
© Beate Dönnewald
Menükarussell im „Kerstins“: Filet vom Island-Lamm gehört zu den Gewinnern
Nordisch-Westfälisch
Beim Menükarussell setzt das Restaurant „Kerstins“ in Dortmund-Huckarde auf seine nordisch-westfälische Fusionsküche. Das klassische Menü schlägt eindeutig das vegetarische Menü.
Westfälische Heimatküche trifft auf „Nordic Kitchen“: Wir testen das Menükarussell im Restaurant „Kerstins“ in Dortmund-Huckarde und sind mega-gespannt auf diese ungewöhnliche Fusionsküche. Hier lassen wir am späten Sonntagnachmittag das Wochenende ausklingen.
Wir sind zu dritt und können alle drei Varianten des viergängigen Menüs bestellen: das klassische Menü mit Fleisch beziehungsweise Fisch sowie die vegetarische Variante.
Unser Tisch ist eingedeckt, als wir eintreffen. Die Hoffnung, dass wir einen Platz im neu gestalteten Speisesaal des erst im November 2021 eröffneten Restaurants ergattern, erfüllt sich nicht. Schade, denn dort soll man sich fühlen, als säße man auf einem der typisch glattgewaschenen, 30.000 Jahre alten Felsen im Schärengarten Stockholms oder in den Dünen Dänemarks.

Anstoßen mit Grauem Burgunder: Wir freuen uns auf das Vier-Gänge-Menü im Huckarder Restaurant. © Beate Dönnewald
Also machen wir es uns in dem mit Original-Mühlen-Requisiten ausgestatteten Raum gemütlich. Die Tischdeko ist einfach und passt zum rustikalen Ambiente. Eine weiße Tischdecke wäre hier fehl am Platz.
Carpaccio vom Lappland-Elchrücken
Los geht es mit der Vorspeise – für die Fleisch- und Fischesser aus der Nordic-Kitchen: „Carpaccio vom Lappland-Elchrücken, rote Bete gebeizter Lachs mit Kerstins Beerensalsa und Honig-Senf-Sauce“. Das Urteil fällt bei Jung (21) und Alt (61) einhellig aus. „Sehr lecker, sehr zart, passende Saucen“.

Die Vorspeise aus Carpaccio vom Lappland-Elchrücken und Rote Bete gebeiztem Lachs ist perfekt. © Beate Dönnewald
Als „Flexitarierin“ habe ich mich für das vegetarische Menü entschieden. Die Begeisterung zum Auftakt hält sich in Grenzen: Die Vorspeise „Zweierlei von der Roten Bete/Gurken-Carpaccio“ ist eine Herausforderung für empfindliche Gaumen. Der Grund ist der Pfeffer-Anteil. „Feueralarm“ im Mund.
Der Junior-Tester, der es gerne scharf mag, teilt mein Urteil nicht. Ganz gelassen kaut er auf meinen Wunsch ein paar Gurken- und Rote-Beete-Häppchen und guckt mich verständnislos an.

Die vegetarische Vorspeise ist wegen des Pfefferanteils für empfindliche Gaumen eine Herausforderung. © Beate Dönnewald
Zum ersten Gang wird uns ein Grauer Burgunder des Bio-Weinguts Keth in Rheinhessen kredenzt. „Kräftig und ausdrucksvoll mit intensivem Bouquett. Reifer Pfirsich, etwas Mandel im langen Finish“ steht auf der Karte. Wir sind keine Wein-Kenner und finden den edlen Tropfen einfach „lecker“.
Auf geht es in Runde zwei, die für alle drei identisch ist. Es gibt, serviert in Gläsern, Wirsingcrème, Linseneintopf und Schwerter Senfsüppchen. Eine schöne Idee und hübsch anzusehen.

Das Suppen-Trio: Nicht nur originell, sondern auch ein großer Genuss. © Beate Dönnewald
Schon nach den ersten Löffeln ist klar: Alle drei Suppen sind ein Volltreffer. Einen Gewinner gibt es hier nicht: Mein Favorit ist die würzige Wirsingcrème, mein Partner ist vom fruchtigen Schwerter Senfsüppchen geflasht, Sohnemann mag am liebsten den deftigen Linseneintopf.
Suppen-Begleiter ist ein „rassig erfrischender Wein“, ebenfalls vom Bio-Weingut Keth. Der Sauvignon Blanc soll nach Stachelbeeren und grünem frischen Gras duften. Dafür sind unsere Nasen wohl nicht genügend ausgebildet. Wir empfinden die Wahl aber als durchaus passend.

