
© Uwe von Schirp
Kulturzentrum erhält Glockenspiel: Mengedern schlägt jetzt die Stunde
Saalbau
Das Schulgebäude und der Saalbau prägen das Stadtbild am Mengeder Markplatz. Jetzt wird ein einstiges „Hirngespinst“ Realität: Der Turm des Saalbaus schlägt den Mengedern die Stunde.
Glockenspiel erklingt: „Üb immer Treu und Redlichkeit“. Es ist Samstagmorgen, Markttag in Mengede. Die Melodie vom Turm des Saalbaus klingt hell und klar über den Platz mit den Marktständen. Dieses Szenario ist derzeit noch Fantasie. Es könnte jedoch schon bald zur Realität werden.
Mengede bekommt ein Glockenspiel und zwei Uhren – am Turm des Saalbaus. Das hat die Bezirksvertretung in ihrer Mai-Sitzung beschlossen. Initiator ist der Kulturverein Mengede, der auch den Saalbau betreibt.
Mit dem Beschluss wird ein zwölf Jahre alter Plan nun absehbar vollendet. Die Idee entstand 2008 auf dem Michaelisfest – in einer geselligen abendlichen Runde am Bierstand. Eine Idee kam zur anderen: Von der Beleuchtung des Turms war die Rede, von Lesungen im Turm – und eben vom Glockenspiel.
„Hirngespinste von Wilden“ werden Realität
Wilfried Jürgens, der inzwischen verstorbene Geschäftsführer des Heimatvereins, sprach lachend von „Hirngespinsten von Wilden“. Die Idee sei aber da, räumte er ein. „Aber, um die aus- und durchzuführen, bedarf es noch sehr vieler Überlegungen.“
Der Heimatverein und das Kulturzentrum verfolgten die Idee weiter. „Das Kulturzentrum hat sich dann die Mütze aufgesetzt“, sagt Franz-Heinrich Veuhoff. Der Archivar des Heimatvereins engagiert sich auch im Saalbau. Veuhoff recherchierte nach Hersteller-Firmen, nahm Kontakte zu Stadtämtern auf.
Auf Anfrage erklärt Stadtsprecher Christian Schön für die städtische Immobilienwirtschaft: „Nach der damaligen Rücksprache zwischen Immobilienwirtschaft und Stadtplanungs- und Bauordnungsamt ist wohl keine Baugenehmigung erforderlich. Bauherr ist aber der Verein.“

Prägnant ist die Silhouette des Saalbaus auch von der Seite des Busbahnhofs. Die heutigen Fenster-Bögen von Restaurant und Kiosk waren einmal die Tore der Feuerwache. © Uwe von Schirp
Vor allem aber ging es um die Frage des Denkmalschutzes. „Die Städtische Immobilienwirtschaft hat dazu bei dem Stadtplanungs- und Bauordnungsamt eine denkmalschutzrechtliche Erlaubnis eingeholt“, schreibt Schön. Saalbau und das Gebäude der Jeanette-Wolff-Schule entstanden 1915/16 am neuen Marktplatz.
Vorbild ist das Rathaus in Recklinghausen
Vorbild für die Bauweise sind die Rathäuser in Recklinghausen und Buer. „Man muss sich einmal überlegen, welchen Aufwand die Mengeder Stadtväter für die Planung dieses Baus betrieben haben“, sagt Heimatforscher Veuhoff.
Das Recklinghäuser Rathaus ist auch Pate für das Mengeder Glockenspiel. In der Kreisstadt wurde es 2008 eingeweiht und hat 23 Glocken. Im Turm des Mengeder Saalbaus sollen zwölf Glocken Platz finden, sieht ein Entwurf der Herstellerfirma Korfhage aus Melle (Landkreis Osnabrück) vor.

In den Bögen des Saalbau-Turms soll das Glockenspiel angebracht werden. © Uwe von Schirp
Die bronzenen Glocken will sie in Vierergruppen in den drei Bögen auf einer Seite des Turms anbringen. Die größte Glocke wird einen Druchmesser von knapp 42 Zentimetern haben und 47 Kilogramm wiegen, die kleineste mit 23 Zentimetern 12 Kilogramm. Drei- bis viermal täglich sollen die Glocken erklingen.
Die Steuerung erfolgt elektronisch. Und es sollen wechselnde Melodien sein, die sich an Anlässen wie dem Markttag, aber auch an Jahrszeiten orientieren. Als Option überlegt der Kulturverein ferner ein Keyboard anzuschaffen. Dann könnte zu bestimmten Gelegenheiten – etwa beim Turmblasen in der Adventszeit, beim Maibaum- oder Michaelisfest – das Spiel auch manuell bedient werden.
Kulturzentrum sammelt Spenden
Die Mengeder sollen aber nicht nur akustisch, sondern auch optisch erfahren, was die Stunde geschlagen hat. Auf Wunsch der Bezirksvertretung erhält der Saalbauturm zum Markt und zum Busbahnhof hin je eine große Uhr. Die Kostenübernahme von 7000 Euro für die beiden Uhren hat die BV jetzt beschlossen.
DIe Finanzierung des Glockenspiels übernimmt der Kulturverein. „Wir sitzen in den Startlöchern für eine Spendenaktion“, sagt Franz-Heinrich Veuhoff. Erste Spendenzusagen liegen bereits vor. Weitere müssen folgen. Denn die Kosten liegen bei 42.000 Euro.
Geboren 1964. Dortmunder. Interessiert an Politik, Sport, Kultur, Lokalgeschichte. Nach Wanderjahren verwurzelt im Nordwesten. Schätzt die Menschen, ihre Geschichten und ihre klare Sprache. Erreichbar unter uwe.von-schirp@ruhrnachrichten.de.
