Rost und Dreck: Industriekultur und Kunstwerke brauchen Sanierung

© Felix Guth (A)

Rost und Dreck: Industriekultur und Kunstwerke brauchen Sanierung

rnKunst im öffentlichen Raum

Rost, Erosion, Dreck und Vandalismus setzen der Kunst im Freien zu. Ein SPD-Politiker aus Hörde setzt sich für die Sanierung der Objekte ein. Zwei Industriedenkmäler wurden jetzt erneuert.

Hörde

, 10.07.2021, 15:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Im Stadtbezirk Hörde stehen mehr Kunstwerke und Kulturschätze, als mancher denkt. Einige von ihnen haben mit der Stahl-Vergangenheit des Stadtteils zu tun. Bernd Klösel schaut genau hin und kümmert sich um die Skulpturen und Plastiken im öffentlichen Raum. Seit Jahren versucht der Vorsitzende der SPD Hörde-Süd, der auch Mitglied im Rat der Stadt ist, vor dem Verfall zu schützen und Sanierungen anzustoßen.

Der zweieinhalb Meter hohe "Wasserschieber" regelte die Wasserversorgung in Hörde, bis er bei der Reparatur eines Rohrbruchs ausgemustert wurde. 1989 wurde er an der Wellinghofer Straße als Industriedenkmal aufgestellt.

Der zweieinhalb Meter hohe "Wasserschieber" regelte die Wasserversorgung in Hörde, bis er bei der Reparatur eines Rohrbruchs ausgemustert wurde. 1989 wurde er an der Wellinghofer Straße als Industriedenkmal aufgestellt. © Bernd Klösel

Bei zwei Skulpturen hat er jetzt eine Restaurierung erreicht: Beim durch Schmierereien, Rost und Erosion verunstalteten „Wasserschieber“ an der Lugierstraße und der „Stabstahlschere“ von 1929 an der Kreuzung Nortkirchenstraße. „Sie stellen nun für Betrachterinnen und Betrachter und für das Stadtbild vor Ort eine schöne Bereicherung dar“, so Bernd Klösel.

Der Hüttenmann soll endlich beschildert werden

Der „Hüttenmann“ auf Phoenix-West allerdings muss wohl noch ein wenig auf seine Aufhübschung warten. Aus dem Jahr 2018 stammt der Antrag des SPD-Vertreters, an der Bronze von Friedel Dornberg (1953) eine Beschilderung zur Geschichte und Entstehung anzubringen.

Die 2,5 Tonnen schwere Stabstahlschere aus dem Jahr 1920 wurde am 4. August 1989 an der Wellinghofer Straße in Hörde aufgestellt. Zuvor stand sie im Schürener Press- und Stanzwerk Thiemann.

Die 2,5 Tonnen schwere Stabstahlschere aus dem Jahr 1920 wurde am 4. August 1989 an der Wellinghofer Straße in Hörde aufgestellt. Zuvor stand sie im Schürener Press- und Stanzwerk Thiemann. © Bernd Klösel

Dagegen ist das Straßenbahnrad, das an der alten Feuerwache stand und an dem der Rost tüchtig nagt, bei DSW21 in Arbeit. Auch ein neuer Standort ist gefunden, und zwar auf der anderen Seite der Wellinghofer Straße. So soll das Kunstwerk vor Beschädigungen während der Bauarbeiten für das geplante Wohngebiet Alte Feuerwache bewahrt werden.

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Bernd Klösel: „Nun fehlen nur noch die ausführenden Arbeiten am ,Frauentorso‘ am Clarenberg und ,Sent M’Ahesa‘ am Schildplatz.“ Beide Bronzen stammen von Bernhard Hoetger. „Ihre Sanierung wurde seit 2013 mehrfach von allen Fraktionen beantragt.“

Insbesondere der Frauentorso von 1936 (der Guss stammt von 1981) böte ein „etwas ärmliches Erscheinungsbild“. Grünspan und Schmutz haben den Sockel erobert, Vogelkot verunziert die hochwertige Bronze des Hörder Künstlers.

„Sent M‘Ahesa“ zeigt die gleichnamige lettische Tänzerin, die um 1909 durch ägyptischen Tanz in Europa zum Star wurde. Die Replik des Originals von 1922 wurde 1985 am Schildplatz aufgestellt und dann mehr oder weniger sich selbst überlassen.

Der Frauentorso von Bernhard Hoetger steht am Clarenberg.

Der Frauentorso von Bernhard Hoetger steht am Clarenberg. © Bernd Klösel

Eine regelmäßige Reinigung der Kunst im öffentlichen Raum ist nicht vorgesehen. Das Tiefbauamt prüfe lediglich die Verkehrssicherheit und schneide das umwucherndes Grün zurück, so Stadtsprecher Christian Schön.

Die entsprechende Stabsstelle bei der Stadt, die für Katalogisierung und Pflege der Objekte zuständig ist, schiebt eine lange Warteliste vor sich her. Restaurierungen sind in der Regel sehr aufwendig, so die Leiterin, Dr. Rosemarie Pahlke. Die Mittel dafür sind dagegen begrenzt.

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Ratsherr Bernd Klösel fände es sinnvoll, wenn die Kunstwerke ähnlich wie Sitzbänke für eine regelmäßige Sanierung und Wiederherstellung eingeplant würden. Zumal nicht nur kleine Objekte von Verfall und Vandalismus betroffen seien.

Ratsherr Bernd Klösel und Werner Sauerländer, SPD-Fraktionssprecher in Hörde, schauen sich den Zustand der stählernen Eisenbahnbrücke in Hörde an.

Ratsherr Bernd Klösel und Werner Sauerländer, SPD-Fraktionssprecher in Hörde, schauen sich den Zustand der stählernen Eisenbahnbrücke in Hörde an. © Susanne Riese (A)

Damit spielt er auf die SPD-Anfrage zur Eisenbahnbrücke an der Hörder Bahnhofstraße an, die in einem bedenklichen Zustand ist. Das äußere Bild sei ein Trauerspiel, so Bernd Klösel, „von möglichen Risiken wie herabfallenden Steinen mal ganz abgesehen“.

Bislang hat die Verwaltung auf den Antrag von Dezember 2020, die Brücke in Abstimmung mit der DB genauer zu untersuchen, noch nicht reagiert. Ebenso wenig gibt es eine Antwort auf die Frage, ob dieses monumentale Zeugnis der Stahlgeschichte denkmalwürdig ist.

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