Ein Dortmunder Koch (nicht hier im Bild) verdient in etwa das Dortmunder Durchschnitts-Gehalt. Er hat uns erzählt, wie es sich damit lebt (Symbolbild). © dpa
Bezahlung
Leben mit Dortmunder Durchschnitts-Gehalt: „Am Ende des Monats bleibt nichts“
Wie viel verdient jeder Dortmunder im Durchschnitt monatlich? Dazu gibt es eine Statistik. Und wie lebt es sich mit diesem Gehalt? Ein Dortmunder, der etwa so viel verdient, blickt mit Sorge in die Zukunft.
Dortmund ist immer noch eine der ärmsten Städte Nordrhein-Westfalens. Das gilt nicht nur für die klammen Kassen der Stadt, sondern auch, wenn man das durchschnittliche Jahreseinkommen der Dortmunder betrachtet. Rein rechnerisch hat jeder Dortmunder im Jahr 2019 19.885 Euro netto verdient. Im Monat sind das 1655 Euro netto.
Wenn man nur auf das Gehalt schaut, ist Mirko Glasner (Name von der Redaktion geändert) dementsprechend ziemlich durchschnittlich, denn er verdient ziemlich genau das Dortmunder Netto-Durchschnitts-Gehalt.
Im Monat bekommt er 2450 Euro brutto, netto bleiben ihm 1597 Euro. Sein Geld verdient Glasner, der seinen richtigen Namen nicht öffentlich nennen möchte, als Koch. 39 Stunden pro Woche arbeitet er für einen Caterer in der Kantine eines Dortmunder Unternehmens.
„Die Bezahlung ist nicht gerecht“
„Ich mache meine Arbeit gerne, aber die Bezahlung ist bei dem Stress und dem Einsatz nicht gerecht“, findet Glasner. Schlechte Bezahlung sei in der Gastronomie ein generelles Problem.
Es sei deshalb auch nicht verwunderlich, dass viele Mitarbeiter sich in der Corona-Pandemie in anderen Branchen umgeschaut hätten und da geblieben seien. Einfach weil sie in diesen mit weniger Aufwand mehr Geld verdienen könnten.
„Ich habe es ja noch gut, weil wir uns an den Arbeitszeiten des Unternehmens orientieren, und ich dadurch auch geregelte Arbeitszeiten habe“, sagt Glasner. Trotzdem sei er nicht glücklich, wenn er auf sein Konto schaue.
Wenn er seine monatlichen Kosten abzieht, habe er noch etwa 600 Euro pro Monat zur Verfügung, sagt Glasner. Lebensmittel hat er davon noch nicht gekauft.
Der Koch ist vor kurzem Vater geworden. Mit seiner Freundin und seinem Kind wird er deshalb bald in eine neue Wohnung ziehen. „Da kommt gerade einiges zusammen. Wäre meine Freundin nicht Lehrerin und würde dadurch gut verdienen, wäre das wohl nicht möglich“, glaubt Glasner. „Da sie besser verdient, wird sie auch so schnell, wie es geht, wieder arbeiten gehen.“
Glasner überlegt seinen Job zu wechseln
Zur Seite legen könne er aktuell kein Geld, sagt der Mittzwanziger. Auch vor der Geburt des Kindes sei das nur bedingt möglich gewesen. „Am Ende des Monats bleibt nichts übrig.“ Glasner blickt deshalb mit einem mulmigen Gefühl im Bauch in die Zukunft.
Die Verbraucherzentralen in NRW und Bayern haben für die Wirtschaftswoche errechnet, dass ein Durchschnittverdiener mit einem Einkommen von 3133 Euro brutto monatlich 23 Prozent seines Netto-Gehalts sparen müsse. Nur so ließe sich angesichts belasteter Rentenkassen im Alter der Lebensstandard halten.
Glasner arbeitet mittlerweile fünf Jahre als Koch. Vorher hat er eine schulische Ausbildung als Hotelkaufmann gemacht. Er hat seinen Arbeitsplatz gewechselt, weil die Stimmung in seinem alten Unternehmen nicht gut gewesen sei. Trotzdem denkt er darüber nach, zurück zu wechseln – denn dort hatte er besser verdient.
„Manche Kollegen haben Zweitjobs“
Bei seinen aktuellen Kolleginnen und Kollegen sehe die Bezahlung ähnlich aus wie bei ihm. „Ich bin sogar noch einer, der besser verdient“, erzählt Glasner. „Manche Kollegen bekommen nur knapp über 1000 Euro netto. Die haben eigentlich alle Zweitjobs, damit sie über die Runden kommen.“
Seinen Beruf noch einmal zu wechseln, kann sich Glasner nicht vorstellen, da er diesen Weg nun mal eingeschlagen habe, sagt er. „Ich kann höchstens schauen, dass ich irgendwie mehr Verantwortung bekomme und dann mehr Geld verdiene. Ich glaube, dann müsste ich mir weniger Gedanken machen.“
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