Nur wenige Meter vom Haus der Familie Barten an der Kreuzstraße entfernt liegt der Blindgängerverdachtspunkt, auf den Günter Barten zeigt. © Oliver Volmerich

Blindgänger-Verdacht

Leben neben einer möglichen Bombe: „Ich denke immer, dass es jetzt gleich losgeht“

Tausende Blindgänger liegen im Dortmunder Boden - einer davon möglicherweise direkt unter der Kreuzstraße. Für eine Anwohnerfamilie hat das besondere Konsequenzen.

Kreuzviertel

, 10.01.2022 / Lesedauer: 3 min

Ölheizungen haben bald ausgedient - so will es der Gesetzgeber. Familie Barten will ihr Haus an der Kreuzstraße deshalb ans Gasnetz anschließen lassen. Doch auf den nötigen Anschluss warten sie seit drei Jahren. Dass vor ihrer Haustür nicht gebaut werden kann, hat einen besonderen Grund: Es gibt einen Blindgängerverdachtspunkt.

Es ist ein kleiner unscheinbarer Punkt im Asphalt, auf den Günter Barten zeigt. Die Kreideschrift daneben ist schon verblasst. Hier könnte der Blindgänger liegen, erklärt Barten. So hat es ihnen die Stadt Dortmund mitgeteilt, nachdem sie eine Freigabe zum Bau eines Gasanschlusses beantragt haben.

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Vor dem Beginn von Bauarbeiten ist es in Dortmund obligatorisch, dass mit alten Luftbildern nachgeforscht wird, ob Blindgänger, also nicht explodierte Bomben aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs, im Untergrund schlummern. Vor dem Haus von Familie Barten bestätigte sich der erste Verdacht.

Es soll sogar gleich mehrere Blindgänger-Verdachtspunkte im Bereich des Schulzentrums Kreuzstraße geben, berichtet Oliver Barten, der Sohn von Günter und Ellen Barten. Das bestätigt Stadtsprecher Christian Schön. „Auf dem Gelände des Schulkomplexes an der Kreuzstraße sind insgesamt neun Blindgängerverdachtspunkte nach Auswertung von Luftbildaufnahmen identifiziert worden“, erklärt er.

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Allerdings: Alle Verdachtspunkte dort seien inzwischen überprüft und ausgeräumt worden. Übrig bleibt der Verdachtspunkt im Straßenbereich der Kreuzstraße vor dem Haus der Familie Barten. Er sei seit 2014 bekannt, berichtet Schön.

Vorarbeiten sind nötig

Dass er noch nicht näher untersucht wurde, erklärt der Stadtsprecher mit den nötigen Vorarbeiten. Um Sondierungsbohrungen vornehmen zu können, müssten etwa Leitungen durch das Tiefbauamt beziehungsweise Versorgungsunternehmen freigelegt werden.

Familie Barten dauert das alles zu lange. Und Ellen Barten ärgert sich über die Beruhigungsversuche seitens der Stadt. Eine Gefahr gehe von Blindgängern nur aus, wenn Bauarbeiten in unmittelbarer Nähe stattfänden, teilte man ihr mit. „Und man hat mir gesagt, das wäre jetzt 70 Jahre gut gegangen“, berichtet sie.

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Was sie besonders beunruhigt, ist der Schwerlastverkehr, der seit drei Jahren über die Kreuzstraße rollt. Wegen der Sperrung der Brücke an der Lange Straße fahren die Schwertransporte vom und zum TKS-Werk Rothe Erde über Kuithan- und Kreuzstraße - bis zu 50 Mal pro Tag. „Immer wenn hier die Lkw durchfahren, denke ich, dass es jetzt gleich losgeht“, fürchtet Ellen Barten mögliche Auswirkungen durch Erschütterungen.

Ob eine besondere Gefahr von den Schwertransporten mit Blick auf den Blindgängerverdacht ausgeht, kann auch Stadtsprecher Christian Schön nicht beantworten. Man habe die Frage mit den Experten vom Kampfmittelbeseitigungsdienst erörtert. Dort verweist man darauf, dass es bislang ja nur einen Anfangsverdacht durch die Auswertung der Luftbilder gebe. „Das bedeutet nicht, dass sich tatsächlich auch ein Bombenblindgänger im Erdreich befinden muss“, erklärt Schön.

Vorarbeiten im ersten Quartal 2022

Immerhin hat er eine durchaus beruhigende Nachricht für Familie Barten und andere Anwohner: Das Tiefbauamt werde die nötigen Vorarbeiten für die Sondierung „so schnell wie möglich, voraussichtlich im ersten Quartal 2022, vornehmen“, kündigt Schön an. Unmittelbar anschließend werde der Kampfmitttelbeseitigungsdienst die Sondierbohrungen veranlassen.

Sollte sich der Blindgängerverdacht dann erhärten und Anomalien im Boden festgestellt werden, müsse nach dem Verdachtspunkt gegraben und bei einem entsprechenden Fund der Blindgänger entschärft werden. Wenn sich der Verdacht nicht bestätigt, könnten die gewünschten Tiefbauarbeiten für den Gasanschluss der Familie Barten beginnen.

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