Krankheitswelle an Schulen und in Betrieben in Dortmund „Das Immunsystem verlernt Dinge“

Krankheitswelle an Schulen und in Betrieben macht sich bemerkbar
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Im Herbst 2022 herrscht in den Praxen der Dortmunder Hausärztinnen und -ärzte reger Betrieb. Dabei rückt das Coronavirus als bestimmendes Thema der vergangenen Jahre in den Hintergrund. Dafür sind die Auswirkungen auf viele Bereiche des Lebens deutlich spürbar.

Dr. Prosper Rodewyk bestätigt auf Anfrage, dass in den Dortmunder Praxen derzeit vermehrt Menschen mit Erkältungssymptomen vorstellig werden. „Es sind relativ häufig langwierige, über zwei bis drei Wochen anhaltende Infekte, die die Leute sehr ärgern. Solche, wo man 10- bis 20-mal einen Corona-Test macht, weil man nicht glauben kann, dass es so lange dauert“, sagt Rodewyk.

Unterricht fällt aus

Jutta Portugall, Sprecherin der Dortmunder Grundschulen, berichtet von einer „erhöhten Zahl an Meldungen“ von Erkältungs- und Magen-Darm-Krankheiten. Sie sagt: „Es gibt alles im Moment."

Flächendeckende Klassenschließungen seien ihr noch nicht bekannt geworden. „Wir versuchen, so gut wie es geht, Vertretung zu organisieren. Aber wenn mehrere Lehrkräfte auf einmal ausfallen, wird es schwierig“, sagt Portugall.

Für die Dortmunder Gymnasien schildert Schulform-Sprecher Markus Katthagen vom Immanuel-Kant-Gymnasium einen ähnlichen Eindruck. „Überdurchschnittlich“ sei die Zahl der sogenannten „Ad-Hoc-Ausfälle“ derzeit.

Mehrarbeit für Gesunde

Um das aufzufangen, sei viel Mehrarbeit der verbliebenen Kolleginnen und Kollegen notwendig. Sie müssten früher anfangen, länger bleiben oder aus Freistunden kommen. „Wir müssen da auf die Ressourcen aufpassen, die wir im System haben“, sagt Markus Katthagen.

Seine Hoffnung deckt sich mit der von Grundschul-Sprecherin Jutta Portugall: „Irgendwann gehen diese Wellen wieder vorbei. Ich hoffe, wir kommen gut durch.“

Viele Branchen leiden

Diese Hoffnung haben auch Dortmunder Unternehmen, die derzeit unter einem hohen Krankenstand leiden. Zuletzt hatte DSW 21 den Busverkehr wegen Personalmangels reduziert und diese Maßnahme bis Anfang Dezember verlängert.

Am Montag (21.11.) postete außerdem der Gastronomiebetrieb Grüner Salon am Nordmarkt: „Es hat uns erwischt.“ Wegen vieler Krankheitsfälle im Team sind die Öffnungszeiten bis Anfang Dezember „drastisch“ eingeschränkt, teilen die Betreiberinnen mit.

Medizinische Erklärung

Gibt es eine medizinische Erklärung für die hohe Zahl an Atemwegserkrankungen? Ja, sagt Dr. Prosper Rodewyk. „Die Leute haben in den vergangenen zwei Jahren Maske getragen und waren bemüht, sich aus dem Weg zu gehen. Und das Immunsystem verlernt durchaus Dinge“, sagt der Allgemeinmediziner.

Die Zahl der Antikörper sei deshalb bei vielen so stark abgebaut, dass Infekte jetzt stärker wirken, die in der Vergangenheit leichter verlaufen wäre. Statt einer laufenden Nase gebe es nun die hartnäckigen Symptome, so Rodewyk.

Bisher kaum Influenza-Fälle

„Echte“ Grippe-Fälle mit dem Influenza-Virus seien aber bisher nur vereinzelt wahrnehmbar.

Diese unterscheiden sich unter anderem durch ihren speziellen Verlauf, bei dem innerhalb kurzer Zeit hohes Fieber auftritt. „Um die Feiertage“ rechnet Rodewyk mit einem Anstieg der Influenza-Fälle. Er empfiehlt eine Grippeschutzimpfung.

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