
© Joscha F. Westerkamp
Kuchen, Klöße, Curry: Diese Straße ist ein kulinarischer Hotspot Dortmunds
Dortmunds kulinarische Quartiere
Vor den Toren der Dortmunder City liegt ein Paradies für Freunde des guten und außergewöhnlichen Essens. Auf wenigen hundert Metern gibt es Klöße aus Ghana, Hunderte Weine und trendige Döner.
Des Kaisers neue Kleider kennt jeder – aber des Kaisers neue Dönerläden? Oder des Kaisers neue ghanaische Probierplatte? Alle, die das Essensangebot der Dortmunder City satthaben, sollten einige Minuten weiter gen Osten laufen – dann nämlich erreichen sie die Kaiserstraße, deren kulinarisches Angebot extrem vielfältig ist.
Die beliebte Einkaufsstraße des wohlhabendsten Viertels der Dortmunder Innenstadt hat eine lebendige kulinarische Szene. Wir stellen unsere Lieblingsläden vor.
Für den schnellen Hunger: Gemüse-Döner und vegane Suppen
Muss es schnell gehen? Dann wäre Kebab 2punkt0 eine Option: Direkt am Anfang der Kaiserstraße hat erst vor kurzem dieser etwas andere Dönerladen eröffnet. Im Angebot: Fleisch- und Gemüsedöner, auf Wahl mit Vollkornbrot, Röstzwiebeln oder Joppie-Soße. Dabei gibt der Inhaber Ugur Kizilpinar ganz ehrlich zu: „Döner in Türkei ist anders als hier. Ick bin ein Berliner.“

Haben – entgegen vieler anderer Gastro-Betriebe an der Kaiserstraße – gar nicht erst das Ziel, ihrer Landesküche zu entsprechen: "Ick bin ein Berliner", sagen Inhaber Ugur Kizilpinar (l.) und Kollege Anil Gel über ihren "Kebab 2punkt0". © Joscha F. Westerkamp
Nur eine Straßenecke weiter wartet ein anderer Laden mit hippem Gemüsedöner auf der Karte: By Raman. Auch hier wurde erst vor kurzem eröffnet. Wer seinen Döner lieber ganz klassisch mag, sollte dennoch ein paar Minuten weiter durch die Kaiserstraße laufen – dann kommt er zu Kaiser Grill, eine Institution unter Dortmunds Dönerläden.

"Strauch's Deli" bietet verschiedene Suppen und Eintöpfe für die schnelle Mittagspause. Beliebt ist unter anderem das Chili con Carne, weiß Inhaber Christoph Strauch. © Joscha F. Westerkamp
Einen kleinen Kontrapunkt zum zahlreichen Pizza-, Pommes- und Burger-Programm setzt Strauch’s Deli. Der Laden verkauft verschiedene ausgefallene Suppen, Eintöpfe, Bowls und Salate – inklusive mehrerer vegetarischer und veganer Varianten. Er ist der direkte Nachfolger der „Suppenfabrik“; man kann vor Ort essen oder zu Hause, von kleiner Portion bis zum XXL-1 Liter-Topf.
Restaurants: Ghanaischer Kartoffelkloß und einer der besten Italiener
Soll’s feiner sein? Dann ganz ans Ende der Kaiserstraße, zu Emilio. Das traditionell italienische Restaurant ist aktuell Platz 1 aller Restaurants Dortmunds auf „Tripadvisor“, hat dort fünf von fünf Sternen. Beide Köche sind Italiener. Man lege viel Wert darauf, dass sich die Kunden wie in Italien fühlen, sagt Inhaber Eugen „Emilio“ Negoita (47).

