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Kirchentage in Dortmund: Aller guten Dinge sind drei
Evangelischer Kirchentag
Aller guten Dinge sind drei: Zum dritten Mal findet ein Evangelischer Kirchentag in Dortmund statt. 1963 und 1991 war die Stadt schon einmal Gastgeber. Und dabei lief nicht alles rund.
Dortmund kann Großveranstaltungen, verkündet die Stadt immer selbstbewusst mit Blick auf BVB-Meisterfeiern und andere große Feste. Auch Kirchentagserfahrung hat man in Dortmund schon gesammelt. Zweimal fand das Protestantentreffen in seiner nun 70jährigen Geschichte hier statt.

Am Brügmannblock war das Zentrum Jugend angesiedelt. © Hans Lachmann/Archiv EkiR
Die Kirchentage in der Region haben eine besondere Bedeutung mit Blick auf die deutsche Geschichte. 1963 fand in Dortmund der erste Evangelische Kirchentag nach dem Bau der Mauer statt, der erste rein westdeutsche Kirchentag also. Als Dortmund 1991 Teil des Ruhrgebiets-Kirchentags war, war die Mauer gefallen und Deutschland frisch wiedervereinigt.
Ein Stück Kohle zum Kirchentag 1963
„Mit Konflikten leben“ lautete die Losung des Kirchentages 1963, des letzten unter der Leitung von Kirchentagsgründer Reinold von Tadden-Trieglaff. Dortmund präsentierte sich als wieder aufgeblühte Stadt von Kohle, Stahl und Bier – alle Besucher bekamen als Teilnehmerzeichen ein rotes Band mit einem Stück Kohle. Aber das Wirtschaftswunder zeigte erste Risse, die erste Kohlekrise machte sich bemerkbar.

Das Plakat zum Kirchentag 1963 in Dortmund. © DEKT-Archiv
Die Arbeitswelt des Ruhrgebiets war ein zentrales Thema in den 98 „Gesprächszentren“, die in den Gemeinden der Stadt an den drei Programmtragen stattfanden. Es gab unter dem Titel „Worte an die Dortmunder“ aber auch Veranstaltungen an öffentlichen Plätzen etwa auf dem Wochenmarkt, vor einem Werkstor der Dortmund-Hörder-Hüttenunion und in der Halbzeit eines BVB-Spiels im Stadion Rote Erde.
Diskussionen um Peter Frankenfeld
Für Aufsehen sorgte der Versuch der Kirchentagsleitung, das Treffen zu modernisieren. Diskussionen entzündeten sich nicht nur an einem neuen Liedprogramm, sondern vor allem an einem Unterhaltungsabend unter dem Titel „Choräle, Songs und neue Lieder“ in der großen Westfalenhalle – moderiert von Fernseh-Entertainer Peter Frankenfeld. Großen Anklang fand auf jeden Fall ein Jazz-Gottesdienst in der Petrikirche.

Musik spielte auch beim Kirchentag 1963 eine große Rolle. © Hans Lachmann/Archiv EkiR
Die Schlussveranstaltung fand auf der Rennbahn in Wambel statt – vor 350.000 Menschen. Ansonsten war die Beteiligung am Kirchentag aber eher enttäuschend. Nur 14.500 Dauerteilnehmer wurden gezählt. Das war wohl der Tribut an die deutsche Teilung.
Kirchentag im Ruhrgebiet
Der Trend setzte sich fort. Erst in den 1980-er-Jahren wurde der Kirchentag wieder zu einer Massenveranstaltung. Und das führte dann auch zu der Entscheidung, den Kirchentag 1991 in einer Region zu veranstalten – im Ruhrgebiet. Unter der Losung „Gottes Geist befreit zum Leben“ fand er bewusst dezentral in Dortmund, Bochum und Essen statt.

Mit Gott im Gespräch fühlte man sich beim Kirchentag 1991 im Ruhrgebiet. © Stephan Schütze
Neben den großen Messezentren in Essen und Dortmund verteilten sich die Veranstaltungen auf 16 sogenannte „Zentren am Wege“, in denen verschiedene Themen im Mittelpunkt standen. Vier davon gab es in Dortmund – an der Universität, im Dietrich-Keuning-Haus, im Katholischen Centrum und im Hoeschpark.
Eröffungsgottesdienst auf dem Friedensplatz
Der Eröffnungsgottesdienst fand ebenfalls dezentral in drei Hallen und 18 Dortmunder Kirchen statt – und als große Freiluft-Veranstaltung auf dem Friedensplatz mit Bundespräsident Richard von Weizsäcker und Ministerpräsident Johannes Rau. Zentraler Ort für den Schlussgottesdienst war das Parkstadion Gelsenkirchen, die vierte Ruhrgebietsstadt im Bunde.

Großer Andrang herrschte beim Abend der Begegnung zur Eröffnung des Ruhrgebiets-Kirchentages 1991 rund um die Reinoldikirche. © Stephan Schuetze
Das regionale Konzept bewährte sich allerdings nicht, zu groß waren die Entfernungen zwischen den Veranstaltungsorten für die knapp 105.000 Dauerteilnehmer. Der Dortmunder Kirchentag 2019 soll nun ganz bewusst ein kompakter Kirchentag der kurzen Wege sein.
Gottesdienst mit dem späteren Papst Pius XII.
- Dortmund war auch schon einmal Schauplatz eines Katholikentages - vom 4. bis 6. September 1927.
- Eröffnet wurde der Katholikentag am 4. September 1927 mit einem Festgottesdienst im Stadion „Rote Erde“. Er wurde zelebriert von Kardinal Eugenio Pacelli, apostolischer Nuntius des Papstes in Deutschland.
- Pacelli wurde wenige Jahre später selbst zum Papst gewählt und ging als Papst Pius XII. in die Geschichte ein.
- Zentraler Ort des weiteres Programms war die Westfalenhalle.
Oliver Volmerich, Jahrgang 1966, Ur-Dortmunder, Bergmannssohn, Diplom-Journalist, Buchautor und seit 1994 Redakteur in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Hier kümmert er sich vor allem um Kommunalpolitik, Stadtplanung, Stadtgeschichte und vieles andere, was die Stadt bewegt.
