Klinikum Dortmund spannt Riesen-Darm über den Wall

Smartphone-App

Die Dortmunder Innenstadt wurde zur „Darm-Zone“ erklärt, in der sich virtuelle Polypen tummeln. Zumindest in einer App. Das steckt dahinter.

Dortmund

, 30.11.2019, 08:55 Uhr / Lesedauer: 2 min
Darm-Polypen vor dem Weihnachtsmarkt? Mit einer App des Klinikum Dortmund möglich. Ziel des Spiels ist es, die Polypen zu zerstören.

Darm-Polypen vor dem Weihnachtsmarkt? Mit einer App des Klinikum Dortmund möglich. Ziel des Spiels ist es, die Polypen zu zerstören. © Klinikum DO (Screenshot)

Polypen sind Schleimhautgeschwülste, die im Darm entstehen können. Zunächst sind sie gutartig. Sie können aber auch „entarten“, also bösartig werden. Dann steigt das Darmkrebsrisiko, denn der entsteht meist aus Darm-Polypen.

Deshalb ist eine regelmäßige Vorsorge-Untersuchung wichtig. Denn wenn Darmkrebs frühzeitig erkannt wird, kann der vollständig geheilt werden. Darauf will das Klinikum Dortmund nun mit einer ungewöhnlichen Aktion aufmerksam machen – und zwar mit Deutschlands größtem (und wahrscheinlich auch einzigen) virtuellem Dickdarm. Mitten in der Dortmunder Innenstadt.

Fast der ganze Wall ist ein Darm

Das funktioniert mit „Augmented Reality“ - einer virtuelle Erweiterung des direkten Umfelds. „Pokémon Go“ ist die Inspiration für die Eigenkreation vom Klinikum Dortmund mit dem Namen „Mono Polyp“. Dafür wurde ein virtueller Darm geschaffen, der sich fast über den ganzen Wall um die Innenstadt bewegt.

Die Darm-Zone verläuft rund um den Wall.

Die Darm-Zone verläuft rund um den Wall. © Klinikum Dortmund

Das Prinzip ähnelt dem beliebten Smartphone-Spiel: Zunächst muss man in die sogenannte „Darm-Zone“ in die Innenstadt gehen. Dort nähert man sich den Polypen, die auf der Karte angezeigt werden. Polypen gibt es auch außerhalb der Darm-Zone, beispielsweise vor Praxen niedergelassener Gastroenterologen (Fachärzte für den Magen-Darm-Trakt) – ganz passend zur Thematik.

Hintergrund

Bei einer Vorsorgeuntersuchung in der Gastroenterologie wird eine Darmspiegelung gemacht. Dabei wird nach Polypen gesucht und gutartige werden direkt vom Arzt entfernt. Findet der „Risiko-Polypen“, muss überweist der für eine detaillierte Untersuchung in ein Krankenhaus – zum Beispiel in das Darmzentrum des Klinikum Dortmund.

Dann geht es an die Darmspiegelung, die in dem Fall aber keinen Besuch beim Gastroenterologen erfordert, sondern nur einen Fingerdruck. Und dann geht das Spiel ans Eingemachte.

Ein Polyp reicht schon

Unter Zeitdruck müssen die Polypen abgeschossen werden. Ist man nicht schnell genug und übersieht einen Polyp, wächst der in die Darmwand ein und ein Tumor entsteht. „Dann hat der Krebs gewonnen und das Spiel ist vorbei“, so Marc Raschke, Leiter der Unternehmenskommunikation vom Klinikum.

Daher kommt übrigens auch der Name der App „Mono Polyp“. Denn ein übersehener Polyp kann schon zum Krebs-Tod führen.

Vor dem Hauptbahnhof befindet sich auch ein Stück Darm.

Vor dem Hauptbahnhof befindet sich auch ein Stück Darm. © Klinikum DO (Screenshot)

Deshalb auch die App. „Viele Leute beschäftigen sich noch nicht mit dem Thema Darmkrebs“, sagt Raschke dazu. Mit einem spielerischen Ansatz möchte das Klinikum die Wichtigkeit der Vorsorge-Untersuchung „mehr in die Mitte der Gesellschaft bringen“ und eventuell vorhandene Scham nehmen.

Die App ist eine Eigenkreation der Unternehmenskommunikation des Klinikums. Noch läuft sie etwas wackelig, Updates sind aber geplant. Dann kann es auch sein, dass die „Darm-Zone“ erweitert wird. „Ein Kollege schlug vor, das Darmende nach Gelsenkirchen zu legen“, scherzt Raschke.

Der „Release“ der App zur Vorweihnachtszeit ist übrigens kein Zufall. Gerade dann ist die „Völlerei“ laut Raschke groß. Eine falsche Ernährung sei nämlich neben der genetischen Veranlagung der Hauptauslöser für Darmkrebs.

Die App „Mono Polyp“ vom Klinikum Dortmund ist kostenlos und im App-Store zu finden – aktuell allerdings nur für iOS-Geräte.

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