Private Sicherheitsdienste sind in Dortmund bei zahlreichen Gelegenheiten und an vielen Orten im Einsatz - auch im Auftrag der Stadt. OB Westphal kündigt nun an, dass Stadt und DSW21 selbst in den Markt einsteigen wollen.

Private Sicherheitsdienste sind in Dortmund bei zahlreichen Gelegenheiten und an vielen Orten im Einsatz - auch im Auftrag der Stadt. OB Westphal kündigt nun an, dass Stadt und DSW21 selbst in den Markt einsteigen wollen. © dpa/Archiv; Montage: RN

Konkurrenz für Sicherheitsdienste: Westphal kündigt Gründung kommunaler Security-Firma an

rnSecurity-Gewerbe

Wie gut arbeiten die Sicherheitsdienste, die in Dortmund im Einsatz sind? Die Stadt ist nicht von allen überzeugt – und soll nun selbst in den Markt einsteigen. Dafür gibt es im Ruhrgebiet ein erfolgreiches Vorbild.

Dortmund

, 06.10.2022, 07:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Der Markt für private Sicherheits- und Wachdienste ist vor allem in der Coronakrise deutlich gewachsen. Zu den Auftraggebern der Branche zählt auch die Stadt Dortmund: Sie fordert Personal für die Überwachung städtischer Gebäude an und lässt in der Coronakrise private Wachkräfte am Phoenix-See patrouillieren. Das sind nur einige Beispiele. Das Problem dabei: Die Arbeit mancher Unternehmen und stellenweise auch der Umgang mit Bürgern war offenbar nicht so, wie es sich die Stadt gewünscht hätte.

„Die Qualität hat uns nicht immer überzeugt“, erklärt OB Thomas Westphal im Gespräch mit unserer Redaktion. Offenbar gärt die Unzufriedenheit schon länger. Inzwischen scheint sie so groß, dass die Stadt nun selber die Zügel in die Hand nimmt – und gemeinsam mit DSW21 eine eigene „Service-Gesellschaft“ gründen will. Arbeitstitel: „Service21“.

Jetzt lesen

Wie Westphal ausführt, habe man verwaltungsintern errechnen lassen, wie viel Geld die Stadt jährlich für private Wach- und Sicherheitsdienste ausgebe. Eine Zahl mochte Westphal nicht nennen. Nur so viel: „Da kommt einiges an Volumen zusammen.“ Der Hintergedanke: Statt das Geld für private Anbieter auszugeben, könnten die Stadt und DSW21 selber damit Umsatz machen. Der Hebel dazu wäre eine eigene, rein kommunale Gesellschaft. Und diesen Hebel will Westphal nutzen.

DSW21 will an den Sicherheitsfirmen in Stadtbahnlagen festhalten

Gespräche mit DSW21 hat es bereits gegeben. Dort will man sich dem Vorhaben auch gar nicht verschließen: Zurzeit werde ein Geschäftsplan („Businessplan“) mit allen notwendigen Details erstellt, heißt es.

„Dabei geht es nicht um die von uns beauftragten Sicherheitsdienste in den Stadtbahnanlagen“, stellt DSW21-Arbeitsdirektor Harald Kraus klar. „Wir fahren aktuell gut mit unserem Dienstleister und sind zufrieden“, so Kraus. Rund vier Millionen Euro betrage das Auftragsvolumen von DSW21 für Sicherheitsdienste.

Jetzt lesen

Die Gesellschaft, die DSW21 und die Stadt anpeilen, soll nach derzeitigem Stand mehrheitlich von DSW21 geführt und dort auch angesiedelt werden. Ein zumindest in Teilen ähnliches, wenn auch deutlich größeres Vorbild gibt es in Duisburg: Die dortige „Octeo Multiservices GmbH“ ist ebenfalls ein rein kommunales Unternehmen und direkt bei der Duisburger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft“ (DVV) angedockt.

Octeo, vor fast 30 Jahren gegründet, beschäftigt knapp 2000 Mitarbeiter und erzielt im Schnitt einen Jahresumsatz von rund 50 Millionen Euro. Dabei bietet Octeo eine Fülle von Dienstleistungen an: vom Sicherheits-Service über Gebäudereinigungen und Technik-Dienstleistungen bis hin zu Handwerks- und Catering-Service. Das größte Auftragsvolumen kommt aus der „kommunalen Familie“. Soll heißen: von der Stadt und ihren angeschlossenen Betrieben.

Kommen später auch Reinigungsdienste in Schulen dazu?

Auch wenn sich die Stadt Dortmund und DSW21 beim Aufbau ihres neuen Unternehmens von den Duisburgern beraten lassen – ein solch breites Spektrum an Angeboten ist derzeit nicht in Planung. „Wir wollen Octeo nicht eins zu eins kopieren", sagt Westphal. Wobei sich der OB durchaus vorstellen kann, den neuen Dienstleister mittelfristig beispielsweise auch mit Reinigungsarbeiten in Schulen zu beauftragen – eine uralte Forderung, die in Teilen der Politik immer mal wieder hochgehalten wird.

Jetzt lesen

Im ersten Schritt allerdings, betont Westphal, solle es um Sicherheitsdienste gehen. Etwa um die Überwachung von Gebäuden wie dem U-Turm oder dem Schauspielhaus. Allerdings ist das Thema „Sicherheit“ breit gefächert. Weshalb überlegt wird, neben den aktuell 15 Kita-Lotsen möglicherweise auch die „Dortmund-Guides“ in die neue Gesellschaft zu überführen. Die „Guides" kommen immer dann zum Einsatz, wenn das Nachtleben an bestimmten Orten mit Blick auf die Anwohner zu ausgelassen wird.

Wie reagiert das private Gewerbe? OB bleibt gelassen

Octeo in Duisburg rekrutiert seine Mitarbeiter in erster Linie vom Markt. In Dortmund dürfte das wenig anders sein. Mit wie viel Beschäftigten die neue Service-Gesellschaft starten soll, ist noch offen. Die Mannschaftsstärke dürfte sich wohl an der Zahl der Aufträge festmachen, die „Service21“ von der Stadt oder von den weiteren kommunalen Betrieben bekommt. Das Kalkül der Stadt: Sie müsste eine Vielzahl ihrer Aufträge nicht mehr ausschreiben - sondern könnte sie direkt an die mehr oder weniger "eigene" Service-Gesellschaft durchreichen.

Jetzt lesen

Und die Bezahlung der Mitarbeiter? Die Duisburger zahlen den branchenüblichen Tariflohn. Womit die Beschäftigten in Dortmund rechnen dürften, ist aktuell offen. „Preiswerter würde es für die Stadt zunächst nicht unbedingt“, wie Insider orakeln. Unklar ist bislang auch, wie die privaten Anbieter auf den Pläne reagieren. Könnten ihnen Aufträge durch die Lappen gehen, wenn die Stadt an ein kommunales Unternehmen vergibt? Und wenn, wie viele?

„Ich sehe das gelassen“, sagt OB Westphal. Der Sicherheitsmarkt sei groß und werde weiter wachsen. Sobald die Rahmenbedingungen festgezurrt sind, soll die "Service-Gesellschaft" gegründet werden. Nach dem Willen des OB soll das möglichst bald geschehen: Westphal schwebt vorbehaltlich der Zustimmung des DSW21-Aufsichtsrates und der politischen Gremien „Anfang 2023“ vor.

Lesen Sie jetzt