Der Hauptgang, unter anderem mit Filet vom Island-Lamm, staubt die besten Noten ab. © Beate Dönnewald
Schon vor dem dritten Gang ist bei mir das Sättigungsgefühl sehr ausgeprägt. Meine beiden Begleiter hingegen haben noch genügend Platz im Magen. Am Ende sind ihre Teller leer, während ich einen Großteil zurückgeben muss.
Kartoffelpüree wie bei Muttern
Mein Sohn freut sich über Köttbullar vom Schwedisch-Lappland-Elch an Preiselbeere, Filet vom Island-Lamm auf Braunkohl, Münsterländer Kalbsfilet und gebratene Kartoffelspalten. Sein Fazit: „Highlight war das zarte Lamm. Vielleicht ein, zwei Köttbullar mehr, weil nur zwei dabei waren. Elch auch sehr schmackhaft.“
Die Fischvariante „Lachsfilet in Blaubeermarinade gebraten, geräucherter Skrei mit Riementang, bunte Schmorkarotten und Kartoffelstampf“ bekommt ebenfalls Bestnoten. „So muss Fisch schmecken. Kartoffelpüree wie bei Muttern. Steckrüben passen perfekt dazu.“
Das Gemüse-Graupen-Risotto hingegen kann mich nicht ganz überzeugen. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich schon recht satt bin. Ich kapituliere schnell. Top ist der knackfrische Salat (Rucola, Tomate, Gurke) samt Honig-Senf-Dressing.

Auch der Hauptgang mit Fisch lässt keine Wünsche übrig. Ein dickes Extra-Lob gibt es für den Kartoffelstamp, der wie "bei Muttern" schmeckt. © Beate Dönnewald
Weil ich Kartoffeln in allen Varianten liebe, muss ich unbedingt die Kartoffelspalten und den Kartoffelstampf von den Nachbar-Teller probieren. Beides ist ein Gedicht.
Zum Hauptgang wird der Wein „St. Laurent“ („im Bouquett Schwarzkirsche und Brombeere“) serviert. Laut Karte „im Finish lang anhaltend, begleitet von samtigen Tanninen“.

Knackfrisch und ein super leckeres Honig-Senf-Dressing: Der Salat zum vegetarischen Hauptgang könnte nicht besser sein. © Beate Dönnewald
Auf den vierten Wein verzichten wir (mit Rücksicht auf die Leber) und genießen das Dessert, einen süßen Löffel „Kerstins Kreation“, mit Kaffee und Espresso. Fast tut es einem ein bisschen leid, dieses kulinarische Mini-Kunstwerk aus Beeren und Crème zu vernaschen. Wir machen es trotzdem. Ein Traum und genau die richtige Menge nach dem üppigen Mahl.
Damit nicht genug: Die Küchenchefin höchstpersönlich überreicht uns noch ein „Dessert to go“: Gebäck nach isländischem Rezept in einer kleinen Schachtel.

Das Gemüse-Graupen-Risotto kann nicht ganz überzeugen. © Beate Dönnewald
Unser Fazit:
Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist absolut passend. Das klassische Vier-Gänge-Menü kostet 57,80 Euro, die vegetarische Variante 39,80 Euro. Alle Speisen sind frisch, liebevoll angerichtet und eine Augenweide. Auch gute Esser werden satt.

„Kerstins Kreation“ ist nicht nur ein kulinarisches Gedicht, sondern auch ein Kunstwerk. Dazu gibt es wahlweise Kaffee oder Espresso. © Beate Dönnewald
Die außergewöhnliche Kombination aus nordischen und westfälischen Spezialitäten überzeugt und sollte man unbedingt testen „Fleisch aus Island und Schweden, das ist schon was Besonderes“, sagt mein Sohn.
Das Personal war sehr freundlich, einzig die Wartezeit am Anfang nervte: 30 Minuten bis zum ersten Getränk. Und: Der Wein zu jedem Gang wurde uns ab Runde 2 nur auf Nachfrage kredenzt. Wohl eine Ausnahme, denn an den Nachbartischen lief alles reibungslos.

Mit Geschenken geht es nach Hause: Mit isländischem Gebäck in einer Schachtel, die sogar als Deko überzeugt. © Beate Dönnewald
Die Aktion Menükarussell 2022
- Bei der Aktion Menükarussell bieten verschiedene Restaurants in Dortmund und Umgebung verschiedene Menüs an. Alle Menüs gibt es zu einem Festpreis, darin enthalten sind die begleitenden Weine oder Bier und Mineralwasser, nicht enthalten sind Aperitif, Digestif, warme und kalte Getränke.
- Insgesamt laden 24 Küchenchefs zu Vier-Gang-Menüs in Castrop-Rauxel, Dortmund, Iserlohn, Schwerte Waltrop und Wickede ein.
- Wir haben uns bewusst einige Restaurants herausgesucht, die sonst nicht so in der Öffentlichkeit sind. Wir haben die Menüs getestet als ganz normale, zahlende Gäste.
- Alle Informationen zur Aktion finden Sie hier: www.mnkl.de
1968 geboren und seit über 20 Jahren Redakteurin bei Lensing Media. Zuständig für den Dortmunder Westen mit seinen Stadtbezirken Lütgendortmund, Mengede und Huckarde sowie für die Stadt Castrop-Rauxel.
