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Dortmunder Landwirt verzweifelt: Zerstörte Blühstreifen bringen ihm Strafen ein
Blühstreifen
Blühstreifen gelten als Rückzugsorte für viele Tiere und werden daher von der EU gefördert. Ein Dortmunder Landwirt muss regelmäßig Kürzungen hinnehmen, da Passanten seine Felder zerstören.
Bienen, Käfer, Vögel und Rehe sind nur ein paar der Tierarten, die sich zur Nahrungsversorgung oder zur Fortpflanzung in Blüh- und Uferrandstreifen zurückziehen.
Als Biotope sind die Rückzugsorte so wichtig, dass Landwirte, die Teile ihrer Ackerfläche dafür umgestalten, von der Europäischen Union (EU) subventioniert werden. Werden die Blüh- und Uferrandstreifen allerdings zerstört – unabhängig davon wie und von wem – werden die Fördergelder wieder abgezogen.
Zerstörte Blühstreifen und Fördergeldkürzungen
Philipp Freudenberger, Landwirt in Dortmund-Sölde, nimmt schon seit zehn Jahren am EU-Förderprogramm teil. Bis vor der Corona-Pandemie war es für den Dortmunder kein Problem, Teile seiner Ackerflächen für die Tiere bereitzustellen.
Mittlerweile muss Philipp Freudenberger sich aber des Öfteren auf Besuch der Fördergeldstelle einstellen, da Fußgänger, Radfahrer und Jogger seine Blühstreifen mutwillig platt laufen und seine privaten Felder als Abkürzung zum anliegenden Aplerbecker Wald nutzen.

Zertrampelt von Spaziergängern und Hundebesitzern ist dieser Blühstreifen, den Bauer Philipp Freudenberger in Sölderholz extra am Feldrand angelegt hat. © Reinhard Schmitz
„Das Förderprogramm setzt voraus, dass die Flächen nicht belaufen werden“, erklärt Philipp Freudenberger. „Alle 14 Tage wird jeder Landwirt in Deutschland überwacht. Per Satellit ist dann erkennbar, ob jemand über die angelegten Streifen läuft.“
In solchen Fällen käme ein eigens ausgesendetes Vermessungsteam vorbei, um herauszufinden, wie groß der Schaden ist und wie viel Fördergeld abgezogen wird. Solche Strafen seien nicht nur bei ihm, sondern auch bei vielen anderen Landwirten schon vorgekommen.
Warnhinweise werden nicht beachtet
Um der Zerstörung der Blüh- und Uferrandstreifen Herr zu werden, hat der Dortmunder Landwirt rund um seine Äcker Schilder aufgestellt, die auf das Problem hinweisen. Genutzt haben die Warnungen bisher allerdings nichts.
„Die Leute erkennen einfach nicht, dass es sich bei den Feldern und Blühstreifen um landwirtschaftliche Produktionsfläche handelt“, sagt Philipp Freudenberger. „Nebenbei ist es ja auch mein Privatgrundstück und meine Arbeitsfläche.“ Spricht der Landwirt die vorbeilaufenden Menschen auf die Problematik an, bekomme er zwar viel Verständnis, ändern würde sich aber dennoch nichts.
Der Dortmunder wünsche sich beim Naturschutz der betroffenen Flächen mehr Mithilfe der Bürger, auch im Namen aller anderen Landwirte, die davon betroffen sind.
„Wenn sich nichts ändert, muss ich die Streifen wieder zu Ackerflächen umbauen und zur Produktion nutzen.“ Dadurch würden auch die Rückzugsorte der ansässigen Tierarten zerstört. „Wir wollen alle die Natur und die Tiere schützen – da muss sich auch jeder beim Umgang mit der Umwelt an die eigene Nase fassen.“
Student für Sozialwissenschaft und Philosophie – gebürtiger Schwerter und Wahl-Dortmunder. Immer interessiert an Menschen aus dem Ruhrgebiet und ihren Geschichten.