Auch Fisch spielt eine wichtige Rolle in der italienischen Küche, weiß "Emilio"-Inhaber Eugen Negotia. © Joscha F. Westerkamp
„Bei uns gibt es keine ‚deutsche Art’", betont er, „wir mischen nicht noch Sahne unter, damit der deutsche Gaumen es leichter verträgt.“ Ein Großteil des Angebots ist saisonabhängig, es reicht von Pasta bis Garnele – und natürlich darf auch ein großes Weinangebot nicht fehlen.
Nur etwa 150 Meter Fußweg entfernt geht es – zumindest kulinarisch – nach Amerika. Der Hexenkessel - einer der Dortmunder Pioniere der Burgerladen-Welle - hat aktuell 17 verschiedene Burger auf der Karte, davon drei komplett vegan.
Da wären unter anderem die „Blöde Ziege“ (Rindfleisch, Bacon, gerillte Paprika, Ziegenkäse und mehr), „Herman the German“ (unter anderem Rindfleisch, Spiegelei, Champignons, Cheddarkäse) oder der vegane „Tofu Mushroom“ (das Burgerpatty ist aus Tofu und Champignons). Dazu frisch gezapftes Dortmunder Bergmann-Bier – aus dem Fass immer noch eher die Ausnahme in Dortmunds Lokalen.

Die "Blöde Ziege" und "Herman the German": Aushilfe Michelle Lingemann bringt zwei der außergewöhnlichsten Burger im "Hexenkessel". © Joscha F. Westerkamp
Und gerade mal eine paar Schritte weiter gelangt man mit Mataa’s Kitchen kulinarisch nach Ghana – Dortmunds einzigem Restaurant aus diesem westafrikanischen Land. „Wir legen viel Wert auf den Wiedererkennungswert, wir haben eine einzigartige Gewürzmischung“, sagt Inhaber Duah Wüstfeld (31), der zwar in Deutschland geboren wurde, das Kochen aber von seinen ghanaischen Vorfahren gelernt hat. „Wir kochen hier wie zu Hause. Das ist ein Familienbetrieb.“

Einmal Hausmannskost aus Ghana bitte: Christiana Grabow bringt eine Probierplatte mit Fried Rice, Jollof-Rice (Reis mit Tomatensoße), frittierten Kochbananen, frittierten Yamwurzeln und eine Soße mit großen Gemüsestückchen. © Joscha F. Westerkamp
Um den Besuchern die ghanaische Küche besonders nah zu bringen, bietet das Restaurant auch Probierplatten an: unter anderem mit Yamwurzeln, verschiedenen Reiskreationen, frittierten Kochbananen. Weitere Empfehlung des Kochs: „Fufu“, eine Art großer Kartoffelkloß, „das Gericht der ghanaischen Küche“.
Sie wollen lieber gleich einen ganzen Kontinent kulinarisch probieren? Das geht bei AMI, einem neu eröffneten Restaurant für asiatische Fusionsküche. Die Schwerpunkte liegen auf Sushi und Curries – in vielen Variationen und teils künstlerischer Anrichtung.

Asiatische Fusionsküche bei "AMI": Inhaberin Thimai Nguyen präsentiert ein besondere Sushi-Platte mit Nebeleffekt aus Trockeneis. © Joscha F. Westerkamp
Viel Wert auf „authentische asiatische Küche, die nicht eingedeutscht ist“, legt Phu Nguyen (50) in seinem vietnamesischen Restaurant Lemongrass direkt am Anfang der Kaiserstraße, an der Ecke mit dem Ostwall. Es gibt eine kleine Speisekarte, die aber regelmäßig wechselt – „wir wollen nicht hundert verschiedene Gerichte, wir wollen es interessant für den Kunden machen."
Besonders gut geeignet sei die traditionell vietnamesische Küche auch für Veganer oder Menschen mit Glutenunverträglichkeit: „70 Prozent der Gerichte sind ohnehin vegan. Und wir benutzen fast nie Weizen-, sondern eher Reismehl.“

