
Die Redakteure Dennis Werner (l.) und Felix Guth machen für ein Foto Pause in Dortmunds kleinstem Park. Problem: Den Park kennt niemand und hier zu sitzen ist eigentlich nicht erlaubt. © Joscha F. Westerkamp
Dortmund hat einen neuen Park - zumindest behauptet Google das
Mitten in der City
Über den Kartendienst von Google findet sich mitten in Dortmunds Innenstadt ein Park, den niemand kennt. Google-Bewertungen hat er aber dennoch reichlich. Was ist das für ein Ort?
Die Thier-Galerie gehört zu den Orten in Dortmund, die besonders häufig in Navigationsgeräte eingegeben wird. An einer der Nebenstraßen des Eingangs zur Shopping-Mall an der Silberstraße findet sich bei Google Maps ein sonderbarer Adressen-Eintrag.
Denn hier soll sich ein Park befinden. Genauer gesagt der „Brauer-Gedächtnis-Park“, näher beschrieben als „Gedenkpark in Dortmund“.
Aha.
Als Einheimischer fragt man sich, ob man vielleicht sein ganzes Leben lang etwas übersehen hat. Zumindest die seit dem Bau der Thier-Galerie vor elf Jahren. Käme man von außerhalb, wäre die naheliegendste Frage, was dieser Park denn so zu bieten hat.
Google-Bewertungen für einen Ort, den es gar nicht gibt
Hilfreich: Es gibt insgesamt 16 Google-Bewertungen. „Sehr freundliche Leute, gutes Ambiente. Sehr schön da, würde ich jedem empfehlen.“ ist dort zu lesen. „Nettes Ambiente, familienfreundlich, gute Erreichbarkeit, grüne Oase im Herzen Dortmunds“ heißt es in einer anderen Rezension.
Einige Einträge weiter schwingt sich sogar jemand zur Aussage auf: „Mein absoluter Lieblingsplatz in Dortmund.“

Natur, wohin das Auge blickt - alles eine Frage der Perspektive. © Joscha F. Westerkamp
Das macht Lust auf die „grüne Oase“, die zwischen Silberstraße, Kolpingstraße und Eisenmarkt liegen soll.
Dort, wo der Brauer-Gedächtnis-Park laut Karte liegen soll, fahren ein Transporter, zwei PKW und Fahrradfahrer gerade hintereinander in einem Halbkreis.
Pflanzen sind zu sehen, ziemlich viele sogar für einen Kreisverkehr. Wildblumen, in der Mitte ein junger Tulpenbaum, Hummeln und Bienen haben hier ihre Freude. Dazwischen steht eines der Dortmund-Nashörner, in rot und weiß und mit dem Logo von Radio 91.2.

Das "P" steht für Parken - oder doch für Park? © Joscha F. Westerkamp
Das ist eine bemerkenswert große und bunte ökologische Ausgleichsfläche in der Dortmunder City. Aber wo ist jetzt der Park?
Niemand hat je vom Namen gehört
Vielleicht weiß in einer benachbarten Boutique jemand mehr. „Das habe ich noch nie gehört und es hat auch noch nie eine Kundin danach gefragt“, sagt eine Mitarbeiterin und muss über die plötzliche „Park-Lage“ schmunzeln.
Der „Brauer-Gedächtnis-Park“ taucht in keiner der öffentlich einsehbaren Listen von Grünflächen oder Parks auf. Andere Online-Kartenanbieter übernehmen den Eintrag. In der Karten-App von Apple taucht der Park nicht auf.
Die Dortmunder Stadtverwaltung hatte bis Freitagnachmittag noch keine Antwort darauf, was es mit dem Google-Eintrag auf sich hat.
Es bleibt also offen, wer hier an welche Brauer erinnern möchte. Angesichts der nahen Hövel-Hausbrauerei und Dortmunds langer Brauereigeschichte wäre ein zentraler Ort zur Erinnerung daran eigentlich naheliegend. Mit dem „Bierkutscher“ hat Dortmund bereits bekanntes Denkmal zur Braugeschichte, außerdem gibt es ein Museum zur Geschichte der „Bierstadt“.
Brauer-Gedächtnis-Park: Steckt ein Scherz dahinter?
Es könnte ein Scherz von Menschen sein, die sich hier vielleicht schon schöne Abende gemacht haben. Darauf deutet vor allem eine Google-Rezension dieses Inhalts hin: „Toller Park, nur leider fehlt das Sofa mittlerweile.“

Streichelzoo-Atmosphäre in Dortmunds unbekanntestem Park. © Joscha F. Westerkamp
Grundsätzlich kann jeder Nutzer bei Google einen „fehlenden Ort“ hinzufügen. Wenn niemand beantragt, diesen zu löschen oder zu ändern, bleibt er öffentlich und kann von anderen bewertet werden. Da die ältesten Rezensionen zum „Brauer-Gedächtnis-Park“ schon knapp vier Jahre alt sind, scheint der Eintrag bisher niemanden gestört zu haben.
Sich mit Liegestuhl oder Picknickdecke zwischen die Wildblumen zu setzen, ist aber aus mehreren Gründen eine schlechte Idee. Man säße mitten im Innenstadt-Verkehr, denn von hier werden mehrere Parkhäuser angefahren.
Es ist darüber hinaus - aus nachvollziehbaren Gründen - nicht erlaubt. Die Innenflächen von Kreisverkehren dürfen nicht betreten oder befahren werden, sofern das nicht explizit anders ausgewiesen ist.
Seit 2010 Redakteur in Dortmund, davor im Sport- und Nachrichtengeschäft im gesamten Ruhrgebiet aktiv, Studienabschluss an der Ruhr-Universität Bochum. Ohne Ressortgrenzen immer auf der Suche nach den großen und kleinen Dingen, die Dortmund zu der Stadt machen, die sie ist.
