Mechthild Kemper (r.) an der Seite ihrer Mitarbeiterin Inge Kehlau in ihrem Geschäft im Kreuzviertel. Nach 45 Jahren muss sie Ende Dezember schließen. © Felix Guth
Kemper im Kreuzviertel
„Alles muss raus“: Bald ist Schluss für Dortmunder Traditionsgeschäft
Die Kündigung des Traditionsgeschäfts Kemper im Kreuzviertel hatte im September viele Dortmunder empört. Jetzt rückt der letzte Verkaufstag näher. Das sind die letzten Eindrücke aus dem Laden.
Das Kreuzviertel ohne Kemper? Das konnten sich viele Menschen nicht vorstellen, nachdem im September bekannt geworden war, dass der kioskähnliche Schreib- und Tabakwarenladen Ende des Jahres ausziehen soll. Doch der letzte Verkaufstag rückt näher.
Die Eigentümerin der Immobilie, die Hermann-Niermann-Stiftung aus Düsseldorf, hatte überraschend und ohne Begründung den Mietvertrag gekündigt. Geschäftsinhaberin Mechthild Kemper konnte mit anwaltlicher Hilfe nur noch erwirken, dass sie noch bis zum 15. Januar Zeit hat, den Laden auszuräumen und nicht schon am 31.12. alles leer sein muss.
Aber bald heißt es für sie und ihre Mitarbeiterin Inge Kehlau zum letzten Mal: „Wie immer?“.
„Alles muss raus“-Schild an der Tür
Das ist hier ein Standardsatz am kleinen Verkaufstresen. Für viele Menschen in einem von Dortmunds beliebtesten Wohnvierteln gehört das „KKKK“, Kleines Kaufhaus Kemper, zur Grundversorgung.
„Dass es schade ist, dass wir schließen, hören wir 100 Mal am Tag“, sagt Mechthild Kemper. Aber es wird langsam real. An der Tür hängt das traurigste Schild, das Geschäftsleute aufhängen können: „Alles muss raus“.
Schnellhefter, Stifte, Taschenrechner: alles hat hier gerade Prozente-Aufkleber. Vieles ist schon raus, die Regale sind halbleer. Mechthild Kemper und Inge Kehlau lassen sich davon die Stimmung nicht vermiesen. Die beiden Frauen lachen viel, trotz des eigentlich traurigen Gesprächsanlasses.
Kemper gehört zur Geschichte des Kreuzviertels. Seit über 90 Jahren gibt es an dieser Stelle an der Ecke Arneckestraße/Neuer Graben ein Geschäft. Mechthild Kemper leitet den Laden, seit sie 30 Jahre alt war, also seit mittlerweile 45 Jahren.
„Als wir es gehört haben, hat es uns den Boden unter den Füßen weggerissen“, sagt Inge Kehlau.
Generationen von Schulkindern haben hier eingekauft
Schulkinder aus dem Kreuzviertel haben hier über Jahrzehnte Hefte, Zubehör und Süßigkeiten gekauft. Es sei denn, sie wohnten auf der anderen Seite des Viertels in Richtung Südwestfriedhof. Dann waren sie im Team „Schreiben & Schenken“, der vor Jahren geschlossenen Schreibwaren-Konkurrenz an der Essener Straße.
Bald ist auch das „KKKK“ nur noch eine Kreuzviertel-Erinnerung. Nicht nur Stammgäste waren deshalb „auf den Barrikaden“, wie die Ladeninhaberin erzählt. Die Solidarität kam von vielen Seiten und tat den Betroffenen gut. Sie konnte aber den Lauf der Dinge nicht verändern.
Die Hermann-Niermann-Stiftung hat sich bisher nicht weiter zu der Sache geäußert. Was mit den rund 50 Quadratmetern Ladenfläche passiert, ist noch nicht bekannt.
„Altersmäßig ist der Ruhestand vielleicht ganz angebracht“, sagt die 75-jährige Mechthild Kemper. Aber sie hätte den Zeitpunkt gern selbst gewählt.
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