Kirchentag: Busfahrer setzen Reisegruppe mit Kindern in Dortmunds Rotlicht-Viertel ab

© Thomas Thiel

Kirchentag: Busfahrer setzen Reisegruppe mit Kindern in Dortmunds Rotlicht-Viertel ab

rnLinienstraße

Eigentlich wollte eine Reisegruppe aus Herford nur den Evangelischen Kirchentag besuchen. Doch zunächst einmal landeten sie auf Dortmunds sündigem Pflaster – auf der Linienstraße.

Dortmund

, 21.06.2019, 11:45 Uhr / Lesedauer: 2 min

Da staunten sicherlich nicht nur die Mitglieder einer Kirchentags-Reisegruppe, sondern auch die Damen in der Linienstraße nicht schlecht, als am Donnerstag drei Busse vorfuhren: So kommen hier wohl eher selten Gäste an. Die Gruppe eines Kirchenkreises aus Herford, darunter auch viele Kinder, die beim Kirchentag ein Konzert geben wollten, hatte aber auch eigentlich nicht die Linienstraße zum Ziel, sondern das Dietrich-Keuning-Haus.

"An der angegebenen Adresse, Leopoldstraße 50-58, hätten wir nur an der Straße halten können. Da hätten die Kinder dann mit ihren Instrumenten aussteigen müssen", erzählt Olaf Schumann, einer der Busfahrer, unserer Redaktion. "Wir haben dann den großen Platz neben der Feuerwehr gesehen und dachten uns, dass die Kinder da sicherer aussteigen können."

Als sie dann aber in die Straße fahren, geht es nicht weiter. Ein Auto blockiert den Weg. Die Busse stecken fest. Dabei hätten sie eigentlich noch weiter in die Straße hereinfahren wollen. "Eine Mutter ist dann ausgestiegen und wollte gucken, ob wir da doch irgendwie vorbeikommen und ist um die Ecke gegangen", erzählt Schumann.

"In dem Moment hätte ich gerne mein Gesicht gesehen"

"Sie ist dann ein bisschen beschämt wiedergekommen und meinte 'Da sitzen die Mädels hinter den Schaufensterscheiben.' In dem Moment hätte ich gerne mein Gesicht gesehen. Da habe ich wahrscheinlich ziemlich blöd geguckt." Der 51-Jährige arbeitet seit 15 Jahren als Busfahrer. In so einer Straße sei er aber noch nie gelandet.

Das Busunternehmen Wittler, für das er arbeitet, hat seinen Sitz in Schloß Holte-Stukenbrock zwischen Bielefeld und Paderborn. In Dortmund habe sich keiner der Busfahrer genauer ausgekannt. "Und im Rotlicht-Milieu schon gar nicht", betont Olaf Schumann. Die Kinder seien dann aber vor der Linienstraße ausgestiegen und hätten von den Frauen gar nichts mitbekommen.

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Diese Nachricht wird gerade vielfach bei Whatsapp geteilt. © Thomas Thiel Screenshot

Sein Malheur hat Schumann und seine Kollegen zu einer gewissen Berühmtheit in der Stadt verholfen: Auf Facebook und auf Whatsapp wird derzeit ein Schnappschuss der kuriosen Situation fleißig geteilt. Doch dass die Betreuer ihn und seine Kollegen „langgemacht“ hätten, wie dort geschrieben wird, könne er nicht bestätigen, sagt Schumann: „Sie waren eigentlich ziemlich entspannt und haben sich eher gewundert, dass Veranstaltungen des Kirchentages so nah an einer solchen Straße stattfinden.“

Nach circa fünf Minuten sei auch die Polizei dort aufgetaucht. "Die waren aber auch ziemlich entspannt", sagt Schumann. "Einer der Polizisten hat gelacht und uns gefragt, ob wir Nachschub bringen wollten." Nachdem alle Gäste ausgestiegen waren, hätten die Beamten dann noch kurz die Straße abgesperrt, damit die Busse rückwärts wieder herausfahren konnten.

Dann konnten auch Schumann und seine Kollegen herzlich über die Sache lachen – ihr Chef Stephan Vosshaus übrigens auch: „Ich finde es, ehrlich gesagt, auch ein wenig amüsant.“

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