Kirmesstand kehrt nach Brechten zurück „Viele trauen sich nicht mehr in die Stadt“

Kirmesstand „Zuckersüss“ ist zurück an der Evinger Straße
Lesezeit

An der Kreuzung Widumer Straße/Evinger Straße in Dortmund-Brechten fällt er trotz Hecke sofort ins Auge: Ein knallbunter Kirmesstand mit bunten Lichtern lockt neben dem „eat“-Imbiss mit gebrannten Mandeln, Schokofrüchten und Lebkuchenherzen.

Einige Autos fahren die Evinger Straße hoch, bemerken den Stand und nutzen den Kreisverkehr, um zu wenden und dorthin zu fahren. Seit Samstag (15. März) steht hier wieder der „Zuckersüss“-Stand, der zu dem Imbiss „eat“ gehört.

Wir standen während der Corona-Pandemie auch hier, weil da ja keine Kirmes stattgefunden hat“, erklärt Verkäuferin Gaby Wanker. „Für die Kinder hier war ich die Tante, die wieder da war.“ Viele Gäste des Imbisses nutzen nun die Gelegenheit, um sich nach dem Essen noch eine süße Nachspeise zu gönnen.

„Zuckersüss“ bleibt bis zur Osterkirmes in Dortmund

Doch der Stand zieht nicht nur die Jüngeren an, sondern insbesondere auch ältere Menschen aus dem Stadtteil. „Meine Chefin Renate Fichna wurde im Imbiss immer wieder auf unseren Kirmesstand angesprochen. Da wurde der Wunsch lauter, dass die Süßigkeiten hierher zurückkehren“, erklärt Wanker.

Der Kirmesstand "Zuckersüss" neben dem "eat"-Imbiss in Dortmund-Brechten.
Von der Evinger Straße ist der Kirmesstand „Zuckersüss“ in Dortmund-Brechten unübersehbar. © Pauline Korte

Renate Fichna habe so mitbekommen, dass viele ältere Menschen mittlerweile die großen Kirmessen in Dortmund meiden. Die Stadt gehört bekanntlich zu den Kriminalitätsschwerpunkten in Deutschland, und bundesweit haben Amokfahrten kürzlich wieder für Verunsicherung gesorgt.

Die Mischung aus Gedränge, Lautstärke und der Sorge vor möglichen Vorfällen halte viele davon ab, größere Veranstaltungen zu besuchen. „Ich habe einigen meiner Stammkunden gesagt, dass wir auch auf der Karnevalskirmes standen. Aber viele trauen sich nicht mehr in die Stadt“, erzählt Wanker. „Sie fühlen sich in ihrer gewohnten Umgebung sicherer.“

So sei der Kirmesstand gerade für ältere Menschen in Brechten eine willkommene Alternative. „Viele von ihnen haben früher die großen Kirmessen besucht, aber mittlerweile ist ihnen das zu viel“, berichtet Wanker. „Hier können sie entspannt vorbeischauen, sich ihre Lieblingssüßigkeiten holen und in Ruhe genießen.“ Stammkunden und Nachbarn begrüßen die Rückkehr des Standes – nicht nur wegen der Leckereien, sondern auch als Treffpunkt.

Um den Kunden etwas zurückzugeben, entschied sich Fichna, den Stand, der aktuell ohnehin keine Termine hat, neben dem Imbiss aufzubauen. „Auch wenn er uns kein Geld einbringt. Wir wollen Danke sagen und den Älteren etwas Gutes tun“, sagt die, „eat“- und „Zuckersüss“-Inhaberin. Die Resonanz sei durchweg positiv, und besonders am Wochenende erwartet sie einen Ansturm von Familien und Schulkindern, die unter der Woche weniger Zeit haben.

Wie lange der Stand noch bleibt, ist bereits klar: Bis zur Osterkirmes im Fredenbaumpark wird er an der Evinger Straße stehen. Danach zieht „Zuckersüss“ weiter zum nächsten Standort – bis dahin sorgt der kleine Stand in Brechten von circa 11 bis 19:30 Uhr für eine Portion Kirmes-Flair direkt vor der Haustür.