
Auf positive Überraschungseffekte hofft Theaterdirektor Tobias Ehinger mit Theaterauftritten im Stadtgarten. © Oliver Volmerich
Keine Angst im Stadtgarten - Theaterchef Ehinger: „Wir wollen überraschen“
Walking Acts
Eine Straßentheater-Aktion überraschte am Donnerstag Passanten im Stadtgarten. Die Kunstaktion hat einen ernsten Hintergrund. Denn der Stadtgarten gilt als „Angstraum“. Die Stadt will das ändern.
So mancher Passant im Stadtgarten blieb am Donnerstagnachmittag verdutzt stehen. Auf dem Weg zur Stadtbahnstation begegneten ihnen drei weiß gekleidete Pantomime und „fliegende Fische“. „Wir wollen überraschen“, erklärte Theaterdirektor Tobias Ehinger die Straßentheater-Performance.
Für Michael Pfau kam die Theateraktion nicht ganz überraschend. Er hatte die Ankündigung in der Zeitung gelesen und nutzte als U-Bahn-Nutzer eine Umsteige-Pause am Stadtgarten, um die Performance der Theatergruppe Kamaduka mitzuerleben. „Straßentheater kommt ja immer gut an“, stellte Michael Pfau fest. Und er hofft, dass es so etwas künftig öfter gibt.

Michael Pfau gefiel der Auftritt der Gruppe Kamaduka im Stadtgarten. © Oliver Volmerich
Das soll es in der Tat. Denn die Theaterperformance ist Teil der städtischen Strategie zur Belebung des Stadtgartens. Die größte Grünanlage der City ist in Verruf geraten und gilt als „Angstraum“, weil sie zum Treffpunkt der Drogen- und Alkoholikerszene geworden ist. Die Stadt will das ändern.
Die Maßnahmen dazu zählte Ordnungsdezernent Norbert Dahmen am Rande der Performance auf. Der kommunale Ordnungsdienst ist regelmäßig im Stadtgarten unterwegs, abends patrouilliert ein privater Sicherheitsdienst. Den Auftrag dazu hat der Rat der Stadt in seiner letzten Sitzung bis Ende März 2023 verlängert.
Außerdem wurde das Grün zurückgeschnitten und neu gestaltet. „Wir wollen so dazu beitragen, dass der Stadtgarten übersichtlicher wird“, erklärt Dahmen.
Mehr Leben durch Veranstaltungen
Und schließlich kommt - gemäß der Idee der Cityplaner, die das Quartier als Bühne der Stadt sehen - das Theater ins Spiel. Man wolle durch Veranstaltungen Aufenthaltsqualität erzeugen, sagt Norbert Dahmen. „Wo Menschen feiern und zusammenkommen, fühlen sie sich wohl. Dann gibt es auch keine Angsträume mehr.“
Das Theater leiste dazu gerne seinen Beitrag, erklärte Theaterdirektor Tobias Ehinger. Nicht zuletzt, weil auch Theaterbesucherinnen und -besucher immer wieder berichteten, dass sie sich nach dem Theaterbesuch auf dem Weg zur Stadtbahnstation im Stadtgarten unwohl fühlten.
Als Testlauf für neues Leben im Stadtgarten hat das Theater die Künstlergruppe Kamaduka engagiert. Sie überraschte die Passantinnen und Passanten im Stadtgarten am Donnerstag mit drei verschiedenen Performances - mit den „fliegenden Fischen“, als „Argonauten“ und weiße Gentlemen auf Stelzen. Und das kam nicht nur bei Michael Pfau gut an.

Mit drei Performances unterhielt die Gruppe Kamaduka im Stadtgarten. © Oliver Volmerich
Die Kunstaktion soll deshalb keine Eintagsfliege bleiben. Ebenso wie der Feierabendmarkt vor dem Opernhaus, der im September mit großem Erfolg gestartet ist und alle zwei Wochen donnerstags stattfindet, soll es mit Theateraktionen im Stadtgarten im Frühjahr 2023 weitergehen. „Wir wollen immer wieder überraschen“, kündigt Tobias Ehinger an.
Oliver Volmerich, Jahrgang 1966, Ur-Dortmunder, Bergmannssohn, Diplom-Journalist, Buchautor und seit 1994 Redakteur in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Hier kümmert er sich vor allem um Kommunalpolitik, Stadtplanung, Stadtgeschichte und vieles andere, was die Stadt bewegt.
