
© Jörg Bauerfeld
Keine rassistisch motivierte Tat: Warum die Plakate der Grünen von den Laternen fallen
Landtagswahl 2022
Ein Aufschrei ging durch Aplerbeck: Zahlreiche Wahlplakate der Grünen mit Landtagskandidat Jacques Armel Djiné lagen auf dem Boden. Man vermutete ein rassistisches Motiv. Doch die Dinge stellen sich anders dar.
Für die Grünen im Stadtbezirk Aplerbeck lag der Fall auf der Hand. An zahlreichen Stellen im Stadtbezirk waren die Wahlplakate des Landtagskandidaten Jacques Armel Djiné nicht mehr an ihren Plätzen. Schlimmer noch, sie lagen auf dem Bürgersteig oder auf der Fahrbahn. Andere Plakate der Grünen, so zumindest der erste Eindruck, hingen noch.
Die erste Vermutung: Hier handelt es sich um ein gezieltes Entfernen dieser Plakate. Man ging von einer rassistisch motivierten Tat aus und meldete die Vorfälle der Polizei. Doch nach und nach stellten sich die Dinge anders dar. Die am Sonntag (3.4.) aufgehängten Plakate scheinen aus einem anderen Grund nicht mehr an ihrem Platz zu hängen.

Auch bei diesem Plakat ist gut zu sehen, dass die „Rissstellen“ sich genau dort befinden, wo es mit einem Kabelbinder befestigt war. © Jörg Bauerfeld
„Ich würde mich sehr darüber freuen, wenn unserer Vermutungen gegenstandslos sind“, sagte Ursula Hertel, Fraktionssprecherin der Grünen, die als erste Reaktion auf die heruntergekommenen Plakate eine gezielte Aktion vermutete. Doch ein Blick auf den Zustand der Wahlplakate an der Berghofer Straße am Donnerstag (7.4.) machte deutlich: Der Grund für das Verschwinden ist viel profaner.
Es scheint ein Materialfehler vorzuliegen
Es scheint sich um einen Materialfehler zu handeln. Die Wahlplakate der Grünen weichen auf, ziehen sich voll Wasser und reißen dann an der Stelle ab, an der ein Kabelbinder befestigt ist. Im Laufe des Donnerstags sah man immer mehr Plakate am Boden liegen. Lediglich die, die an halbwegs wettergeschützten Stellen hängen, sind noch an ihrem Platz.
„Wir hatten von einer Serie von Sachbeschädigungen zunächst gar keine Kenntnis“, sagt Polizeipressesprecher Maik Müller. Da aber der Verdacht auf Rassismus bestand, wurde die Soko-Rechts mit ins Boot geholt und der Polizeipräsident in Dortmund, Georg Lange, informiert.
In ganz NRW kommen die Plakate herunter
Erst ein Gespräch mit der Geschäftsstelle der Grünen am Donnerstag brachte Licht ins Dunkel. Und zwar mit einer Info, die den Aplerbecker Grünen noch gar nicht bekannt war. Das Wahlkampfmaterial der Grünen wird zentral für ganz NRW beschafft.
„Man stellt aber jetzt wohl in ganz NRW fest, dass die Kandidatenplakate von den Laternen kommen“, sagt Maik Müller. „Diese Information hatten aber die Parteimitglieder noch nicht.“ Die habe es wohl erst am Donnerstagmorgen gegeben.
Vorwürfe vonseiten der Polizei angesichts der Tatsache, dass man ein rassistisches Motiv vermutete, gab es jedoch nicht. „Wir nehmen solche Information sehr ernst“, heißt es.
„Wir werden das nächste Mal ein wenig vorsichtiger sein“, sagt Ursula Hertel. „Ich wäre aber im Traum nicht darauf gekommen, dass es sich hier um einen Materialfehler handeln könnte.“
Jörg Bauerfeld, Redakteur, berichtet hauptsächlich in Wort, Bild und Ton aus dem Dortmunder Süden.
