Kult-Kiosk mit neuer Pächterin sorgt für Begeisterung "Sie hat einen Magnet am Hintern"

Neue Pächterin des Westricher Büdchens entzückt ihre Kundschaft
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Der Mut der 39-jährigen Dortmunderin Sibylle Kohlmann wurde belohnt: Vor einem guten Monat gab sie ihren sicheren Job auf, um Chefin eines Dortmunder Kult-Kiosks zu werden. „Es war die richtige Entscheidung“, sagt sie am Montag (7.11.).

Bestätigung gibt es von Ellen und Rudolf, die gerade am Stehtisch vor dem „Westricher Büdchen“ ihren Kaffee genießen. „Mit ihrer fröhlichen Art überzeugt sie einfach alle“, sagt das Westricher Ehepaar. Beide sind sich sicher: Die Stammkundschaft hat sich vergrößert. Ellen bringt es so auf den Punkt: „Sybille hat einen Magnet am Hintern.“

Tatsächlich ist während unseres Besuchs jede Menge los an „Billes Westricher Büdchen“ an der Hangeneystraße in Dortmund-Westrich. Mehrfach müssen wir das Interview unterbrechen, weil die zweifache Mutter Zeitschriften, Zigaretten und Getränke verkaufen muss. Zwischendurch schaut ein Nachbar mit Hund vorbei. Letzterer geht erst weiter, nachdem er sein Leckerli bekommen hat.

„Ich bin vor allem froh, dass die alten Stammkunden geblieben sind. Das ist ja nicht selbstverständlich“, sagt Sibylle Kohlmann. Aber auch neue dürfte sie dazu gewonnen haben. Ellen, die früher auch im Büdchen gearbeitet hat, erzählt: „Kürzlich war ein Neu-Kunde hier. Er war total erschrocken, als Sibylle ihn angestrahlt hat. So viel Freundlichkeit hat er noch nie erlebt, meinte er.“ Mit den Worten „Das ist ein Insider-Kiosk“ habe er sich verabschiedet.

Mehr Getränke im Angebot

Mit einem herzlichen Lächeln wird auch der DHL-Fahrer empfangen und verabschiedet. In den Pausen erzählt Sybille Kohlmann von ihren Neuerungen. Unter anderem habe sie das Getränke-Sortiment erweitert. „Die Azubis von der Wunsch-Pflege, wo ich früher gearbeitet habe, beraten mich immer“, sagt sie.

Aktuell denke sie darüber nach, aus Energiespargründen einen der beiden Kühlschränke aus dem Büdchen zu „verbannen“. Dafür müsste sie aber einige Biersorten des bisherigen Angebots streichen. „Das habe ich mich bislang nicht getraut.“

Sybille Kohlmann im Westricher Büdchen
Sibylle Kohlmann hat unter anderem ihr Getränkesortiment erweitert - junge Azubis beraten sie. © Beate Dönnewald

Deshalb wolle sie in den nächsten Wochen eine Wunschzettel-Aktion starten. Die Jahreszeit sei passend dafür. „Die Kunden können einfach aufschreiben, was sie sich wünschen. Das werde ich dann umsetzen.“

Eine weitere Neuerung ist die Reduzierung der Öffnungszeiten in der Winterzeit. „In der Dunkelheit muss ja alles beleuchtet werden, so kann ich weitere Energiekosten sparen.“ Außerdem habe sie dann etwas mehr Zeit für ihre beiden Kinder. Deshalb schließt sie montags bis freitags und am Sonntag um 19 Uhr.

Für ihre Kinder sei das Büdchen mittlerweile zum zweiten Zuhause geworden. „Wir haben hier einen kleinen Raum mit Sofa. Mein Sohn macht da zum Beispiel seine Hausaufgaben, abends wollen die beiden gar nicht nach Hause.“ Sie selbst könne sich eine längere Zeit ohne „ihren Kiosk“ auch schon nicht mehr vorstellen – etwa, wenn ein Urlaub ansteht. „Das wird hart.“

64 Arbeitsstunden pro Woche

Sybille Kohlmann am Westricher Büdchen
Ob Kunden oder der DHL-Fahrer: Jedem schenkt Sibylle Kohlmann ein strahlendes Lächeln. © Beate Dönnewald

Durch die früheren Schließungszeiten habe sich ihre Wochenarbeitszeit von 70 auf 64 Stunden reduziert. Hinzu kommen aber noch die Einkäufe. Ihr Tag beginne um 5.15 Uhr mit einer Gassi-Runde, abends um 21.15 Uhr könne sie die Füße hochlegen.

Die gemeinsamen Zeiten mit ihren Kindern seien durch die neue berufliche Aufgabe intensiver geworden. „Wir genießen sie mehr. Gestern haben wir in meiner Mittagspause einen Waldspaziergang gemacht. Das war total schön.“ Auch ein Kino-Besuch mit den Kids sei immer möglich: Denn ihre Vorgängerin Silvia Kimenkowski helfe regelmäßig im Büdchen aus.

Nicht nur ihre eigenen Kinder sind Sibylle Kohlmann wichtig. Sie beweist auch für ihre kleinen Kunden ein großes Herz. An Halloween etwa hat sie sich als Hexe verkleidet, eine Nebelmaschine in Betrieb genommen und jede Menge Süßigkeiten verschenkt. In der Adventszeit wolle sie den Kindern ebenfalls eine Freude machen. Womit? Das ist noch ein Geheimnis.

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