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Leidenschaftlicher Appell für sichere Häfen für Flüchtlinge in Seenot
Evangelischer Kirchentag
Mit einem leidenschaftlichen Appell zur Hilfe für in Seenot geratene Flüchtlinge endete eine Podiumsveranstaltung zum Thema „Offene Häfen“. Ein Gast aus Italien bekam dabei viel Applaus.
Leoluco Orlando ist Bürgermeister von Palermo auf Sizilien und hat sich nicht nur als Kämpfer gegen die Mafia einen Namen gemacht, sondern auch mit seinem Einsatz für Menschenrechte.
„Ich mache keinen Unterschied, wer in Palermo geboren ist und wer nicht“, sagte Orlando, der in Heidelberg Jura studiert hat und deshalb sehr gut deutsch spricht, bei einer kurzfristig aufgenommenen Podiumsveranstaltung des Kirchentags in der Westfalenhalle. Deshalb sei Palermo auch offen für die Aufnahme von Flüchtlingen, die im Mittelmeer aus Seenot gerettet werden. Für Orlando ein Gebot der Menschlichkeit.
Viele deutsche Städte beteiligt
Und auch für immer mehr deutsche Städte. Mehr als 60 hätten sich inzwischen zu „offenen Häfen“ für Flüchtlinge erklärt, berichtete der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm. „Die Orte sind da, die die Flüchtlinge aufnehmen. Die Regierungen müssen es endlich möglich machen“, sagte er. „Europa verliert seine Seele, wenn wir weiter so machen.“
Bedford-Strohm berichtete von einem Statement des Bundesinnenminister, das er soeben bekommen habe. Er bedanke sich darin für die Solidarität und tatkräftige Unterstützung der Städte. „Jetzt nehmen wir die Bundesregierung beim Wort“, sagte Bedford-Strohm.
Es müsse einen Verteilmechanismus in Europa gehen, damit nicht immer neu verhandelt werden muss, wo und ob überhaupt Flüchtlinge an Land gehen können. Konkret geht es um 43 Flüchtlinge an Bord des Schiffes Seawatch 3, die seit Wochen vor der italienischen Insel Lampedusa festsitzen.
Dortmunder Handeln
Viel Applaus bekam auch die Dortmunder Sozialdezerntin Birgit Zoerner, die die Entscheidung des Rates der Stadt erläuterte, auch Dortmund zum „sicheren Hafen“ zu erklären – verbunden mit der Bereitschaft, zusätzliche Flüchtlinge aufzunehmen. „Das passt zur Haltung und zum Handeln der Stadt“, sagte sie.
Um Unterstützung wurde auch für die deutsche Organisation Seebrücke geworben, von der es inzwischen zahlreiche Gruppen vor Ort gibt. Am Samstag organisiert sie während des Kirchentages in Dortmund einen „Trauermarsch“, der ab 18 Uhr vom Platz der Alten Synagoge zum Platz von Leeds führt. Bereits um 17 Uhr findet vor dem Opernhaus eine Kundgebung unter dem Titel „Jeder Mensch hat einen Namen“ statt.
Oliver Volmerich, Jahrgang 1966, Ur-Dortmunder, Bergmannssohn, Diplom-Journalist, Buchautor und seit 1994 Redakteur in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Hier kümmert er sich vor allem um Kommunalpolitik, Stadtplanung, Stadtgeschichte und vieles andere, was die Stadt bewegt.
