Kinderschminken und Gespräche vor dem Westricher Büdchen.

Abschied und Neuanfang: Bei Grillwurst, Kaffee, und Kinderschminken feierten die Gäste am Westricher Büdchen. © Uwe von Schirp

Stabwechsel in Dortmunder Kult-Kiosk: Bratwurst und Wehmut unter dem Pavillon

rnNeue Inhaberin

Stabwechsel in einem Kult-Büdchen im Dortmunder Westen. Stammkunden und die Familie feierten mit der neuen Inhaberin. Die Bude ist eine „Institution“ – nicht nur für Mehl und die gemischte Tüte.

Westrich

, 02.10.2022, 05:55 Uhr / Lesedauer: 2 min

Horst Bollenberg bringt es auf den Punkt: „Die Kinder, die hier früher Lollys gekauft haben, holen heute Red Bull und Zigaretten“, sagt er. „Früher kamen sie mit dem Dreirad, nun mit dem Auto.“ Das soll auch in der nächsten Generation so bleiben – nach dem Stabwechsel im Kult-Büdchen.

Am Samstag (1.10.) hat Sibylle Kohlmann das „Westricher Büdchen“ von Silvia Kimenkowski übernommen. Und das nicht im Stillen hinter der Scheibe des Verkaufsschalters. Pavillons schützen vor den Regenschauern. Bratwurst brutzelt auf dem Grill. Kinder lassen sich phantasievolle Motive schminken.

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Die Familie von Sibylle Kohlmann ist da, Stammkunden und Bewohner der Senioreneinrichtung, in der die 39-Jährige bis vor Kurzem gearbeitet hat. Silvia Kimenkowski und ihre Nachfolgerin versorgen die Gäste gemeinsam. Die 66-Jährige hat sich am Vortag in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet. Der nahtlose Übergang steht für Kontinuität.

Sozialer Treffpunkt und Informations-Börse

Und die ist in dem Kult-Kiosk wichtig. „Alles stirbt aus“, sagt ein Kirchlinder. „Auch wir kommen hier hoch nach Westrich, um einen Kaffee zu trinken und die neuesten Informationen zu bekommen.“ Er lacht. „Noch bevor sie in der Zeitung stehen.“ Er ist nicht der einzige, der „Billes Büdchen“, wie es nun auf der Leuchtreklame steht, als sozialen Treffpunkt hervorhebt.

Viele Stamkunden und die Familie der neuen Inhaberin trafen sich unter Pavillons und an Stehtischen.

Viele Stammkunden und die Familie von Sybille Kohlmann kamen zum Stabwechsel am Kult-Kiosk an der Hangeneystraße. © Uwe von Schirp

Das weiß auch Klaus-Peter Ott. Als die Übernahme-Idee aufkam, sei er zunächst nicht so begeistert gewesen, erzählt der Vater von Sibylle Kohlmann. „Aber wir stehen dahinter und helfen, wo wir können.“ Mutter Gabriele sagt: „70 Stunden Arbeitszeit in der Woche sind ja eine Menge.“

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Aber auch Sibylle Kohlmanns Eltern kennen und schätzen das Büdchen an der Hangeneystraße 186. Klaus-Peter Ott gefällt der dörfliche Charakter Westrichs. „Wenn man hier mit dem Hund spazieren geht, wird man gegrüßt.“

Mehl, Backpulver und Lieblings-Lollies

Die Stammkunden hoffen, dass Sibylle Kohlmann das Angebot ihrer Vorgängerin aufrecht hält. „Wo geht man hin, wenn man mal kein Mehl oder Backpulver im Haus hat und spontan Besuch kommt?“, fragt Horst Bollenberg. „Ans Westricher Büdchen.“

Gerhard Kurbjuhn, Sibylle Kohlmann und Rita Graf sitzen auf einer Bank unter einem Pavillon.

Gerhard Kurbjuhn und Rita Graf (r.) sind traurig, dass Sibylle Kohlmann die Senioreneinrichtung verlassen hat, um das Westricher Büdchen zu übernehmen. © Uwe von Schirp

Dass Kinder ihre Pokémon-Bilder und ihre Lieblings-Naschereien in der „gemischten Tüte“ finden, dafür sorgt Benno. Er begleitet Mama Sibylle gern beim Einkauf in der Metro. Bei Silvia Kimenkowski habe er immer Cola-Kracher oder bunte Kracher gekauft. Jetzt bekommt er bei Nimm2-Lollies leuchtende Augen.

Bei aller Freude über den Stabwechsel schwingt Wehmut mit. Gerhard Kurbjuhn und Rita Graf sitzen auf einer Bank – „die Abordnung“ aus der Senioreneinrichtung. „Alle trauern, dass Sibylle gegangen ist“, sagt der Senior. „Aber wir hoffen, dass es ihr gut geht und sie möglichst lange hier bleibt.“