Viele Dortmunder standen in dieser Woche im Stau, weil Verfechter der Verkehrswende ihre Strecken blockiert haben. © Foto: Björn Lipka / Verfremdung: Martin Klose
Kolumne „Klare Kante“
Klima-Aktivisten ernten viel Hass - und das ist ihr größter Erfolg
Gespräche über Klimaschützer haben sich merklich verändert, viele Dortmunder regen sich über die Demos auf. Damit erreichen die Protestler genau das, was nötig ist, meint unser Autor.
Dreimal innerhalb einer Woche stand der Verkehr in der südlichen Innenstadt still. Erst gab es eine riesige Fahrrad-Demo, dann wurde die Kreuzung des Südwalls zur Ruhrallee besetzt, am Freitag protestierte dann die Bewegung Fridays for Future. Autofahrer mussten jedes Mal warten. Und bei vielen von ihnen ging die Blutdruck-Warnleuchte an: So sehr haben sie sich darüber aufgeregt.
Hasskommentare gibt es immer, das ist quasi das Naturgesetz des Internets. Doch pöbeln jetzt viel mehr Menschen viel ruppiger im Vergleich zur Zeit der ersten großen Fridays-for-Future-Demos. Denn nach den ersten Erfolgen ist nun die nächste Stufe gezündet.
Nach der Corona-Pause nehmen die Demos wieder Fahrt auf. Weniger Autos sollen in den Innenstädten unterwegs sein. Dass das sinnvoll ist, sehen viele Menschen ein. Aber dass sie selbst aufs Auto verzichten sollen - das könne ja wohl nicht wahr sein. Hinterher muss man gar zehn Minuten früher aufstehen, um die S-Bahn zu erwischen...
Viele Menschen pöbeln im Internet, selbst wenn sie gar nicht mal selbst im Stau standen. Aber es könnte ja sein, dass diese „Gutmenschen“ ihnen selbst auch demnächst etwas wegnehmen. So wie bei der Umweltspur an der Brackeler Straße - wo man den Autofahrern mit „traditionellem“ Antrieb eine Fahrspur genommen hat.
Dabei ist doch genau das gewollt. Eine Umweltspur wird ganz bewusst eingeführt, damit es unangenehmer wird, den Diesel- oder Benzin-Motor zu nutzen. Genau so funktionieren auch die Straßenblockaden. Den Verkehrsteilnehmern wird vor Augen gehalten, was passiert, wenn nur ein einziger Fleck mal nicht befahrbar ist. Und schon rasten die Leute aus.
Viele Kommentatoren beleidigen oder rufen sogar zu Gewalt auf
Jene negativ gestimmten Facebook-Kommentatoren, die nicht beleidigend werden oder gar zu Gewalt aufrufen, schreiben dann sowas wie: „Die sind alle mit dem SUV zur Demo gebracht worden“, oder: „Nach dem Abi fliegen die alle nach Australien“. Gegenfrage: Woher wollen die das wissen? Und selbst wenn es so wäre: Ist es nicht besser, zumindest ein bisschen was zu tun als gar nichts?
Es gibt auch Menschen, die schreiben, durch die Demos werde mehr CO2 in die Luft gepustet, weil die Autos Umwege fahren müssen. Oder solche, die schreiben, der Einzelhandel werde geschädigt, weil Autofahrer die Läden nicht erreichen könnten. Dazu gibt es eine ganz einfache Idee: Mit dem ÖPNV oder dem Rad in die Stadt fahren. Das ist zumeist gut planbar, denn die meisten Demos - wie jene am Freitag - werden ordentlich angemeldet und angekündigt.
Den Klimaschützern ist zu wünschen, dass sie sich über Hasskommentare nicht ärgern. Sie dürfen sie als Kompliment verstehen. Denn die Beleidigungen bedeuten, dass sie es geschafft haben, dass sich auch ihre Gegner mit ihren Anliegen beschäftigen.
Und das haben sie komplett friedlich geschafft, und die meisten - das muss man sagen - halten sich dabei an alle Regeln des Gesetzes. Die einzigen, die sich nicht an die Regeln gehalten haben, waren die Wall-Besetzer vom Mittwoch. Man muss die Aktion nicht gutheißen - bis auf etwas Wartezeit haben aber auch sie keinem Menschen Schaden zugefügt. Darüber, ob sie den Einsatz der Ordnungskräfte zahlen sollten, lässt sich sicher trefflich streiten. Aber das ist ein grundsätzlicheres Thema.
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