
Die TU ist auf dem Campus an der richtigen Stelle, findet unser Autor Oliver Volmerich. © Westerkamp (Montage)
Die Uni in Dortmunds City holen? Das ist keine gute Idee
Meinung
Die TU soll leerstehende Flächen in Dortmunds City nutzen, schlägt Cityring-Chef Tobias Heitmann vor. Das klingt nach einer charmanten Idee - ist es aber nicht, findet unser Autor.
Uni-Leben mitten in der City - auf den ersten Blick hat die Idee von Cityring-Chef Tobias Heitmann, die Uni oder zumindest Teile davon in die City zu holen, durchaus Charme. Sie weckt aber falsche Hoffnungen.
Natürlich haben Universitäten mitten im Stadtzentrum ihren Reiz - das sieht man etwa in Bonn oder Münster. Das sind allerdings alte, gewachsene Universitätsstädte.
Als Anfang der 1960er Jahre über die Ansiedlung einer Universität in Dortmund diskutiert wurde, hatte man übrigens auch eine Fläche in der Innenstadt im Blick. Eine Überlegung war, die Hochschule auf dem alten Schlachthof-Gelände nördlich des Hauptbahnhofs anzusiedeln - dort, wo heute das Keuning-Haus, ein Wohnquartier und das Arbeitsamt stehen.
Man hat sich allerdings - wie in Bochum - für den Bau einer Campus-Universität gewissermaßen auf der „grünen Wiese“ zwischen Dorstfeld und Eichlinghofen entschieden.

Eine Campus-Uni ist die TU Dortmund - und an ihrem Standort eng verbunden mit dem Technologiepark (l.). © Hans Blossey
Es war eine kluge Entscheidung. Denn in der Innenstadt-Lage wäre die Uni schnell an Platzgrenzen gestoßen. Seit ihrer Gründung ist die heutige Technische Universität (TU) stetig gewachsen. Und sie wächst weiter. Auf dem Campus hat sie (noch) Platz dafür.
Vor allem aber: Es war dort ausreichend Platz für die Ansiedlung von Technologiezentrum und Technologiepark, der heute mit mehreren tausend Arbeitsplätzen einer der größten Europas und eine Keimzelle des Strukturwandels ist. Diese Erfolgsgeschichte war und ist nur in enger Anbindung an die Uni möglich.
Aber vielleicht kann man ja auch nur einzelne Institute oder Fachbereiche in der City unterbringen? Das ist prinzipiell denkbar. Allerdings lassen sich Handelsflächen nicht einfach in Vorlesungssäle verwandeln. Die Mieten müssen ebenfalls passen. Gerade bei Natur- und Ingenieurwissenschaften braucht es aber auch Labor- und Forschungsbereiche. Und die Nähe zu Mensa und Uni-Bibliothek. All das ist auf dem Campus vorhanden.
Fachhochschule Dortmund plant den Umzug
Wie nachteilig eine dezentrale Struktur sein kann, weiß man bei der Fachhochschule. Deshalb wird überlegt, für sie einen neuen Campus zu bauen - übrigens ganz nahe der City in der westlichen Innenstadt. Politik und Öffentlichkeit täten gut daran, dieses Vorhaben vehement zu unterstützen. Das ist sinnvoller, als die Utopie einer Innenstadt-Universität zu verfolgen.
Was sicherlich möglich sein sollte, ist eine deutliche Präsenz der Hochschulen in der City. In Ansätzen gibt es sie bereits - mit der Hochschuletage im Dortmunder U und dem Baukunstarchiv am Ostwall. Das ist gewissermaßen eine Dependance des Fachbereichs Bauwesen der TU und Ort für Seminare und Veranstaltungen. Man muss es nur wahrnehmen.
Oliver Volmerich, Jahrgang 1966, Ur-Dortmunder, Bergmannssohn, Diplom-Journalist, Buchautor und seit 1994 Redakteur in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Hier kümmert er sich vor allem um Kommunalpolitik, Stadtplanung, Stadtgeschichte und vieles andere, was die Stadt bewegt.
