Tsenka Georsiewa will Ende Oktober vom Dortmunder Flughafen nach Bulgarien fliegen. Doch der Pilot weigert sich, die 32-Jährige mitzunehmen. Mit extrem geschwollenem und schmerzendem Bein will die junge Frau, die in Dortmund Verwandte besucht hatte, wieder zurück in ihre bulgarische Heimat fliegen.

So geht es statt in den Flieger, mit dem Rettungswagen direkt ins Knappschaftskrankenhaus Brackel. Dass der Pilot sich weigert, Tsenka Georsiewa mitzunehmen, ist ihr Glück, wie sich dort herausstellt.

Denn in der Klinik stellt sich heraus, dass die Touristin nicht nur eine akute Thrombose in Becken- und Beinvenen aufweist, sondern auch bereits eine Lungenembolie erlitten hat. Eines der Blutgerinnsel hatte sich gelöst und über die Blutbahnen schon die Lunge erreicht.

„Ein unbehandelt lebensbedrohlicher Zustand“, lautet die Diagnose von Dr. Kathrin Niemöller, heißt es seitens der Klinik. Tsenka Georsiewa wird in der Klinik behandelt. Der Pilot hat ihr wohl das Leben gerettet.

Chefärztin Dr. Kathrin Niemöller (links) und die leitende Oberärztin Dr. Maria Simon (rechts) von der Klinik für Angiologie am Knappschaftskrankenhaus Dortmund freuen sich, dass Ihre Patientin Tsenka Georsiewa (Mitte) schon wieder lächeln kann.

Chefärztin Dr. Kathrin Niemöller (links) und die leitende Oberärztin Dr. Maria Simon (rechts) von der Klinik für Angiologie am Knappschaftskrankenhaus Dortmund freuen sich, dass Ihre Patientin Tsenka Georsiewa (Mitte) schon wieder lächeln kann. © Knappschaftskrankenhaus Dortmund

Besonders gefreut hat sich Tsenka Georsiewa über die unbürokratische Hilfe in der Brackeler Klinik, bei der der Versicherungsstand der Touristin keine Rolle spielte. Und auch sprachliche Herausforderungen konnten bewältigt werden, da die leitende Oberärztin der Angiologie, Dr. Maria Simon, ebenfalls aus Bulgarien stammt.

Polizistin reanimiert Mann vor hunderten Schaulustigen

Die Polizistin Candice N. (34) hat am 5. November einen Mann in der Nähe des Nordmarkts reanimiert. An diesem Tag kommt sie als Verkehrssicherheitsberaterin von einer Grundschule, als sie einen 24 Jahre alten Mann in der Nähe des Nordmarkts auf dem Bürgersteig liegen sieht.

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Er ist bewusstlos, ein Passant steht neben ihm und winkt um Hilfe. Candice N. hält an und überprüft den Puls. Der ist noch da – allerdings sehr hoch. Die Polizistin setzt Schmerzreize, legt die bewusstlose Person in die stabile Seitenlage. Doch dann stoppt der Puls des 24-Jährigen.

„Ich habe dann mit der Herz-Lungen-Massage begonnen, allerdings ohne Beatmung“, erinnert sie sich an die Situation. Zufällig befinden sich bei ihrem Eintreffen direkt im Auto hinter ihr Mitarbeiter des Ordnungsamts. Die übernehmen dann die Herz-Lungen-Massage. Das alles unter den Blicken von hunderten Schaulustigen.

Polizistin Candice N. (34) rettete einem Mann am Nordmarkt das Leben. An dieser Stelle hat sie ihn bewusstlos auf dem Bürgersteig gefunden.

Polizistin Candice N. (34) rettete einem Mann am Nordmarkt das Leben. An dieser Stelle hat sie ihn bewusstlos auf dem Bürgersteig gefunden. © Westerkamp (Archiv)

Kurz darauf trifft auch schon ein Rettungswagen ein. „Darüber bin ich echt dankbar“, so Candice N. Nach etwa zwanzig Minuten ist der bewusstlose Mann transportfähig und kann ins Krankenhaus gebracht werden.

Dramatische Not-OP rettet Hochschwangere

Eine Geschichte, die Ende des Jahres bekannt wird: Ayse Cavusoglu hat Beschwerden wie ganz normale Schwangerschaftssymptome. Die Schwangere bekommt Migräne und Übelkeit. Dann kommt der Verlust des Geruchssinns hinzu.

In der 25. Schwangerschaftswoche bekommt die 35-Jährige eine erschreckende Diagnose: Ayse Cavusoglu hat einen faustgroßen Tumor im Kopf. Da der wachsende Tumor auf den Sehnerv drückt, konnte sie bald kaum noch etwas sehen. Man wartet einige Wochen ab und hofft, doch dann wurde klar: Die Zeit drängt, der schnell wachsende Tumor muss raus.

Prof. Dr. Oliver Müller, Direktor der Klinik für Neurochirurgie im Klinikum Dortmund, hatte gehofft, dass man die OP noch ein wenig schieben könnte. Doch das war irgendwann nicht mehr möglich.

Fünf Wochen liegen zwischen Diagnose und OP: Das Kind wird in der 30. Schwangerschaftswoche von Dr. Bernd Hanswille, dem leitenden Oberarzt der Frauenklinik, per Kaiserschnitt geholt.

Fünf Tage später folgt dann die Hirn-OP in der Klinik für Neurochirurgie. Durch den Tumor hat sie einen Teil ihres Geruchssinns dauerhaft verloren. Aber mittlerweile durfte die 35-Jährige samt Familienzuwachs das Krankenhaus verlassen.

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