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Dortmunder Schulen sollen Corona-Tests zurückgeben: „Es ist skurril“
Ende der Testpflicht
Erst hieß es, die Schulen sollen ihre Corona-Tests zurückgeben. Dann ruderte die Ministerin zurück. Schulleitungen aus Dortmund ärgern sich vor allem über die Kommunikation.
Kurz nach der Maskenpflicht ist in den Schulen auch die Pflicht zu regelmäßigen Corona-Tests entfallen. Jetzt hat die Landesregierung angekündigt, die noch vorrätigen Tests wieder einzusammeln - um dann eine Rolle rückwärts zu vollziehen.
Der Sprecher der Dortmunder Gymnasien, Markus Katthagen, sagt pragmatisch: „Mir gehören die Tests ja nicht.“ Da sie von Steuergeldern bezahlt sind, findet er es legitim, sie zurückzufordern. An seinem Immanuel-Kant-Gymnasium in Asseln sei der Bestand auch relativ gering: 1000 Kits seien noch da, gerade genug, um alle einmal zu testen.
„Die Schulleitungen haben selbst entschieden, mit wie viel Puffer bestellt worden ist“, erklärt Katthagen. Und weil das Ende der Testpflicht relativ frühzeitig angekündigt wurde, habe er die benötigte Menge entsprechend berechnet.
Zum Ende der Tests in den Schulen sagt der Direktor: „Ich weiß nicht, wann der richtige Moment für den Ausstieg aus dem Testszenario ist.“ Die Abschaffung könne man sicherlich kritisch bewerten, schließlich bieten die Tests eine Möglichkeit unerkannte Ansteckungen aufzudecken. „Schauen wir mal“, blickt Katthagen vorsichtig in die Zukunft.
Einige Schulen mit „enorm hohen Beständen“
Das Ministerium begründet die Rückforderung mit der fachgerechten Lagerung der Tests. Einige Schulen mit „enorm hohen Beständen“ hätten um die Maßnahme gebeten. Nachdem sich erster Widerstand geregt hat, sagte Ministerin Yvonne Gebauer dem WDR jedoch: „Es können selbstverständlich die vorhandenen Kapazitäten weiter vorgehalten werden, sofern die Schulen dies wünschen.“
Dortmunds Grundschul-Sprecherin Jutta Portugall nennt die jüngste Entwicklung „ein bisschen skurril“: „Es ist schade, dass die Schulen die Infos aus der Presse kriegen.“ Sie hätte gerne weiterhin die Sicherheit, anlassbezogen Tests durchführen zu können. In den Grundschulen komme es schließlich durchaus vor, dass Kinder freimütig erzählen: „Bei uns haben alle Corona.“ Selbst getestet seien sie aber manchmal nicht.
Ihr Vorschlag: Stattdessen hätte das Ministerium lieber mitteilen sollen, dass sich nur Schulen mit einem Vorrat über einer gewissen Grenze melden müssen. Ihre Lieberfeld-Grundschule in Wellinghofen habe aktuell noch rund 800 Tests bei 310 Kindern. Lagerprobleme habe es dort nie gegeben.
Christel Stegemann, die als Sprecherin der Realschulen fungiert, hat ebenfalls zunächst aus den Medien von der Maßnahme erfahren. Sie sagt: „Ich fände es sehr gut, wenn die Schulen das selbst entscheiden könnten.“
Keine Probleme bei der Lagerung
Sie könne den Wunsch nach Rücksendung verstehen, wenn an manchen Stellen zu viele Pakete lagern. Für ihre Albert-Schweitzer-Realschule in Nette sagt Stegemann aber auch: „Wir haben gut geplant.“ Der Vorrat sei überschaubar - als die Pflicht noch galt, habe ihr Team immer für drei bis vier Wochen Material bestellt. Bei der Lagerung habe es so nie Probleme gegeben.
Die Pflicht zur anlasslosen Testung sei zwar abgeschafft: „Aber es gibt durchaus noch Anlass“, so die Schulleiterin. Erst kürzlich sei eine Lehrkraft vor dem Unterricht noch negativ gewesen und habe sich dann während des Arbeitstages sicherheitshalber noch einmal getestet: Da war der Test dann positiv.
Vor allem für die jüngeren Kinder sei die Schule als vertraute Umgebung wichtig. Für freiwillige Tests sei das eine bessere Anlaufstelle als eine unbekannte Bürgertest-Station, so Stegemann. Die Möglichkeit, spontan Tests durchführen zu können, trage auch im Kollegium, das täglich mit zahlreichen Kindern und Jugendlichen in geschlossenen Räumen ist, zu einer gewissen Beruhigung bei.
Kevin Kindel, geboren 1991 in Dortmund, seit 2009 als Journalist tätig, hat in Bremen und in Schweden Journalistik und Kommunikation studiert.
