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Kunden-Ansturm statt Osterruhe? So lief der Karsamstag in der Dortmunder City
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Erst ein Termin, dann testen und dann ab ins Geschäft noch schnell auf den letzten Drücker den Oster-Einkauf erledigen? Möglich war es. Das haben die Dortmunder draus gemacht.
Kanzlerin Angela Merkel hätte der Nation am liebsten über Karsamstag (3.4.) eine Osterruhe verordnet mit einem harten Lockdown bis nach den Feiertagen. Doch es kam bekanntlich anders. Manche befürchteten einen Ansturm auf die Geschäfte. Schließlich haben viele Urlaub, und es hat Geld gegeben.
Doch die Hürden zum Betreten der Ladenschwelle sind aktuell hoch, sofern es sich nicht um Geschäfte des täglichen Bedarfs handelt. Fürs Shoppen braucht man einen tagesaktuellen Test und einen Termin.
Den meisten war das offensichtlich zu viel Aufwand, denn um 13 Uhr herrscht fast „Tote Hose“ auf dem Westenhellweg, jedenfalls gemessen an normalen Zeiten ohne Corona. Aber auch im Vergleich zum Samstag vor einer Woche (27. März) ist es auf Dortmunds erster Einkaufmeile leerer – trotz Sonne und freundlichen Einkaufswetters.
Sogar weniger Passanten als vor einer Woche
Das belegen die Zahlen. Das Daten-Portal Hystreet, das die Passantenzahlen erfasst, zählte im Zeitraum von 13 bis 14 Uhr etwa nur 2035 Menschen auf dem Westenhellweg, eine Woche zuvor waren es um die gleiche Zeit 2482. Zu normalen Zeiten ohne Corona sind es im Schnitt 6248.
Als hätten es manche Geschäfte geahnt, haben sie ihre Türen an diesem Samstag erst gar nicht geöffnet wie zum Beispiel das Modegeschäft Mango am Westenhellweg oder das Schuhgeschäft Salamander. Schlangen vor geöffneten Läden sieht man kaum, vor Karstadt warten gerade mal drei Menschen, als wir dort vorbeischauen.
Vor Saturn stehen weniger als zehn Kunden brav an. Nur der Mann am Ende der Schlange tanzt aus der Reihe und zieht seine Maske unter die Nase. „Da hinten, Maske auf, danke!“ herrscht ihn der resolute Türsteher an. Der Gescholtene gehorcht sofort.
In den Geschäften ist nichts los
Die Kontrollposten vor Ansons‘ und Peek & Cloppenburg wollen oder dürfen nicht sagen, was beim Blick ins Innere offensichtlich ist und die freundliche „Empfangsdame“ von Appelrath Cüpper freimütig einräumt: Drinnen ist nichts los. Lediglich eine Handvoll Kundinnen durchstöbert die Kleiderständer.
Das Bild ist nicht viel anders in der Thier-Galerie. Die Rolltreppen sind zwar eingeschaltet, doch rollen sie weitgehend ins Leere; denn nicht wenige Läden haben gleich gar nicht aufgemacht. Die letzten Mohikaner, die es doch getan haben, haben zum Teil Hinweisschilder aufgestellt oder Zettel an die Schaufensterscheibe geklebt, damit sie nicht übersehen werden: „Wir haben geöffnet.“
Wer dieses geruhsame Einkaufserlebnis nutzen will, könnte sich zum Beispiel am Corona-Testzentrum am Nordausgang des Dortmunder Hauptbahnhofs den Passierschein in Form eines negativen Testergebnisses holen – ohne Termin und ohne lange Wartezeiten.

Auch wenn es durch die Perspektive auf dem Foto gar nicht so leer aussieht, sagen die Zahlen etwas anderes. © Schaper
Auch kein Ansturm beim Testzentrum
Denn auch dort blieb der befürchtete Ansturm vor Ostern aus. Es ist zwar einiges los – rund 20 Menschen stehen gegen 14 Uhr in der Schlange – aber überrannt wird der kleine Container nicht. „Das ist ein ganz normaler Samstag, das ist seit dem die Tests umsonst sind, immer so“, erklärt ein Mitarbeiter vor Ort.
Und auch in den Supermärkten drubbelt es sich kaum mehr als sonst. Die Menschen haben offensichtlich vorgesorgt und sich schon in der ersten Wochenhälfte für Ostern eingedeckt.
Zahlen bleiben bis zum Abend niedrig
- Der im Artikel beschriebene Eindruck bestätigte sich in den Zahlen auch weiter bis zum Abend. Laut Datenportal Hystreet wurden bis etwa 21.40 Uhr insgesamt 18.712 Passanten auf dem Westenhellweg gezählt.
- Am Samstag vor einer Woche waren es über den ganzen Tag 24.458.
- Der Durchschnitt für einen gewöhnlichen Samstag liegt laut Hystreet bei 61.143 Personen, die über den Tag verteilt die Messstelle am Westenhellweg passieren.
Stellvertretende Leiterin der Dortmunder Stadtredaktion - Seit April 1983 Redakteurin in der Dortmunder Stadtredaktion der Ruhr Nachrichten. Dort zuständig unter anderem für Kommunalpolitik. 1981 Magisterabschluss an der Universität Bochum (Anglistik, Amerikanistik, Romanistik).

1990 im Emsland geboren und dort aufgewachsen. Zum Studium nach Dortmund gezogen. Seit 2019 bei den Ruhr Nachrichten. Findet gerade in Zeiten von Fake News intensiv recherchierten Journalismus wichtig. Schreibt am liebsten über Soziales, Politik, Musik, Menschen und ihre Geschichten.
