Etwa 40 Mitarbeiter der einzig verbliebenen Dortmunder Galeria Karstadt Kaufhof-Filiale sind am Freitag (9. Juni) in den Streik getreten und haben in Essen, wo der Kaufhaus-Konzern seine Zentrale hat, für höhere Löhne demonstriert. Der Grund: Um das angeschlagene Unternehmen zu retten, hatten die deutschlandweit 17.000 Mitarbeiter auf Lohn verzichtet.
Joffrey Kallweit, der Betriebsratsvorsitzende der Dortmunder Filiale, hat unserer Redaktion erklärt, worum es den Beschäftigten geht.
„Wir bekommen kein Weihnachtsgeld und kein Urlaubsgeld. Im Vergleich zu anderen Einzelhandelsbeschäftigten, für die der Tarifvertrag gilt, verdient ein Vollzeit-Mitarbeiter bei uns 5500 Euro im Jahr weniger. Wir wollen wieder in die Tarifbindung, und dadurch wieder angemessen bezahlt werden“, erklärt Joffrey Kallweit.
Denn nach der angekündigten und wieder zurückgenommen Schließung des Dortmunder Hauses zu Ende Januar 2024 drohen Galeria Karstadt Kaufhof Personal-Probleme: Viele haben sich nach den bereits verschickten Kündigungen bereits neue Jobs gesucht. „Wir müssen zurück in die Tarifbindung, sonst laufen uns die Leute davon“, sagt Joffrey Kallweit.
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Zulauf hatte am Brückentag, 9. Juni, hingegen das Karstadt-Haus am Westenhellweg: Bereits 15 Minuten vor Öffnung, also um 9.45 Uhr, warteten mehr als zwei Dutzend Kundinnen und Kunden vor den Glastüren am Westenhellweg.
Schilder machten sie darauf aufmerksam, dass das Haus an diesem Tag trotz Streiks zwar geöffnet sei, es aber statt um 20 Uhr an diesem Freitag bereits um 19 Uhr schließen wird. Offensichtlich war es nicht gelungen, den streikbedingten Ausfall von etwa einem Viertel des Personals komplett zu kompensieren.

Das demonstrierte derweil auf dem Essener Hirschlandplatz - zusammen mit Beschäftigten der ebenfalls geretteten Häuser (unter anderem Münster, Köln, Duisburg und Bochum), aber auch des von der Schließung bedrohten Hauses in Siegburg. 400 Streikende aus ganz NRW waren gekommen.
Verdi-Funktionärin Silke Zimmer forderte, dass Lohn-Ansprüche „bei einer Insolvenz nicht verloren gehen und für alle Beschäftigten, die ihren Arbeitsplatz verlieren, für die letzten drei Monate eine Wertschätzungszulage in Höhe von monatlich 1000 Euro“.
Zeitgleich zum Streik bei Galeria Kaufhof Karstadt wurden am Brückentag weitere Einzelhandelsketten in NRW bestreikt. Diesmal traf es 16 Häuser der Marktkauf Rhein-Ruhr GmbH und 5 Edeka-Märkte der EHG Rhein-Ruhr. Die Beschäftigten trafen sich zu einer zentralen Kundgebung in Moers. Sie fordern 2,50 Euro mehr Lohn und Gehalt. Das Entgelt soll mindestens 13,50 Euro pro Stunde betragen.
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