Direkt am Anfang der Kaiserstraße – auf einer Höhe mit dem "Kebab 2punkt0" – serviert Inhaber Phu Nguyen in seinem vietnamesischen Restaurant "Lemongrass" unter anderem Ente mit Zitronengrass an Reis. © Joscha F. Westerkamp
Tagescafés
Wesentlich deutscher geht es im Café Lotte zu. Der Fokus liegt zwar auf Kaffeeprodukten und Nachmittagsgeschäft, es gibt aber auch Frühstück und warme Mahlzeiten. „Unser Kaffee kommt von einem speziellen Röster, der den extra für uns röstet“, erklärt Inhaber Herbert Lindenberg. „Zwei Konditoren stellen für den Nachmittag Kuchen und Kekse her.“

Lars Lübcke ist Chef-Kaffee-Barister im "Café Lotte". Auf die fertigen Kaffees gießt er ein Milchbild – damit war das Café nach eigener Aussage eines der ersten in Dortmund. © Joscha F. Westerkamp
Im Café Lotte gibt es aber auch warme Heimatküche, Schwerpunkt Schmorgerichte – also Grünkohl, kein Burger. Erweitert wird das gastronomische Angebot am Eingang zum Herzen der Kaiserstraße vom Westermanns auf der anderen Straßenseite. Das Restaurant hat sich ebenfalls auf deutsche Traditionsgerichte wie Schnitzel und Sauerbraten spezialisiert.
Eine Institution unter den Dortmunder Tagescafés ist das Schrader in Hausnummer 31 - mehr als nur ein Hauch alte Bundesrepublik weht durch das Café, das dominiert ist von traditionellen Torten, und in dem die alteingesessenen Bewohner des Viertels ihren Quartiers-Tratsch austauschen.
Feinkostläden
Neben verschiedensten Gastro-Betrieben haben sich an der Kaiserstraße in den letzten Jahren gleich mehrere Feinkostläden angesammelt. Reissäcke im „Noors Asia Market“, Beef in der „Fleischboutique“ – gesalzener Kabeljau im Olá Portugal.
Alle, deren letzter Portugal-Urlaub vor Pandemiebeginn einfach schon zu lange her war oder die schlicht mal was Neues ausprobieren wollen, sollten hier vorbeischauen: Von lediglich portugiesisch bedruckten Honigcornflakes reicht das Angebot bis zu Delikatessen wie Stockfisch.

Nelson Marques betreibt den portugiesischen Feinkost-Laden "Olá Portugal". Wenn gewollt, stellt er natürlich auch Präsentkörbe zusammen. © Thomas Thiel
Und dann zum Abgang noch eine Flasche Wein? Die bietet unter anderem Vino Vin, ein Familienbetrieb mit großem Mitnehm-Angebot, der aber auch regelmäßige Weinverkostungen und Mottoabende anbietet. Viel im Angebot hat Vino Vin auch Präsentkörbe sowie regionale Produkte.

Ob Rotwein oder (wie hier) Magnum-Flasche Champagner: Nicole Laubert verkauft in ihrem Wein-Feinkosthandel "VinoVin" alles, was im weitesten Sinne mit Wein zusammenhängt. © Joscha F. Westerkamp
Und – damit schließt sich der wunderbare Kreis des Genussquartiers Kaiserstraße – die Weine des Vino Vin wiederum werden gegenüber im Hexenkessel ausgeschenkt.
Dortmunds kulinarische Quartiere
Den Alten Markt kennt jeder - aber Dortmund hat kulinarisch noch viel mehr zu bieten. In unserer Serie „Dortmunds kulinarische Quartiere“ stellen wir in lockerer Folge Dortmunds weniger bekannte Genuss-Meilen vor.Gebürtiger Ostwestfale, jetzt Dortmunder. In der zehnten Klasse mit Journalismus und Fotografie angefangen. Liebt es, mit Sprache zu jonglieren – so sehr, dass er nun schon zwei Bücher übers Jonglieren geschrieben hat.